Axpo verkauft Schloss Böttstein bei Pannenreaktor Beznau



Der Innenhof von Schloss Böttstein / Foto (ebenso Foto oben): Wikipedia / MichaelFrey / CC-BY-SA 3.0
Der Innenhof von Schloss Böttstein / Foto (ebenso Foto oben): Wikipedia / MichaelFrey / CC-BY-SA 3.0

Wer kauft ein Schloss direkt gegenüber einem als „Pannenreaktor“ bekannten Atomkraftwerk, das auch noch das älteste der Welt ist? Der schweizer Energiekonzern Axpo hat es jedenfalls geschafft, sein Schloss Böttstein (Kanton Aargau) an „eine Privatperson aus dem Raum Zürich“ zu veräußern.

Wieviel Fränkli der Käufer dafür noch auf den Tisch gelegt hat, soll geheim bleiben (sonderlich viele dürften es angesichts der prekären Lage nicht gewesen sein). Bekannt wurde lediglich, dass der Erwerber „über langjährige Erfahrung im Bereich Gastronomie und Hotellerie verfügt“.

Gegenüber von Schloss Böttstein liegt auf der einer künstlichen Insel in der Aare das Kernkraftwerk Beznau, der dienstälteste Atommeiler der Welt (der erste Block ging 1969 in Betrieb).




Der neue Eigentümer will den bestehenden Hotel- und Restaurantbetrieb erhalten und auch das Personal übernehmen. Die Axpo versucht seit 2016, sein „Atomschloss“ verkaufen. Die Liegenschaft mit dem umgebenden Land wurde zum 1. Juli 2017 an den Käufer übertragen.

Im Hochmittelalter, als man noch auf regenerative Energieträger (Holz, Dung) setzte, stand hier die Burg der Freiherrn von Böttstein. Als diese mit den Jahren immer unansehnlicher wurde, ließen die Brüder Johann Peter, Hans Walther und Karl Emmanuel von Roll das Gemäuer abreißen.

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Der Atomkraftwerk Beznau / Foto: Wikipedia / Roland Zumbühl (Picswiss) / CC-BY-SA 3.0

Von ihrem reichlichen Erbe von 574.000 Gulden bauten sie von 1615 bis 1617 ein Schloss mit einer stattlichen, zweitürmigen Kapelle. Nach dem Tod des sehr dem Luxus zugetanen Brüder-Trios fiel das Schloss an die Familie von Schmid aus Uri.

Die von Schmids waren fortschrittlich und versuchten moderne Ackerbau-Methoden einzuführen, was bei der örtlichen Bauernschaft auf Kritik stieß und zu allerlei ur-schweizerischen Flüchen führte. Das Schloss blieb bis 1893 in der Familie.

1965, im Zuge der Bauarbeiten für das Kernkraftwerk auf der Aare-Insel, kaufte die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (heute: Axpo) das Schloss.

Die Firma ließ es renovieren und wandelte es in einen Landgasthof um, um hier während der Bauzeit leitende Mitarbeiter aus dem Stab unterbringen zu können, denen man keine einfachen Hotels zumuten wollte.

Seit 1974 ist das Schloss ein Hotel mit Restaurant.

Dummerweise hat Axpo im Geschäftsjahr 2015/16 einen Verlust von 1,25 Milliarden Franken eingefahren, im Vorjahr waren es 990 Millionen. Das hat zur Folge, dass sich die Axpo den Erhalt des Schlosses nicht mehr leisten wollte. Es sollte bereits im Frühling 2016 verkauft werden. Greenpeace hatte sich im vergangenen Jahr einen Spaß daraus gemacht, den Kauf des Schlosses durch Atomkraftgegner zu verkünden.

Weiterlesen:

Die zunächst hier verlinkte Pressemitteilung der Axpo „Schloss Böttstein verkauft“ ist nicht mehr online
Auch die schweizer Handelszeitung berichtet: „Privatperson kauft Schloss von Axpo

Lage von Schloss Böttstein und des Kernkraftwerks Beznau: