Schloss Höchstädt: Wo die Nazis Beutekunst bunkerten



Innenhof von Schloss Höchstädt / Fotos: Burgerbe.de
Innenhof von Schloss Höchstädt / Fotos: Burgerbe.de

Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg (1547-1614) hatte große Ansprüche. Der Herrscher eines Flickenteppich-Landes rund um Neuburg an der Donau wollte gern auch Herzog von Jülich-Kleve-Berg werden.

Damit wäre der Protestant ein einflussreicher Regent im Reich geworden (und hätte vermutlich einen Konfessionskrieg ausgelöst).

Um seinem Selbstbewußtsein ein Denkmal zu setzen, vergab Philipp Ludwig Bauaufträge. In Höchstädt an der Donau ließ er von 1589 bis 1603 eine alte Burg zu einem immer noch sehr burgartigen Spätrenaissanceschloss umgestalten: Schloss Höchstädt.

Der Glockenturm: Ein umgebauter Bergfried.
Der Glockenturm: Ein umgebauter Bergfried.

Der alte Bergfried wurde kurzerhand zum Glockenturm umgebaut. Als Baumaterial bediente man sich bei den Überresten des einstigen Römerkastells in Faimingen.

Das Schloss wurde dann planmäßig zum Witwensitz für die Fürsten-Gattin. Diese vertrieb sich die Zeit damit, die Kapelle mit protestantischen Themen ausmalen zu lassen (eine Seltenheit im ansonsten erzkatholischen Bayerisch-Schwaben) und über Sohn Wolfgang Wilhelm zu schimpfen, der zum Katholizismus übergetreten war.



Nach ihrem Tod 1632 hatte das Schloss keine Bedeutung mehr im Herzogtum. Pfalz-Neuburg ging 1808 im Königreich Bayern auf. Den Wittelsbachern gefiel an Schloss Höchstädt eigentlich nur die kunstvolle Kassettendecke des Rittersaals.

Der Innenhof mit Storchennest.
Der Innenhof mit Storchennest.

Die ließen sie 1847 abmontieren und in den Landtag nach München schaffen. 1944 verbrannte sie bei einem Bombenangriff.

Zur Nazizeit wurde das Schloss zunächst vom Reichsarbeitsdienst übernommen, der hier 200 Mann einquartierte. 1943 erhielt das Schloss dann eine neue Funktion: Als Sammelstelle „Tiefenstein“ für Archivalien und Museumsbestände aus der Ukraine und Weißrussland.

1944 sollen mehr als 550.000 Objekte Objekte im Schloss eingelagert worden sein: Herangekarrt mit 14 Waggons aus der Ukraine und 4 Waggons aus Minsk, im Schloss. Die Nazis legten besonderen Wert auf Stücke, die mit der ihrer Ansicht nach „germanischen Frühgeschichte des Ostraums“ zu tun hatten.

Am Fuß des Schlosses steht ein Museumspavillon.
Am Fuß des Schlosses steht ein Museumspavillon.

Ukrainische Wissenschaftler mussten die Bestände im Schloss aufnehmen und inventarisieren.

1945 sorgte die amerikanische Besatzungsmacht dafür, dass die Stücke nach München gebracht und wieder in die Sowjetunion geschickt wurden.

Heute befindet sich im weitgehend sanierten Schloss ein Museum. Ein Schwerpunkt sind Informationen zur zweiten Schlacht bei Höchstädt im Jahr 1704.

Ein Ergebnis des Kampfes mit tausenden Toten war, dass die kaiserlichen/englischen Truppen den Vormarsch von Franzosen und Bayern in Richtung des heutigen Österreich stoppten und Ludwig XIV. eine entscheidende Niederlage beibrachten.




Vor dem Schloss stehen Stahlstelen mit dem Schlossnamen. Warum auch immer...
Vor dem Schloss stehen Stahlstelen mit dem Schlossnamen. Warum auch immer…

Als Spätfolge des gescheiterten Eroberungszugs liegt Wien heute nicht in Bayern.

Am Fuß des Schlosses hat die Bayerische Schlösserverwaltung leider einen potthässlichen, völlig unpassenden Ausstellungspavillon errichten lassen.

Links:

Mehr zur Geschichte von Schloss Höchstädt auf der Seite der Stadt Höchstädt an der Donau.
Über Öffnungszeiten und Eintritt informiert die Schloss-Homepage.

Anfahrt:
Schloss Höchstädt
Schloßberg
89420 Höchstädt

Und hier ein paar Videobilder von Schloss Höchstädt: