Schloss Neusorge verfällt – Erinnerung an Elsa Brändström



Der schwedische Botschafter weiht das Elsa Brändström-Denkmal auf Schloss Neusorge ein / Foto: Wikipedia / Tnemtsoni / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Burgerbe.de
Es ist 5 vor 12 für Schloss Neusorge im sächsischen Mittweida: Der Ostflügel des Barock-Gebäudes ist nach Behördenangaben teilweise einsturzgefährdet, das Dach der dreiflügeligen Anlage ist in Teilen undicht. Die diversen Schäden weiten sich aus.

Doch noch ist eine Sanierung der historischen Anlage möglich, die eng mit der schwedischen Philanthropin Elsa Brändström verbunden ist.

Ein weiteres Problem: Das leer stehende Gebäude ist nicht gegen das Eindringen Unbefugter gesichert.

Auch eine alte Linde auf dem Gelände ist offenbar nicht mehr standsicher und könnte auf die benachbarte Straße fallen (Stand 2018). Das berichtet die Freie Presse.

In den 1920er Jahren ein Kinderheim

Das Schloss als Kinderheim in den 1920er Jahren auf einer Postkarte / Foto: gemeinfrei
Das Schloss als Kinderheim in den 1920er Jahren auf einer Postkarte / Foto: gemeinfrei
Bleibt der Eigentümer untätig, wird die Denkmalbehörde wohl selbst Notsicherungen vornehmen müssen und das dafür ausgelegte Geld vom Eigentümer zurückfordern.

Gegenüber der Zeitung wollte sich der Schlossbesitzer nicht äußern.

2016 hatte sich der Eigentümer noch mit Vertretern der Stadt getroffen. Er rechnet wohl mit Fördergeldern zur Sanierung des Schlosses. Doch ohne Nutzungskonzept und Finanzierungsplan, wird und darf kein öffentliches Geld fließen.

Das beschädigte Dach von Schloss Neusorge / Foto: Burgerbe.de



Mittweida hat schon ein Schloss

Die Stadt will das Schloss auch nicht einfach selbst kaufen. Mittweida besitzt schließlich bereits Schloss Ringethal, das seit Jahren leer steht. Neusorge ist leider kein Einzelfall in Sachsen, erinnert sei zum Beispiel an das verfallende Schloss Wölkau.

Elsa Braendström wurde als "Engel von Sibirien" bekannt. Hier ein Bild von 1929. Foto: Bundesarchiv Bild 183-R06836 / CC-BY-SA 3.0 1929
Elsa Brändström wurde als „Engel von Sibirien“ bekannt. Hier ein Bild von 1929. Foto: Bundesarchiv Bild 183-R06836 / CC-BY-SA 3.0
1929
Bauherr des Schlosses war der sächsische General von Arnim im Jahr 1720. Doch schon 1745 brannte es ab und wurde ab 1751 zunächst nur als Rohbau wieder errichtet.

Sachsen stand im Krieg mit seinem aggressiven Nachbarn Preussen unter König Friedrich II., das hielt erstmal alles auf. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis das Schloss wieder als Wohnquartier diente.

Vor dem Ersten Weltkrieg richtete der Leipziger Fürsorgeverband in Schloss und Orangerie ein Kinderheim ein.

Elsa Brändström eröffnete dann 1923 auf dem Schloss ein Heim für 60 Kinder von deutschen Soldaten, die in russischer Gefangenschaft gestorben waren oder deren beide Elternteile tot waren.

Versprechen an sterbende Gefangene

Die Schwedin hatte dies sterbenden deutschen Kriegsgefangenen versprochen, die sie in Sibirien gepflegt hatte. Sie pachtete das Schloss für jährlich 10.000 Reichsmark.

Weitere Kinder wurden hierher zur Erholung geschickt. Über die Jahre erlebten so 2931 Kinder hier unbeschwerte Tage.


Es war das Paradies! Essen, Kleidung, Spielzeug und ein eigenes Bett! Für Elsa waren alle Menschen gleich, deshalb kamen wir aus allen Schichten„, berichtet Ilse Westphalen, die ihre Kindheit auf Schloss Neusorge verbrachte.

1931 zog sich Elsa Brändström zurück. 1934 schlossen die Nationalsozialisten das wieder vom Leipziger Versorgungsverein betriebene Heim und richteten eine Motorsportschule ein.

Nach dem Krieg wurde das Schloss Staatseigentum. Die DDR brachte hier schwer erziehbare Kinder und Jugendliche unter. Dieses Heim schloss 1993. Seitdem steht das Schloss leer.

2011 ersteigerte eine Firma aus Berlin das Anwesen für nur 51.000 Euro. Aus den großen Plänen des neuen Besitzers, wie etwa der Eröffnung eines „Radiomuseums“, wurde bislang nichts.

2014 tauchte Schloss Neusorge kurz in den Nachrichten auf: Der schwedische Botschafter kam zu Besuch und enthüllte auf dem Schlossgelände ein Denkmal zur Erinnerung an Elsa Brändström.

Jetzt ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das schadhafte Dach weitere, dann nicht mehr rückgängig zu machende Schäden nach sich zieht.

Weiterlesen:

Franziska Pester schrieb in der Freien Presse: „Schloss Neusorge: Ein Denkmal der Barockzeit droht zu verfallen“ (Artikel ist nicht mehr online verfügbar)
2015 berichtete der MDR: „Elsa Brändströms Kinderheim verfällt“ (Artikel nicht mehr online)



3 Gedanken zu „Schloss Neusorge verfällt – Erinnerung an Elsa Brändström“

  1. Rego Design Konzept hat nie ein Schloss erworben! Was für ein Blödsinn schreibt man da !
    Und die Geschichte von Arnim stimmt auch nicht in der Form wie es hier beschrieben wird!
    Uns liegt ein Historisches Dokument vor, 23 Seiten stark von 1756 im Original. Ein Kaufvertrag.
    Ich glaube man kann die Geschichte zum Schloss neu schreiben, zumindestens muss man es korrigieren.

  2. Wir haben Alles um es zu renovieren und wissen wovon wir reden. Was kostet es, an zu kaufen? 4-6 Monate fertig.

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