Wasserburg Gommern: Gefängnis wurde Schlosshotel

Brücke und Tor zur Wasserburg zu Gommern / Fotos: Burgerbe.de
Brücke und Tor zur Wasserburg Gommern / Fotos: Burgerbe.de
1948 hatte man im Jerichower Land bei Magdeburg andere Sorgen als sich um die in jenem Jahr genau 1000-jährige Geschichte der Wasserburg Gommern zu kümmern.

Kein Wunder, hatte man doch gerade das „tausendjährige Reich“ überstanden und war auf dem besten Weg in eine realsozialistische Zukunft…

948 war ähnlich tubulent gewesen. Die sich christlich nennenden Invasoren von westlich der Elbe hatten gerade die slawische Befestigung im heutigen Gommern eingenommen.




An ihrer Stelle bauten sie eine Burg und mitsamt doppeltem Wassergraben. Kaiser Otto erwähnte just 948 in einer Urkunde die nun zum Bistum Magdeburg gehörende Siedlung „civitas Guntmiri“.

Gewölbe unter der Wasserburg - heute kann man hier feiern / Foto: Burgerbe.de
Gewölbe unter der Wasserburg – heute kann man hier feiern / Foto: Burgerbe.de
In den ersten Jahren der Burg entstand wohl bereits der mächtige Bergfried von gut 40 Metern Höhe mit drei Meter dicken Mauern.

Die Burg gehörte den Mächtigen des Reichs: Zum Beispiel Albrecht dem Bären, erster Markgraf von Brandenburg (ca. 1100-1170) und ab 1269 den Herzögen von Sachsen.

Die nach Jahrhunderten reichlich heruntergekommene Burg war im Jahr 1578 schließlich dem sächsischen Kurfürsten August ein derartiger Dorn im Auge, dass er sie abreißen und durch ein Renaissance- Jagdschloss ersetzen ließ.

Die Steine nahm man aus den Trümmern der Burg und den Resten des 1538 geschlossenen Zisterzienserinnenklosters Plötzky.



Der Bergfried ist gut 40 Meter hoch, Foto: Burgerbe.de
Der Bergfried ist gut 40 Meter hoch, Foto: Burgerbe.de
Zumindest den Bergfried empfand der Kurfürst als eigentlich ganz schöne Landmarke. Er ließ dem Turm ein geschweiftes Dach (eine so genannte welsche Haube) aufsetzen und eine Wendeltreppe einbauen.

1815 war dann Schluss mit der Sachsen-Herrschaft, und die Preußen zogen auf Schloss Gommern ein. Der Militärstaat richtete hier 1853 ein Gefängnis ein, das rund 100 Jahre Bestand haben sollte. 1927 wurde ein neuer Hafttrakt errichtet (dort ist heute das Restaurant untergebracht).

Die Haftanstalt übernahmen sechs Jahre später die Nazis, um auch politische Gegner einzusperren. Während des Zweiten Weltkriegs kamen hier NS-Gegnerinnen aus den besetzten Gebieten hinter Gitter.

Die Verhaftungen und Verschleppungen hielten die NS-Behörden geheim. Hitlers „Nacht- und Nebel-Erlass“ schrieb es so vor.

In einem Nebengebäude sind Brauerei und Restaurant untergebracht, Foto: Burgerbe.de
Im ehemaligen Gefängnis sind Brauerei und Restaurant eingezogen / Foto: Burgerbe.de
Die Rote Armee befreite Gommern am 5. Mai 1945. Die sowjetische Besatzungsmacht betrieb das Gefängnis weiter und hielt hier ihrerseits von ihr als politische Gegner identifizierte Menschen unter Verschluss.

Erst Mitte der 1950er Jahre wurde die Haftanstalt aufgegeben.

Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Berufsausbildungszentrum genutzt.

Ab 1990 konnte es der Treuhand und den Gemeinden der ehemaligen DDR nicht schnell genug gehen, Burgen und Schlösser an Investoren aus dem Westen zu verscherbeln. Noch im Jahr der Einheit wurde Schloss Gommern verkauft.

2004 soll sich Showmaster Thomas Gottschalk für den Kauf der Burg interessiert haben, berichtete die Website der Mitteldeutschen Zeitung. Doch aus dem Gerücht wurde nichts.



Die Anlage eröffnete nun als Hotel- und Gaststättenbetrieb mit eigener Bierbrauerei. Der Betreiber gab jedoch nach zehn Jahren wieder auf.

Nach zwischenzeitlicher Schließung des Schlosses und nachfolgenden Zwangsversteigerungen wurden die Gaststätte und die Brauerei im Dezember 2008 unter neuer Leitung wiedereröffnet. Der Hotelbetrieb startete wieder im Februar 2009 als Vier-Sterne-Haus.

Heute kann man in den warmen Monaten im Innenhof der Anlage zünftig essen und das selbstgebraute Bier genießen.

Schnitzel im Hof der Burg Gommern…

Ein Werbefilmchen für die Wasserburg Gommern:

Nachtrag:

Das Hotel hat seinen Betrieb zum 30. November 2022 leider eingestellt.

Der Eigentümer hat dazu laut der Zeitung Volksstimme erklärt, dass sich die Energiekosten inzwischen auf rund 400.000 Euro im Jahr verfünffacht hätten.

Die Seite der Wasserburg zu Gommern ist aktuell nicht mehr online verfügbar.