Königsberger Schloss: Okkulter Schatz des Preußenkönigs gefunden?



Das Königsberger Schloss um 1900 / Foto und Bild oben: gemeinfrei
Das Königsberger Schloss um 1900 / Foto und Collage oben: gemeinfrei
In einer riesigen Staubwolke verschwanden 1968 die Reste des schwer vom Krieg gezeichneten Königsberger Schlosses (heute Kaliningrad).

Der damalige Kreml-Chef Leonid Breschnew soll die Sprengung der einstigen Feste des Deutschen Ordens selbst angeordnet haben.

Versuche, den Platz anschließend mit einem protzigen realsozialistischen Verwaltungsbau zu pflastern, brachten wegen des weichen Bodens nur die nächste Ruine hervor.

Beseitigt wurden aber nur die oberirdischen Zeugnisse der Ordensritter, Preußen-Herzöge und Könige. Trümmer und Erdreich verschütteten die Schlosskeller – die aber immer noch da sind.

2002 begannen russische Archäologen mit der Freilegung. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unterstützte sie finanziell. 2005 machten die Ausgräber einen rätselhaften Fund…

Nordflügel des Königsberger Schlosses mit Eingang zum Weinlokal "Blutgericht" / Bild: Gemeinfrei
Nordflügel des Königsberger Schlosses mit Eingang zum Weinlokal „Blutgericht“ / Bild: Gemeinfrei
Eigentlich waren die Forscher hinter den Kunstschätzen des einst im Schloss beheimateten und im August 1944 bei einem britischen Luftangriff teilweise eingestürzten Prussia-Museums her. Ihr Hauptziel war allerdings das verschollene Bernsteinzimmer.

Die Bernsteinverkleidungen des legendären Prunkraums lagerten bis zur Endphase des Krieges schließlich im Keller des Königsberger Schlosses.

Schrott aus der Schlacht um Königsberg

Doch zum Verdruss des damaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust fanden sie zunächst reichlich Munition, Wehrmachtshelme und allerlei andere Hinterlassenschaften der Schlacht um Königsberg.

Die Prunkfässer zierten das "Blutgerich" im Schloss. Foto: gemeinfrei
Die Prunkfässer zierten das „Blutgericht“ im Königsberger Schloss. Foto: gemeinfrei
Diese lagen verstreut zwischen zerbrochenen Tellern und Flaschen aus dem ebenfalls legendären Weinrestaurant mit dem feinsinnigen Namen „Blutgericht“. Dieses war von 1738 bis 1945 in den Gewölben des Nordflügels des Schlosses untergebracht.

Im kriegsbedingten Durcheinander tauchte allerdings plötzlich eine weit ältere silberne Schatulle auf. Ihr Inhalt: Zwölf Amulette und Medaillen aus Gold, Silber, Zinn und Kupfer. Sie zeigen den Teufel, Fabelwesen und Götter und tragen kryptische Inschriften.

Grabungsleiter Prof. Wladimir Kulakow vom Moskauer Archäologie-Institut sprach sogleich von einer Sensation.



Der Schlosshof / Foto: gemeinfrei
Der Schlosshof / Foto: gemeinfrei
Die Schachtel fand sich an durchaus prominenter Stelle: In einem versteckten Hohlraum im Fuß einer Säule der einstigen Schlosskirche, weniger Meter vom Krönungsaltar der preußischen Könige entfernt.

Zwei Jahre später berichtete der Spiegel über die durchaus stichhaltige Theorie, der okkulte Silbertand habe dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) gehört. Der war als abergläubisch bekannt und Mitglied im Geheimbund der Rosenkreuzer.

Das königliche Hexagramm

Als Zeichen seiner Mitgliedschaft besaß er ein silbernes Hexagramm. Und genau so ein silberner Stern wurde auch in der verborgenen Schatulle gefunden.

Preußen-König Friedrich Wilhelm II.: Ließ er die silberne Schatulle in der Schlosskirche verstecken? Bild: gemeinfrei
Preußen-König Friedrich Wilhelm II.: Ließ er die silberne Schatulle in der Schlosskirche verstecken? Bild: gemeinfrei
In den Kellern wühlten sich die Archäologen vorsichtig weiter durch den Kriegsschutt. Rund 5000 Funde kamen zum Vorschein: Darunter viele Ausstellungsstücke der militärhistorischen Sammlung des Prussia-Museums: Schwerter, Ordens-Wappen, spätmittelalterliche Keramik.

2008 stellte der Spiegel die Finanzierung der Grabung ein. Grund sei das „Desinteresse der Kaliningrader Behörden am Fortgang der Ausgrabungsarbeiten“.

Auch ein immer mal wieder angedachter Wiederaufbau des Schlosses für rund 100 Millionen Euro ist, spätestens nach dem Abkühlen der deutsch-russischen Beziehungen nach der Annektion der Halbinsel Krim durch Russland, in weite Ferne gerückt.

Weiterlesen:

Koenigsberg in Bildern

Der deutschsprachige „Königsberger Express“ berichtete ausführlich über den Fund im Königsberger Schloss, Titel „Das Pentagramm aus dem Schlosskeller“. Die Geschichte ist leider nicht mehr online. Die dpa brachte eine Meldung (via Hamburger Abendblatt): „Seltsamer Teufelsfund in Kaliningrad“

Matthias Schulz rollte im Spiegel (Aushabe 50/2007) die Geschichte des abergläubischen Preußenkönigs und seiner Zauberamulette auf: „Der okkulte König

Das deutschsprachige Online-Magazin „Russland aktuell“ meldete 2008: „Spiegel stellt Finanzierung der Schloss-Ausgrabung ein“ (der Artikel ist nicht mehr online).

Das Weinlokal „Blutgericht“ (das einen ähnlichen Ruf hatte wie „Auerbachs Keller“ in Leipzig) hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Martin Kakies, Königsberg in 144 Bildern (Rautenberg Verlag)

Die ZDF-Doku: „Auf der Spur des Prussia-Schatzes“ beschäftigt sich mit dem Volk der Prussen, einer Grabung in einem Gräberfeld im Samland und der einst in Königsberg lagernden Prussia-Sammlung:



Bilder vom Königsberger Schloss: