Berliner Stadtschloss wird seit 2013 wieder aufgebaut (aktualisiert)



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Das Stadtschloss im späten 18. Jahrhundert. Bild aus Wiki, Urheberrecht abgelaufen / Bild oben: Das Stadtschloss um 1900 (gemeinfrei)
Das Berliner Stadtschloss entsteht erneut, und zwar nach den stark historisierenden Plänen des Architekten Franco Stella (65). Der Italiener gewann den Architektur-Wettbewerb mit 15:0 Stimmen. Der Palast der Republik ist bereits verschwunden.

Artikel dazu finden sich u.a. bei Welt Online (bei Springer ist man pflichtgemäß begeistert), Spiegel-Online (neutral) oder auch mit kritischen Stimmen wie bei n.tv (Artikel nicht mehr online.

Drei der vier Fassaden sollen möglichst originalgetreu wieder aufgebaut werden. Auch die Kuppel kommt zurück. Das Innere wird jedoch nicht rekonstruiert. Der ganze Komnplex formiert als Humboldt-Forum. Er soll knapp vier Jahren dann die außereuropäischen Sammlungen Berlins sowie die Zentral- und Landesbibliothek beherbergen.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte bereits bis zu 552 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Preußen-Schlosses zugesagt. 80 Millionen Euro will ein privater Förderverein beisteuern. Baubeginn soll im Mai 2013 sein.

Ursprünglich stand auf dem Areal eine 1443 von Kurfürst Friedrich II. „Eisenzahn“ erbaute Burganlage, die eine Kreuzung von Handelswegen – und die damals 8000 Einwohner – kontrollierte. Die Bürger der aufstrebenden Handelsstadt hatten sich zunächst im Berliner Unwillen gegen den Bau gewehrt und sogar die Baugrube unter Wasser gesetzt. Da sie aber von der Hanse und anderen Städten keine Hilfe erhielten, mussten sie schließlich klein beigeben.

Im 16. Jahrhundert ließ Kurfürst Joachim II. die Anlage weitgehend abtragen und errichtete ein Rennaissance-Schloss, das jedoch bereits im Dreißigjährigen Krieg wieder verfiel.

Der erste preußische König Friedrich I. musste natürlich entsprechend repräsentieren und baute seinen Sitz ab 1701 im Barock-Stil aus.



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Das in den Palast der Republik integrierte Schlossportal (Foto: Wiki/Dieter Brügmann)
Der Bau bildete mehrfach den Hintergrund historischer Ereignisse. Sei es bei den Reden von Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des Ersten Weltkriegs oder bei der Ausrufung der „sozialistischen Republik“ durch Karl Liebknecht 1918 vom selben Balkon aus. Das dürfte den abgedankten Kaiser ganz schön geärgert haben.

1945 fiel das Schloss zum großen Teil alliierten Bomben zum Opfer. Tragende Wände blieben jedoch stehen.

Den Rest besorgte 1950 die DDR, die im Schloss ein Symbol des preußischen Absolutismus sah und es fast vollständig sprengen und abtragen ließ. Lediglich das Liebknecht-Portal wurde ins Staatsratsgebäude integriert und ist heute noch sichtbar.

Der größte Teil des Schlossgeländes wurde mit dem (architektonisch gar nicht mal so unattraktiven) Palast der Republik überbaut.

In dessen Schatten brach sich dann im November 1989 beim Gorbatschow-Besuch zum 40. Jahrestag der DDR der Volkszorn auch vor West-Kameras Bahn brach. Es sollte der letzte Jahrestag der DDR sein. Wenige Tage später fiel die Mauer.

palast_der_republik_2003.jpgNach den Wahlen im März 1990 kam dann im (asbestverseuchten Palast der Republik) die erste frei gewähte DDR-Volkskammer zusammen, die bald den Anschluss an die alte Bundesrepublik beschloss.

Übrigens gibt es beim Thema Stadtschloss eine erstaunliche Duplizität der Ereignisse: Auch im nahen Potsdam wurde intensiv über den Wiederaufbau des von der DDR gesprengten Stadtschlosses diskutiert.

Nun soll auch in Potsdam eine weitgehende Rekonstruktion des Hohenzollern-Schlosses erfolgen. Dort wird dann der brandenburgische Landtag einziehen.

Keller des Berliner Schlosses - für die Standsicherheit sorgten Holzpfähle
Keller des Berliner Schlosses – für die Standsicherheit sorgten Holzpfähle

Spuk & Co.: Im Schloss trieb eine bekannte Weiße Frau ihr Unwesen. Möglicherweise ist es die 1351 gestorbene Gräfin Kunigunde von Orlamünde. Es wird berichtet, dass sie verschiedenen Hohenzollern-Herrschern jeweils kurz deren Tod erschienen ist, etwa Friedrich I. im Jahr 1713. Meist kündigte sie den Tod drei Tage im Voraus an. Ein letztes Mal soll sie am 31. Januar 1945, gespukt haben. Drei Tage vor der schweren Bombardierung des Schlosses.

Das Hohenzollern-Gespenst tauchte auch in anderen Schlössern der Dynastie auf, etwa in Bayreuth. Beim Durchzug durch Bayreuth wollte Napoleon ausdrücklich nicht in Gemächern nächtigen, in denen das Gespenst schon aufgetaucht war.

Ob die Gestalt nach dem Wiederaufbau wohl erneut einzieht? Oder ob sie mittlerweile nach Burg Hohenzollern umgezogen ist?

Nachtrag: Die eingangs gemachte Bemerkung „der Palast der Republik ist bereits verschwunden“, ist übrigens nicht ganz richtig. „Erichs Lampenladen“ hat sich nicht völlig im historischen Nirvana aufgelöst: Das Berliner DDR-Museum hat sich noch schnell ein Fenster gesichert.

Nachtrag zur Weißen Frau: Die Hohenzollern waren in der Beziehung nicht einzigartig. Die Habsburger hatten ebenfalls drei Jahrhunderte lang eine Weiße Frau, die in kritischen Momenten in der Wiener Hofburg herumspukte. Das letzte Mal tauchte sie 1914 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf, der die K.u.K.-Monarchie hinwegfegen sollte.



Bilder: 1) Stadtschloss aus Wikipedia, Urheberrecht abgelaufen, 2) Wikipedia/Dieter Brügmann/CC-BY-SA 3.0, 3) Palast der Republik, Wikipedia/Falkue/CC-BY-SA 3.0

Lage: Schlossplatz, 10117 Berlin

Link: Äußerst umfassend ist der Wikipedia-Eintrag



Ein Gedanke zu „Berliner Stadtschloss wird seit 2013 wieder aufgebaut (aktualisiert)“

  1. Die Bildunterschrift „Das in den Palast der Republik integrierte Schlossportal“ ist falsch. Einige Zeilen später steht richtig: „…wurde ins Staatsratsgebäude integriert und ist heute noch sichtbar“.

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