Schloss Hummelshain: Doch keine Zwangsversteigerung



Jagdschloss Hummelshain: Die Nordfassade Foto (ebenso Foto oben): Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
Jagdschloss Hummelshain: Die Nordfassade Foto (ebenso Foto oben): Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
Das verfallende Schloss Hummelshain in Thüringen wird nun doch nichts zwangsversteigert. Eigentümer Lutz Rothe konnte seit 20 Jahren fälligen Teil der Kaufsumme plus Zinsen von ca. 550.000 Euro für das „nationale Kulturgut“ an die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) bezahlen.

Das meldet die Ostthüringer Zeitung. Dem Bauunternehmer soll ein öffentlich nicht genanner „Investor aus dem Weimarer Land“ dabei geholfen haben. Der Förderverein Schloss Hummelshain glaubt nicht daran, dass der Eigentümer weitere Investitionen in das Gebäude vornehmen wird.

Dach und Mauerwerk des einstigen Jagdschlosses der Herzöge von Sachsen-Altenburg sollen nun mit Hilfe von Landes- und Bundesmitteln in Höhe von 1,5 Millionen Euro saniert werden (erfahrungsgemäß wird das für eine komplette Sanierung nicht reichen).




Südwestansicht von Jagdschloss Hummelshain / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
Südwestansicht von Jagdschloss Hummelshain / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
Das idyllisch gelegene Neue Jagdschloss Hummelshain im Saale-Holzland-Kreis stammt aus dem späten 19. Jahrhundert: Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg ließ das repräsentative Gebäude 1880 im Stil des Historismus mit Elementen der Neogotik und Neorenaissance errichten. Für die Fassade wählte man Sandstein (der im mitteldeutschen Klima allerdings dauerhaft nicht besonders gut hält).

Deutlichstes Merkmal des Schlosses ist der 48 Meter hohe Turm mit seinen vier Ecktürmchen. Als Architekten zeichneten Ernst von Ihne (der spätere Hofbaumeister von Kaiser Wilhelm II.) und Paul Stegmüller verantwortlich.

Innen herrschte Luxus: Größter Raum ist der herzogliche Festsaal im Erdgeschoss mit seiner aufwendigen Deckenvertäfelung. Auch an einen schmucken Marmorkamin zum Erwärmen der herzoglichen Gäste und an ein großformatiges Wandrelief wurde gedacht.

Das Schloss war 1885 fertig – und damit der letzte Schlossneubau in Thüringen unter der Monarchie und das jüngste von Adelsherrschern bewohnte Residenzschloss Europas.

Während der Revolution von 1918 dankte der Herzog ab, und ein Verlag zog ein. In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss zum Lazarett. Von 1947 bis 1992 waren hier ein Kinderheim und ein Jugendwerkhof untergebracht.

1998 verkaufte die LEG an Rothe und seine Firma für zwei Millionen D-Mark, die aber nicht wie vereinbart flossen.

Obwohl auch die 1998 vertraglich zugesicherten Sanierungen durch den Schlossbesitzer nicht erledigt wurden, verzichtete die LEG darauf, den Kaufvertrag rückabzuwickeln. In der Rückschau ein aus meiner Sicht skandalöser Vorgang.

Schloss Hummelshein war auch schon Drehort, zum Beispiel für die Doku „Krupp – Eine deutsche Familie [2 DVDs](Link zu Amazon) mit Heino Ferch und Iris Berben. Im Sommer werden regelmäßig Schlossführungen angeboten.

Über die aktuelle Entwicklung:
Katja Dörn schreibt in der Thüringer Allgemeinen: „Neues Jagdschloss Hummelshain ist abbezahlt





Ein Gedanke zu „Schloss Hummelshain: Doch keine Zwangsversteigerung“

  1. Es ist schon eine Schande zu sehen, wie das alles so langsam verfällt, nach endlosen Streitereien bis Androhungen wieder einmal das Land und damit der Steuerzahler (also ich) wieder einmal einspringen müssen. Man sollte quasi eine Enteignung wie auch immer das machbar sein könnte starten, dann würde es mir um mein Steuergeld wenigstens nicht leid tun.

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