Schloss Großenhain: Einst Burg mit rauchendem Schornstein



1860: Über Schloss Großenhain raucht der Schlot einer Garnspinnerei / Foto: gemeinfrei
1860: Über Schloss Großenhain raucht der Schlot einer Garnspinnerei / Foto: gemeinfrei
Das Wahrzeichen des sächsischen Städtchens Großenhain war ab 1836 ein kräftig rauchender Schornstein, der aus dem Bergfried von Schloss Großenhain herausragte. Er spuckte die Abgase einer Dampfmaschine in die Luft, die die Webstühle der Garnspinnerei der Gebrüder Eckhardt antrieb.

Gut 130 Jahre lang blieb das einstige Landgrafenschloss eine Fabrik. Heute ist der Schlot verschwunden, und die Anlage präsentiert sich als Kulturschloss Großenhain – Ort von Opernaufführungen, Konzerten, Tagungen und Hochzeitsfeiern.

Im Tonnengewölbe lockt das Restaurant Schlosskeller zur Einkehr.




Das kulturelle Angebot im Schloss Großenhain ist heute recht breit
Das kultrurelle Angebot im Schloss Großenhain ist heute recht breit. Fotos: Burgerbe.de
Das Schloss wurde 1289 erstmals erwähnt – und dann gleich lobend als eines der wichtigsten in der Region. Ein Wassergraben schützte die Anlage mit ihren bis zu sechs Meter dicken Mauern. Die Burg befand sich an der wichtigen Handelsverbindung Hohe Straße zwischen Leipzig und Breslau.

Im 13. Jahrhundert lag das Gebiet an der Grenze der Markgrafschaft Meißen zu Brandenburg, und die sollte durch solche Befestigungen gesichert werden.

Brandenburger Zwischenspiel

Das passte dem Brandenburger Markgrafen freilich nicht, 1292 belagerte er (erfolgreich) das damalige Städtchen Hayn und die Burg. Die Brandenburger blieben bis 1316.

Das sanierte Schloss heute.
Das sanierte Schloss heute.

Kaum hatten die Meißener die Burg danach wieder in Besitz genommen, wurde diese durch ein Feuer zerstört (ein relativ häufiges Schicksal bei der beleibten Backstein/Fachwerk-Bauweise und den offenen Kaminen.

Es sollte bis 1547 dauern, bis Kurfürst August von Sachsen den Wiederaufbau anordnete.

Die Sachsen hatten allerdings nur ein paar Jahrzehnte Freude an ihrem Burgschloss, dann kam der Dreißigjährige Krieg: 1637 belagerten die Schweden das Schloss und verwüsteten es. 1642 wiederholten sie den Vorgang. Und das mit skandinavischer Gründlichkeit.

Stehen blieben nur noch Außenmauern und der robuste Bergfried aus dem 13. Jahrhundert.

Der Durchgang zum Schlosskeller.
Der Durchgang zum Schlosskeller.

Kurfürst Johann Georg II. gab 1662 den Wiederaufbau in Auftrag und besuchte im Folgejahr selbst die Baustelle. Immerhin hielt das neue Schloss diesmal 42 Jahre durch, bevor es 1704 im Zuge des Nordischen Krieges erneut zerstört wurde. 1744 wurde es dann beim Hayner Stadtbrand beschädigt.

Die Reste wurden immer wieder geflickt. Die vorgelagerte Pulverbastei wurde Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen.

1835 kaufte schließlich die Familie Eckhardt den Komplex, um hier ihre Spinnerei einzurichten.



Im 20. Betriebsjahr brannte die Produktionsstätte dann an einem Januartag des Jahres 1856 ab. Beim Wiederaufbau wurde der Betrieb gleich vergrößert. Doch zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren die großen Jahre der sächsischen Spinnerei vorbei.

Blick in den einstigen Wassergraben neben dem Schloss.
Blick in den einstigen Wassergraben neben dem Schloss.

Während des Ersten Weltkriegs bekam die Spinnerei nochmal Großaufträge – für Munitionssäcke. Während der Wirtschaftskrise 1929 musste die Fabrik schließlich schließen.

Die Nazis richteten 1933/34 einige Monate lang ein Arbeitslager in den leer stehenden Produktionshallen ein. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss verstaatlicht und durch das VEB Ofenbau Großenhain bis 1967 wieder industriell genutzt.

Danach stand das Schloss leer. 1968 beschädigte ein Sturm das Dach schwer, 1981 kam es einmal mehr zu einem Brand, die Decke des Erdgeschosses wurde dabei zerstört.

Auf der Treppe zum Schlosskeller.
Auf der Treppe zum Schlosskeller.

1992 erhielten die Nachkommen der von der DDR enteigneten Alteigentümer das Schloss zurück – und verkauften es 1998 an die Stadt Großenhain.

Die kommune hatte großes mit der Anlage vor: Am 7. Oktober 2000 wurde der Grundstein zum Umbau zum Kulturzentrum gelegt. Im Frühjahr 2002 konnte das Kulturschloss Großenhain schließlich eröffnen.

Neben den Veranstaltungen im Schloss Großenhain kann man zwischen April und Anfang Oktober den Bergfried besteigen (geöffnet an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr) Erwachsene zahlen einen Euro, Kinder 50 Cent.

Gruppen können sich auch führen lassen (Buchung über die Großenhain-Information, Tel. 03522-304-0).

Weiterlesen:
Schlosschronik auf der Seite des Kulturzentrums Großenhain