Schloss Gymnich soll Seminarhotel werden



Schloss Gymnich: Die Kelly Family hatte viel Platz / Foto: Wikipedia / Achim Raschka / CC-BY-SA-3.0
Schloss Gymnich: Die Kelly Family hatte in 23 Zimmern viel Platz / Foto: Wikipedia / Achim Raschka / CC-BY-SA-3.0 / Foto oben: Foto: Wikipedia / Thoma(talk) / CC BY-SA 3.0
Schloss Gymnich, das einstige Gästehaus der Bundesregierung und zeitweise Heim der Kelly-Family, soll nun zum Seminarhotel werden. Auch die Geschichte des Hauses soll in den Räumen dokumentiert werden. Das teilte Schlossbesitzer Gerd Overlack dem Kölner Stadt-Anzeiger mit.

Die umfangreiche Sanierung des Barockschlosses läuft derweil weiter. Overlack plant, montags bis sonntags Tagungsgäste im ehemals für Pressekonferenzen vorgesehenen Schlossflügel unterzubringen. Auch er selbst will im Schloss am Flüsschen Erft wohnen.

Zu Zeiten als Gästehaus der Bundesregierung (1971 bis 1990) waren hier unter anderem Queen Elizabeth II., Königin Silvia, König Juan Carlos I. oder Präsident Ronald Reagan zu Gast. Für die Queen wurde eigens ein Aufzug eingebaut. Die Monarchin bevorzugte dann aber den Gang über die Schlosstreppe. Den Aufzug will Overlack nun reparieren und wieder in Betrieb nehmen lassen.




Der Eingangsbereich von Schloss Gymnich / Foto: Wikipedia / Achim Raschka / CC-BY-SA-3.0
Der Eingangsbereich von Schloss Gymnich / Foto: Wikipedia / Achim Raschka / CC-BY-SA-3.0
Die Geschichte der Wasserburg reicht bis ins Jahr 1354 zurück. Nachdem die Anlage jahrelang als Schlupfwinkel für Raubritter gedient und den Kölner Kaufleiten schwere Stunden bereitet hatte, ließ sie der Kölner Erzbischof 1399 kurzerhand zerstören.

Die Herren von Gymnich schworen angesichts der Übermacht hoch und heilig, dort nie wieder ein festes Haus zu errichten. Kaum waren die Ritter weg, bauten sie neu – nur ein paar Meter weiter.

Dieses Gebäude wurde schließlich 1642 bis auf den Südteil des Westflügels durch französische Truppen zerstört. Die heutige Anlage stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Sie wurde auf dem alten Grundriss und durch Recycling historischer Steine und Balken errichtet. Dabei entstanden der Südflügel 1655 und der Ostflügel 1722. In dieser Zeit wurde auch der große Park angelegt mit vielen heimischen Gehölzarten, aber auch mit allerlei botanischen Exoten. Auch ihn will Overlack wiederherstellen lassen.

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Die Stiftung Denkmalschutz schreibt: „Besonders bemerkenswert ist die Innenausstattung von Gymnich mit den hochwertigen Vertäfelungen, Stuckaturen, Supraporten, Gemälden und Möbeln.“

Zwischen 1971 und 1990 diente Gymnich als Bundesgästehaus. In den 19 Jahren beherbergte das historische Schloss 262 Staatsgäste.

Am 25. August 1989 fand dort auch das Geheimtreffen zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten, Kanzler Helmut Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher statt.

Bei diesem Treffen informierten die Ungarn die Bundesregierung zum ersten Mal über ihre Absicht, den Eisernen Vorhang zwischen Ungarn und Österreich für Flüchtlinge aus der DDR zu öffnen. Der Wegfall der Sperranlagen löste im Sommer 1989 eine Fluchtwelle aus, die einen guten Teil zur friedlichen Revolution im Oktober/November 1989 in der DDR beitrug.

Nachdem die Bundesregierung ihr Gästehaus 1990 zum Petersberg verlegt hatte, wechselte der Eigentümer von Schloss Gymnich mehrfach. Berühmtester Besitzer war Dan Kelly.

Der Patriarch der Kelly-Family kaufte das Schloss 1998. Bis zu seinem Tod 2002 lebte die Familie dort. Fans kamen zum Teil in Sonderbussen und zelteten sogar auf dem Anwesen.

Das Schloss wurde schließlich 2012 zwangsversteigert. Versicherungsmakler Overlack erhielt den Zuschlag. Die Geschwister hatten sich ohne ihren Vater ohnehin nicht mehr einigen können, wie es mit der Denkmalimmobilie weitergehen sollte.

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Horst Komuth schreibt im Kölner Stadt-Anzeiger: „Schloss Gymnich wird Tagungshotel