Kronenburg: Ein Stück Spanien in der Eifel



Kronenburg - malerischer Burgort im Schatten der Ruine / Fotos: Burgerbe.de
Kronenburg – malerischer Eifel-Burgort im Schatten der Ruine / Fotos: Burgerbe.de
Wer um das Jahr 1710 das malerische Burgenstädtchen Kronenburg in der Eifel besuchte, der wandelte auf spanischem Grund.

Kam man 150 Jahre später, fand man sich an gleicher Stelle in Österreich wieder. Circa hundert Jahre weiter landete man, je nach Timing, in Frankreich, den Niederlanden, Mecklenburg oder Preußen.

Der malerische Flecken im heutigen deutsch-belgischen Grenzgebiet hat historisch einige Wechsel miterlebt. Die einst mächtige Burg wurde mittlerweile zur malerisch gelegenen Ruine.




Der beschauliche Burgort im Schatten der Mauerreste präsentiert sich in schmucker Fachwerkoptik. Ein Besuch lohnt sich.

Die Ruine der Kronenburg
Die Ruine der Kronenburg
Rückblick:
Die Edlen von Dollendorf thronten Ende des 13. Jahrhunderts ziemlich unangreifbar in der fünfeckigen Kronenburg auf einem Bergsporn der Eifel. Von hier aus blickten sie weit ins Obere Kylltal.

Der einzige Zugang zur Burg verlief über einen schmalen, gut zu verteidigenden Bergsattel. Die von Dollendorfs nannten sich bald von Kronenburg und knauserten. Die Gegend brachte kaum etwas ein.

Ihr letzter Nachkomme Peter von Kronenburg (1347-1414) begab sich aus Geldnot unter die Lehenshoheit der mächtigen Luxemburger Grafen. Eine folgenschwere Entscheidung.

Die Kronenburg im späten Mittelalter. Der Kirchturm ist Teil der Befestigung. Bild: gemeinfrei
Die Kronenburg im späten Mittelalter. Der Kirchturm ist Teil der Befestigung. Bild: gemeinfrei

Gasse in Kronenburg
Gasse in Kronenburg
Die Nachfolge der Kronenburger traten diverse Grafengeschlechter an, zuletzt die von Manderscheid-Blankenheim.

Im Flickenteppich des Heiligen Römischen Reichs blieb der Flecken seit den Zeiten von Ritter Peter aber bis zum Ende des Reichs Teil des Herzogtums Luxemburg.

Und dieses wiederum hatte Kaiser Karl V. bei seiner Abdankung 1555 in die spanischen Niederlande integriert.

Nun gehörten die Kronenburger also ganz offiziell zu Spanien und bildeten eine hispanische Enklave im Westen des Reichs. Noch heute wird die Gegend deshalb auch als „Spanisches Ländchen“ bezeichnet.


Blick von der Ruine zum Kyllsee.
Blick von der Ruine zum Kronenburger See.
Malerisches Örtchen Kronenburg
Malerisches Örtchen Kronenburg

160 Jahre lang konnten sich die Kronenburger als Untertanen des Habsburger Weltreichs fühlen. Mehrere Pestepidemien zwischen 1600 und 1680 verleideten ihnen allerdings diese Zeit.

1714/15 wurden aus den Spanischen die Österreichischen Niederlande. Die Habsburger Herrschaft blieb, nur der Familienzweig wechselte.

Regiert wurde man aus Brüssel. Und die Brüsseler Bürokraten interessierten sich nicht für Burgen der Eifel. Das Bauwerk verfiel.

Für Ordnung sorgte ein belgischer Amtmann im Auftrag des Grafen von Manderscheid-Blankenheim. Da dieser Herr J. Faymonville nicht mehr auf der Burg wohnen konnte und wollte, entstand zwischen 1760 und 1769 am Fuß der Burg das repräsentable Burghaus Kronenburg, heute ein Hotel und Restaurant. Faymonvilles Nachkommen lebten hier übrigens bis 1969.

Blick von der Ruine auf das Burghaus, einst Sitz des Luxemburger Amtmanns.
Blick von der Ruine auf das Burghaus, einst Sitz des Luxemburger Amtmanns.
Fachwerkgasse in Kronenburg.
Fachwerkgasse in Kronenburg.

1794 marschierten die Franzosen ein annektierten und alles Land links des Rheins. Das 500 Einwohner-Örtchen Kronenburg wurde nun Teil des Canton Cronenburg im Département Ourthe.

Kaiser Napoleon verlebte 1804 einige Tage im Burghaus und hinterließ einen Brief an den Bürgermeister. Die baufällige Burg wurde 1809 versteigert. Ein ehemaliger Amtmann erhielt den Zuschlag.

Die Bürger der Umgebung nutzten die Burg in den Folgejahren dankbar und recht gründlich als Steinbruch.

Nach dem Wiener Kongress wanderte die Herrschaft über das Kronenburger Territorium wieder einmal: von den Niederlanden über das Haus Mecklenburg-Strelitz hin zu den Preußen, die sie 1819 kauften, um ihre „preußischen Rheinlande“ zu arrondieren.

Tor zum Burgort Kronenburg
Tor zum Burgort Kronenburg

Die Ruine blieb malerisch in der Landschaft stehen. Zwischen 1920 und 1925 machten Kronenburger Laiendarsteller sie mit Tellspielen bekannt.

Anfang 1945 versuchten einige Wehrmachtssoldaten und SS-Offiziere hier die vorrückenden Amerikaner aufzuhalten. Dabei wurde das Nordtor der Burg zerstört (und nach dem Krieg wieder aufgebaut). Der Widerstand wurde nach kurzem Geplänkel gebrochen.

Heute gilt Kronenburg in Dahlem (Kreis Euskirchen) als eines der schönsten Dörfer der Eifel. 2006 errang es eine Goldmedaille beim Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.

Rhein-Eifel-TV über Kronenburg: