Chateau du Quesnel von 1753 ausgebrannt



Chateau Quesnel um 1900 / Foto: Défense du patrimoine Français / Foto oben: Screenshot Video Courier de Picardi
Chateau Quesnel um 1900 / Foto: Défense du patrimonie Français / Bild oben: Screenshot aus Video des Courrier Picard

Das leer stehende, verfallende Chateau du Quesnel in Le Quesnel nahe Amiens (Somme) ist am Montagabend (10.12.2018) ausgebrannt. 50 Feuerwehrleute kämpften sechs Stunden lang gegen die Flammen. Sie konnten das Schloss jedoch nicht mehr retten.

Das Feuer hatte alle drei Etagen des verrammelten Gebäudes mit seinen 750 Quadratmeter Fläche erfasst. Fotos zeigen die Flammen aus den Fenstern der Hauptfassade schlagen. Die Ursache des Feuers ist unbekannt.

Die Holzdecken brachen ein. Nun steht nur noch die Fassade. Das Schloss stammt aus dem Jahr 1753.

Es gehört einem Pariser Anwalt, der es geerbt hat und offenbar keine Mittel in den Erhalt steckte.

2017 hatte sich eine Petition auf Change.org für die „Rettung“ des Schlosses stark gemacht und die Bürgermeisterin des 780-Einwohner-Ortes zum Handeln aufgefordert. Sie erzielte 1447 Unterschriften.


Der Ort Le Quesnel ist vor allem wegen seiner Soldatenfriedhöfe bekannt / Foto: gemeinfrei
Der Ort Le Quesnel ist vor allem wegen seiner Soldatenfriedhöfe bekannt / Foto: gemeinfrei

Das zunächst einstöckige Gebäude diente anfangs der Familie Le Fort du Quesnel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es durch Heirat an die Familie Blin de Bourdon. 1853 bauten diese einen Seitenflügel und die oberen Etagen hinzu.

Prominentester Schlossherr war Raoul Blin de Bourdon (1837-1940). Von 1872 bis 1893 saß er für die Region Somme als gewählter Abgeordneter in der französischen National-Versammlung.

Im August 1914 wurde das Schloss von deutschen Truppen besetzt. Ein militärischer Planungsstab nutzte es als luxuriöses Quartier. Beim Rückzug der kaiserlichen Armee wurde das Schloss geplündert und durch Granattreffer schwer beschädigt.

Anschließend zogen französische Offiziere ein. Von ihrem Aufenthalt erzählen mehrere Fotos des Mediziners René Verney, die erhalten geblieben sind. Die Blin de Bourdon ließen das Schloss nach dem Krieg restaurieren.

Schloss als Lost Place

Die Erben verkauften das Schloss 1985 an die Familie des heutigen Besitzers. Diese ließ das Gebäude im Zentrum des Ortes (gegenüber der Kirche) leer stehen. Offenbar weil das verfallende Schloss zum Ziel von Lost-Places-Freunden wurde, ließ der Eigentümer einige Fenster schließlich zumauern.



Viele französische Schlösser sind im Lauf der Jahrhunderte abgebrannt. Einige, wie das Chateau Mothe Chandeniers wurden auch noch im 20. Jahrhundert ein Raub der Flammen (und das ganz ohne Krieg).

In Deutschland wurde Ende November Schloss Emersacker bei Augsburg durch einen Brand schwer beschädigt.

Hier ein Video des Brands im Chateau du Quesnel, das der Courrier Picard ins Netz gestellt hat:

Weiterlesen:

Der Courrier Picard berichtete mit Bildern und Videos: „Le château du Quesnel n’est plus que ruines“ (leider nicht mehr online)
France bleu bringt einen Artikel: „La tristesse des habitants de Le Quesnel dans le Santerre après l’incendie du château“ (Link zum Text)
Le Bonhomme Picard meldet: „Le Quesnel: le château ravagé par les flammes