Burg Beeskow wird Musikmuseum: „Orchester im Schrank“



Burg Beeskow wird Musikmuseum. Hier ein Beispiel für einen Musikautomaten von 1914 aus dem Technischen Museum Wien. Foto: Dr. Bernd Gross / CC-BY-SA 4.0 / Foto oben: Burg Beeskow
Burg Beeskow wird Musikmuseum. Hier ein Beispiel für einen Musikautomaten von 1914 aus dem Technischen Museum Wien. Foto: Dr. Bernd Gross / CC-BY-SA 4.0 / Foto oben: Burg Beeskow / A.Savin / CC-BY-SA 4.0
Das Eifelstädtchen Monschau ist um eine Attraktion ärmer, dafür freut man sich in Brandenburg: Auf Burg Beeskow (Landkreis Oder-Spree)eröffnet am Freitag ein Musikmuseum.

Es geht aber nicht um irgendwelche alten Geigen, sondern um mechanische, selbst spielende Instrumente: Sozusagen die analogen Vorgänger der Dolby-Surround Anlagen. Einige sind mehr als hundert Jahre alt. Sie konnten zur Kaiserzeit ganze Orchester ersetzen, was die wilhelminischen Sparfüchse doch sehr gefreut haben dürfte.

Zu sehen sind unter anderem vollautomatische Orchestrions, durchdringende Trompetenorgeln, selbst spielende Klaviere, per Kurbel angetriebene Leierkästen, Grammophone und historische Spieluhren.

Auf den ca. 350 Quadratmetern Museumsfläche sind 65 Instrumente ausgestellt, deutlich weniger als in Monschau. Außerdem gibt es noch Werkstatträume. Besucher können einen Blick in die faszinierende Feinmechanik tun und den originalen Klängen lauschen, die die Urgroßeltern-Generation im Kino und auf Volksfesten begeisterte.



Burghof in Beeskow / Foto: Wikipedia/TwinGin
Burghof in Beeskow / Foto: Wikipedia/TwinGin/CC-BY-SA 4.0
Jansens Lieblingsstück ist ein etwa drei Meter hohes Jazz-Sinfonie-Orchestrion, das in einen eigens gebauten Schrank passt. Es sorgte in der Gastronomie für Unterhaltungsmusik, lange vor der Erfindung der Juke Box.

Thomas Jansen zeigte die Sammlung bis 2013 im Musikmuseum Monschau im Westen von NRW. Dann wollte er sich eigentlich zur Ruhe setzen. Doch die Stadt Beeskow machte dem Aachener ein verführerisches Angebot.

Für rund 400.000 Euro kauften die Brandenburger den Großteil von Jansens fast 200 Instrumenten sowie rund 1600 Tonträger und Notenrollen. Und die Kommune versprach mit dem neuen Museum auf der Burg Beeskow einen würdigen Platz.

Werbung für ein Orchestrion aus dem Jahr 1862 / Bild: gemeinfrei
Werbung für ein Orchestrion aus dem Jahr 1862 / Bild: gemeinfrei

Da konnte Jansen nicht Nein sagen. Er betreut die Sammlung weiter als Kurator und Restaurator. Eigentlich war die Eröffnung bereits für den Herbst 2016, dann den Herbst 2017 geplant. Nun wurde es Mai.

Die Wasserburg der Herren von Strehle taucht erstmals 1272 in einer Urkunde auf. Ihnen folgten die von Bieberstein. Nach 1518 baute der Bischof von Lebus, Dietrich von Bülow, die Anlage zu einer bischöflichen Residenz aus. In den Reformationsjahren ging man als Kirchenfürst besser auf Nummer sicher.

1575 fiel die Burg an die Kurfürsten von Brandenburg, die späteren Könige von Preußen und deutschen Kaiser. Bis 1915 nutzten die Hohenzollern sie als Verwaltungsgebäude, dann verkauften sie die Anlage an die Stadt Beeskow.

Bei den schweren Kämpfen in der Gegend in der Endphase des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde der Ostflügel der Burg getroffen und brannte aus.

Teil der Außenanlage der Burg Beeskow / Foto: Wikipedia / J.Rzadkowski / CC-BY-SA 4.0
Teil der Außenanlage der Burg Beeskow / Foto: Wikipedia / J.Rzadkowski / CC-BY-SA 4.0

Nach Kriegsende diente die Anlage Flüchtlingen aus Ostpreußen und Schlesien als Unterkunft.

1991 beschloss das Kreisparlament von Oder-Spree, die Burg südöstlich von Berlin zum Kultur- und Bildungszentrum zu machen. Es wurde ein Museum zur Regionalgeschichte eingerichtet (natürlich mit Folterinstrumenten).

Außerdem zog das Kunstarchiv der Stadt Beeskow ein. Es enthält 23.000 Objekte aus dem Bestand von DDR-Parteien und Massenorganisationen und bietet auch Ausstellungen an.

Und nun gehört auch das Musikmuseum Beeskow zu den Burgmuseen – es gibt auch eine eigene Homepage.



Übrigens: Eine weitere Sammlung mechanischer Musikinstrumente ist im Jagdschloss der Burg Linn in Krefeld zu sehen (Link zu „Kultur in Krefeld„).

Weiterlesen:

Einen ausführlichen Bericht über die Pläne für das Musikmuseum brachte die Deutsche Presseagentur dpa (hier via „Der Westen“): „Musikmuseum Beeskow: Das komplette Orchester im Schrank