Nachts auf Schloss Kransberg




Jetzt weiß ich, warum das Hochtaunus heißt. Eine steile Privatstraße durch dichten Wald rauf, rein in die Haarnadelkurve und man steht auf dem Parkplatz von Schloss Kransberg. Privatbesitz. Leider nur bei Veranstaltungen und dem jährlichen Mittelaltermarkt zugänglich.

Das einstige Rittergut nördlich von Frankfurt hat eine hochinteressante Geschichte, die stellvertretend für viele Schlösser/Burgen stehen könnte: 1250 erstmals urkundlich erwähnt, zahlreiche Besitzerwechsel. Kurmainzerisch, nassauisch, preussisch. Nach dem 30-Jährigen Krieg verfallen und im 19. Jahrhundert im Stil der Neo-Renaissance wieder aufgebaut. Der private Besitz wurde von den Nazis enteignet.

Foto oben: Wikipedia / dontworry / CC BY-SA 3.0
Im Krieg dienten die Gebäude als eines der diversen Luftwaffenhauptquartiere und als Erholungsheim für Offiziere. Teile wurden als Luftschutzbunker auch für die Zivilbevölkerung des Ortes eingerichtet, die Bunkertüren sind heute noch zu sehen.

1945 waren hier auch Kriegsgefangene untergebracht. Am 30. März 1945 wurde der Ort von den Amerikanern befreit. Unter den einrückenden GIs befand sich auch ein emigrierter jüdischer Deutscher aus Usingen-Kransberg, der die im Burg-Bunker sitzenden Einwohner beruhigte.

Anschließend requirierten die Amerikaner die Burg und nutzten sie als Sammellager für prominente Kriegsgefangene. Auch der frühere NS-Rüstungsminister Albert Speer saß hier vor dem Nürnberger Prozess kurzzeitig ein, wo er dann eine 20-jährige Haftstrafe kassierte.

Ab 1956 zog eine Filiale des späteren Bundesnachrichtendienstes BND ins Schloss (die Schlapphüte hatten wirklich Geschmack). Ihnen folgten wieder die Amerikaner und nach deren Abzug 1999 der Bund.

Die Anlage wurde schließlich an die Erben der Alteigentümer verkauft. Heute gehört sie einem IT-Unternehmer. Die Räumlichkeiten und einige Büroräume sind zu mieten.


wappen.gifDurch die Lage auf einer steilen, waldreichen Felsklippe dominiert die Burg den Ort optisch. Ein tolles Fotomotiv, ich möchte da nur nicht im Winter hochfahren. Auf dem Bild leider nicht zu sehen: Der schöne Innenhof mit einem überdachten Fachwerk-Laufgang. Beim kurzen Besuch machen die Räume einen guten Eindruck.

Den Rittersaal beherrscht ein riesiger Kamin, die sanitären Anlagen sind top. Ich war nur während der Nacht da und empfand die angestrahlte Fassade als äußerst beeindruckend. Und der Sternenhimmel über dem Parkplatz erst. Wow.

Wer mal dahin eingeladen wird, sollte es sich nicht entgehen lassen!

Zu den Besitzverhältnissen: Schloss Kransberg ist 2007 zwangsversteigert worden. Es gehört jetzt einer türkische Investorengruppe, die dort zunächst offenbar eine Bildungseinrichtung plante.

Passiert ist bis jetzt fast nichts. Die Investoren, die 2010 auch Gut Gentzrode im Norden von Neuruppin gekauft haben, kümmern sich offensichtlich nicht darum die Substanz der historischen Anlage Schloss Kransberg zu erhalten. Weil am Burgberg die Gefahr von Steinschlag bestand, musste die Gemeinde zwischenzeitlich sogar eine Straße sperren.

Über den neuesten Stand informierte ein ausführlicher Artikel von Markus Kluge in der Märkischen-Oder-Zeitung von Februar 2014: „Gut, Schloss, Burg – es gibt viel zu tun“ (leider nicht mehr online verfügbar)

Ort: 61250 Kransberg-Usingen, ca. 35 km nördlich von Frankfurt/Main.

Quelle: Informativer Wikipedia-Eintrag

(Bild: Wappen von Kransberg)