Mit „HammaBot“ zur Hammaburg: Digitales Storytelling in Hamburg



Der HammaBot erzählt Wissenswertes zur Hammaburg / Foto: Burgerbe.de / Foto oben: Die Hammaburg-Grabung auf dem Hamburger Domplatz / Foto: Wikipedia
Der HammaBot erzählt Wissenswertes zur Hammaburg / Foto: Burgerbe.de / Foto oben: Die Hammaburg-Grabung auf dem Hamburger Domplatz / Foto: Wikipedia/Bullenwächter/CC-BY-SA 3.0
Wie bringt man die Generation Smartphone dazu, sich – freiwillig und mit Spaß – über Spuren der Vergangenheit zu informieren, die erstmal nur wie ein paar öde Steine auf einem Innenstadtplatz aussehen?

Und lässt sich der Nachwuchs sich vielleicht sogar zum Besuch in einem „ieh wie langweilig“-Museum animieren?

Das Archäologische Museum Hamburg hat das 2018/19 mit dem „HammaBot“ versucht: Einem Chatprogramm, das mittels WhatsApp funktioniert und ganz ohne das Installieren einer speicherfressenden App auskam. Man musste einfach per Messenger ein freundliches „Moin“ an die Nummer 0157 92385856 schicken.

Sofort grüßte das Programm zurück („Moin“) und fragte, ob man denn Lust auf eine Unterhaltung über die Entstehung Hamburgs hat. Niedrigschwelliger geht’s kaum.

Hammabot-Screenshot
Hammabot-Screenshot
Wer „Ja“ sagt, bekam ein Video von Prof. Rainer-Maria Weiss zu sehen, in dem der Leiter des Museums knapp und anschaulich auf die Anfänge der legendären Hammaburg vor 1200 Jahren schaute: Einer Befestigung an einem wichtigen Handelsweg an einer schmalen Furt durch die Alster nahe der Elbe.

Die Grabung von 2013/14 auf dem heute wieder unbebauten Domplatz im Herzen der Stadt hat dazu allerlei neues Wissen über die „Keimzelle Hamburgs“ ans Licht gebracht.

Schnelle Schnitte zwischen den Aufnahmen zwei Kameras sorgten für Dynamik in den Videos. Hier wurde die Profi-Handschrift erkennbar (hinter der App steckte das Hamburger Start Up Helloguide).

Museumsleiter Weiss erzählte vom zerstörerischen Wikingerüberfall mit angeblich 600 Schiffen im Sommer 845: „Es lässt historisch tief blicken, dass die Wikinger nur ein einziges Mal in Hammaburg waren. Es dürfte sich nicht gelohnt haben“.

Von Ottonen und Saliern dürften die meisten Schüler irgendwann mal im Geschichtsunterricht gehört haben, ohne groß etwas damit zu verbinden. Der Archäologe Kay-Peter Suchowa erläuterte im Chat, warum der Wechsel zwischen den beiden Herrscherdynastien durchaus reale Folgen für Hamburg hatte.

Die politisch unruhigen Zeiten ließen Sachsenherzog Bernhard II. im Jahr 1021 den Bau einer umfangreichen neuen Burganlage anordnen. Es sollte die größte Burg Norddeutschlands werden.



Screenshot Hammabot
Screenshot Hammabot
Das Ganze jetzt „interaktiv“ zu nennen, wäre ein bisschen verwegen. HammaBot reagierte nur auf „Ja“ und „Nein“. Schon mit einem „Vielleicht“ konnte er/sie nichts anfangen und bat um klare Ansagen. Die Initiatoren sprechen daher auch lediglich  von „einer einfachen Form von künstlicher Intelligenz“

Wer die Unterhaltung einmal komplett durchspielte, hatte am Ende ca. 40 Nachrichten vom Museums-Bot im WhatsApp-Chat, sechs Fotos und fünf Videos.

Übrig blieb- wie sich das für eine gute Geschichte gehört – ein Rätsel. Die Archäologen haben nämlich noch nicht herausgefunden, wo die Kirche des in den 830er und 840er Jahren mit großen Eifer in Schweden, Dänemark und Schleswig missionierenden Bischof Ansgar gestanden hat. Man vermutet ihre Reste unter der heutigen St. Petrikirche.

Das Projekt HammaBot mochte wie eine technische Spielerei wirken, war aber echte Pionierarbeit. Wenn sich die künstliche Intelligenz fortentwickelt, noch interaktiver und etwa mit Sprachsteuerung kombiniert wird, dürften in Zukunft deutlich realistischere „Unterhaltungen“ zu erwarten sein.

Chatbots allein werden die Kids aber wohl kaum in die Museen locken – doch als „Sahnehäubchen“ in einem vielschichtigen Digitalisierungskonzept kann so etwas schon interessant sein.

Inzwischen ist die Whatsapp-Nummer des Hammabot leider stillgelegt.

Heute könnte man natürlich ChatGPT & Co. fragen…

Weiterlesen:
Die Infos zum HammaBot auf der Seite des Archäologischen Museums Hamburg sind Ende 2022 nicht mehr online verfügbar.

Angelika Schröder hat auf Musermeku.org einmal beleuchtet, wohin die Reise der Museen in Sachen Digitalisierung gehen könnte: „Die Chance auf eine strukturelle Transformation

Wie könnte die mittelalterliche Hammaburg ausgesehen haben? Eine Visualisierung des Archäologischen Museums Hamburg:

Der Standort der Hammaburg:

Größere Kartenansicht



2 Gedanken zu „Mit „HammaBot“ zur Hammaburg: Digitales Storytelling in Hamburg“

  1. Moin,
    der ‚Hammabot‘ Service scheint im Jahre II von Corona nicht mehr aktiv zu sein. Ich erhielt jedenfalls gerade eine Fehlermeldung. Der Artikel sollte entsprechend revidiert werden.
    Gruß aus Hamburg

Kommentare sind geschlossen.