Burg Altendorf: Essens größte Burgruine

So sah Burg Altendorf in Essen im Mittelalter aus. Fotos: Burgerbe.de

Essen hat mit der Zeche Zollverein eine veritable Welterbestätte. Ansonsten ist die Stadt durch das überdimensionierte Einkaufszentrum Limbecker Platz und die chronischen Staus auf der Autobahn A40 bekannt.

Doch die Ruhrgebiets-Metropole verfügt auch über den größten erhaltene Wohnturm einer mittelalterlichen Burg zwischen Rhein und Weser – und zwar den der Burg Altendorf.

Nach der einstigen Wasserburg haben die Essener gleich einen ganzen Stadtteil benannt: Burgaltendorf.

Burg ist fünf Etagen hoch

Die Mauern der Kernburg sind fünf Stockwerke hoch – bis auf 21,70 Meter erhalten. Das Gemäuer ist zugänglich, man kommt über eine Wendeltreppe bis aufs (neuzeitlich eingezogene) Dach.


Im Inneren von Burg Altendorf. Unten die moderne Wendeltreppe.

Die Entstehungsgeschichte der Burg ist unklar. Ein dreigeschossiger Wohnturm mit Ringmauer wurde wohl zwischen 1150 und 1200 errichtet. Als Bauherrn kommen die Kölner Erzbischöfe oder die Grafen von Altena-Isenberg in Frage.

Romanische Fenster aus dieser Zeit kann man noch sehen – heute zugemauert. Vor der Burg entstand eine Vorburg mit Wirtschftsgebäuden. Beide Burgteile waren über eine Brücke mit der Hauptburg verbunden.

Reste der Vorburg erhalten

Von der Vorburg sind Reste eines Wirtschaftsgebäudes, von Mauern und Rundtürmen erhalten. Im Wohnturm der Hauptburg sind die einstigen Zwischendecken ebenso verschwunden wie die frühere Wendeltreppe.

Der einstige Wohnturm der Burg Altendorf und Reste der Vorburg.

Reste eines Kreuzrippengewölbes im ersten Stock sind noch sichtbar. Ein bis zu 12,50 Meter breiter Wassergraben umgab die Anlage.

Erste bekannte Burgherren waren Wennemar der Ältere und Wennemar der Jüngere von Altendorf. Die Familie fungierte seit 1297 als Lehnsleute der Grafen von der Mark. Als Erbdroste (höchste Verwaltungsbeamte) waren sie für das Reichsstift Essen zuständig.

1386 kam die Anlage an die Familie von Vietinghoff-Schell, die sie ab 1400 deutlich ausbauten. Der Wohnturm wurde dabei um zwei auf die heutigen fünf Etagen aufgestockt: ein mittelalterliches Hochhaus sozusagen.



Der Wohnturm, der einstige Wassergraben und ein Rundturm der Vorburg.

Christopher von Vietinghoff-Schell reichte das nach 1533 nicht mehr aus. Er gab einen Um- und Ausbau im Stil der Renaissance in Auftrag. Die Vorburg ließ er um das erheblich erweitern (sie hat heute fast die vierfache Fläche der Kernburg).

Nach dem Tod des letzten Vietinghoff-Schell 1601 kam es zu mehrfachen Besitzerwechseln und Teilungen. Nach 1760 wohnten die adeligen Eigentümer nicht mehr auf der Burg.

Die Anlage wurde an bürgerliche Nutzer verpachtet. Nach wenigen Jahren war nur noch ein Raum bewohnbar.

1850 kaufte der zu Wohlstand gekommene Steiger Friedrich Wilhelm Kirkamm den letzten adeligen Besitzern ihre Rechte an der verfallenden Burg ab, die bereits kein Dach mehr hatte. Die Wassergräben waren bereits weitgehend versandet.

Burg als Steinbruch

Kirkamm musste schnell weiterverkaufen. Nun sprang die Kommune ein. 1856-58 entstanden auf dem Gelände eine katholische Dorfschule und ein Haus für den Lehrer – zum Teil aus Steinen der Burg.

In der Burg Altendorf.

Man dachte um 1860 darüber nach, die Ruine durch ein neues Dach zu sichern, ließ es dann aber. In den folgenden Jahren stürzten die noch vorhandenen Etagen ein.

Doch erst in den Jahren 1900 bis 1904 hatte die Kommune Geld, um zu sanieren: 10.500 Goldmark flossen in die Ertüchtigung des Gebäudes.

Das gerade erst 50 Jahre alte Lehrer-Wohnhaus war durch Bergschäden beschädigt, es wurde abgerissen.

Doch nach den Arbeiten zu Beginn des Jahrhundert passierte jahrzehntelang nichts. Zwei Kriege und die Wirtschaftskrise kamen dazwischen.

Die nordöstliche und die südwestliche Ringmauer des Wohnturms stürzten in der Zwischenzeit ein. Wer die Ruine besichtigen wollte, musste über Trümmerberge klettern.

Eine erneute Sanierung begann erst 1957. Dabei entledigte man sich 1961 auch des alten Schulhauses. Die Feuerwehr brannte es kontrolliert ab.

Restaurant mit Burgblick

Seit 1970 gehört die Ruine der Stadt Essen. In den Jahren 1969/70 wurde erneut investiert. Vor der Burg entstand ein Restaurant (mit sehr leckerem Kuchen). Und der Burgturm wurde durch eine Wendeltreppe mit Aussichtsplattform wieder begehbar.

Zehn Infotafeln erläutern nun die Burggeschichte (sie werden gerade neu aufgestellt). Der Heimat- und Burgverein Burgaltendorf e.V. (Link zur Website) kümmert sich um die Instandhaltung und Pflege der Anlage und nutzt sie für kulturelle Veranstaltungsangebote (Lesungen, Dorffest, Ritterfest und Anderes).

Die Vorburg ist ganzjährig zu besichtigen. Der Burgturm mit seiner Aussichtsplattform ist zwischen Mitte April und Mitte Oktober an jedem Samstag, Sonntag und Feiertag zur kostenlosen Besichtigung geöffnet. Führungen werden nach Vereinbarung durchgeführt.

Video:
Die ZDF-„Expedition Deutschland“ auf Burg Altendorf:

Weiterlesen:

Eine ausführliche Chronik zur Burg findet sich auf der Vereins-Seite Burgaltendorf.de