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Hochwasser in Dessau Wörlitz: Gartenreich und Schloss Luisium mit Sandsäcken gesichert / Durcheinander nach Facebook-Aufruf



Das Schloss Luisium im Wörlitzer Gartenreich / Foto: Wikipedia/Doris Antony
Das Schloss Luisium im Dessau-Wörlitzer Gartenreich / Foto: Wikipedia/Doris Antony/CC BY-SA 3.0

Heute (Sonntag) morgen eine gute Meldung: Der Pegel von Elbe und Mulde bei Dessau fällt seit der Nacht. Ein Dammbruch bei Groß Rosenburg hat keine Auswirkungen auf Dessau-Roßlau. Das meldet der Katastrophenstab heute (Sonntag) um 8.45 Uhr.

Zitat: „Insoweit bleibt die Lage weiterhin beherrschbar und die sinkenden Flusspegel sorgen für zusätzliche Entspannung“. Die Elbe ist in zehn Stunden um zehn Zentimeter zurück gegangen. In Dessau-Roßlau gilt weiter Katastrophenalarm.

Der Rekord-Pegel der Elbe bedroht jedoch weiter das UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer-Gartenreich und das Schloss Luisium. Gartenreich und Schloss sind für Besucher gesperrt und wurden mit Sandsäcken gesichert.

Vor dem Schloss stehen zusätzlich Spundwände. Sicherheitshalber wurden die Gemälde aus dem Erdgeschossbereich des Schlosses entfernt. Das meldet der MDR.

Das Schloss wurde am Sonntag angesichts der prekären Lage des Ringdeichs mit drei Sickerstellen zwangsgeräumt. Zuvor hatte ein gut gemeinter Facebook-Aufruf des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle hunderte Helfer zum Luisium mobilisiert.

Doch der Katastrophenstab wusste davon nichts, und die Helfer störten eher als das sie Nützliches tun konnten – und brachten die brenzlige Situation am empfindlichen Deich weiter durcheinander.

Teilweise diskutierten die Helfer mit den Deichschützern vor Ort und kritisierten deren Maßnahmen. Arg! Die Mitteldeutsche Zeitung bringt dazu einen ausführlichen Artikel: „Chaos nach Facebook-Aufruf„.

Der Höchststand der Elbe in Dessau-Roßlau (Leopoldshafen) wurde am Samstag mit ca. 7,42 Meter erreicht, die Mulde steht laut Landesbetrieb für Hochwasserschutz am Sonntag Abend bei Dessau-Brücke bei 5,34 Meter (Pegel in Sachsen-Anhalt).

Die automatischen Pegel in Dessau-Muldbrücke und Dessau-Leopoldshafen sind ausgefallen. Es wird jetzt manuell gemessen. Das meldet die Seite der Stadt Dessau. Der Pegel der Elbe bei Dessau hat die Rekordwerte von 2002 noch deutlich überschritten.



Ein Deich an der Mulde wurde provisorisch durch überdimensionale Sandsack-Kissen verlängert, die sich nur mit schwerem Gerät transportieren lassen. 33.000 Sandsäcke liegen noch in Reserve. Einige Ortschaften wurden evakuiert. Schloss Großkühnau wurde von Freiwilligen mit Sandsäcken gesichert.

Sie legten dazu einen 180 Meter langen Sandsack-Deich an. Der neue Hochwasserschutz in Großkühnau ist glücklicherweise vor einigen Tagen fertig geworden.

Die Lage am Schloss Luisium war tagelang unübersichtlich. Berichte, wonach der das Schloss schützende Ringdeich zu brechen drohte, werden vom Katastrophenstab nicht bestätigt.

Am Ende hielt der Notdeich – Schloss Luisium wurde aber durch das von den Fluten hochgedrückte Grundwasser beschädigt. Die Höhe des Schadens steht noch nicht fest.

Das in freundlich hellen Farben gestrichene Schloss Luisium ist ein kleines Landhaus im englischen Stil aus dem Jahr 1774. Fürst Leopold III. von Anhalt-Dessau hatte es seiner Gattin Luise geschenkt, daher rührt der Name.

Beim großen Hochwasser 2002 ergossen sich die Fluten bis ins Schloss – es war von allen Gebäuden des Gartenreichs am stärksten betroffen. Mit Bundes- und Landesmitteln wurden die Schäden beseitigt.

Schloss Großkühnau wird durch eine Sandsackbarriere geschützt / Foto: Wikipedia/
Schloss Großkühnau wird durch eine Sandsackbarriere geschützt / Foto: Wikipedia/M_H.DE/CC BY-SA 3.0

Schloss Großkühnau wurde 1780 für Prinz Albert Friedrich von Anhalt-Dessau (1750–1811), errichtet und war für die damalige Zeit einfach und solide eingerichtet. Lediglich der Festsaal im ersten Obergeschoss war mit Malereien dekoriert.

Der zum Schloss gehörende Kühnauer Park wurde am Südufer des Kühnauer Sees und auf künstlichen Inseln im See angelegt. Er bildet den westlichen Abschluss des Dessau Wörlitzer Gartenreiches.

Mit dem Timing der Flut hat man in Dessau indes Glück: Die moderne Hochwasserschutzanlage in Dessau-Großkühnau ist erst von zwei Wochen in Betrieb genommen worden. Bei Dessau gibt es häufig Hochwasserprobleme, da hier die Mulde in die Elbe mündet.

Mehr zu den Maßnahmen der Verwaltung des Gartenreichs gegen die Fluten steht in einem ausführlichen Artikel der Mitteldeutschen Zeitung: „Die Elbaue ist ein Spiegel„. Aktuelle Nachrichten bringt die Mitteldeutsche Zeitung: „Helfer schützen das Schloss Großkühnau„.

Unklar ist die Lage rund um Schloss Mühlberg im Landkreis Elbe/Elster in Brandenburg. Die Kleinstadt rund um das 1545 wieder aufgebaute Schloss wird nach Angaben des Tagesspiegel seit Freitag Nachmittag zwangsgeräumt, da die Deiche nicht mehr sicher seien. Die Anwohner waren seit Mittwoch zunächst aufgefordert worden, ihre Häuser freiwillig zu verlassen. Die Elbe stand zwölf Zentimeter unterhalb der Deichkrone. Es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher sind im Einsatz.

Wie die Mitteldeutsche Zeitung meldet, gibt es einen Unfalltoten unter den Hochwasserhelfern. Ein 74-Jähriger starb nach einem Verkehrsunfall in Wittenberg/Elster. Er ist damit der dritte Tote des Hochwassers 2013.

Das Video zeigt die Sicherung des Gartenreichs und von Schloss Luisium mit Behelfsdeichen aus Sandsäcken.


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