Schloss Thienhausen für 270.000 Euro versteigert – per Telefon



Schloss Thienhausen wurde versteigert / Fotos: Wikipedia /Klaus Graf / CC-BY-SA 3.0
Schloss Thienhausen wurde versteigert / Fotos: Wikipedia / Klaus Graf / CC-BY-SA 3.0

Am Ende ging der Zuschlag an einen Bieter am Telefon: Das stark sanierungsbedürftige Weserrenaissance-Schloss Thienhausen in Steinheim (Weserbergland) ist – nach dem Verkauf von Möbeln und Kunstschätzen – für üppige 270.000 Euro versteigert worden. Und das bei einem Startgebot von nur 98.000 Euro. Die Identität des Käufers ist bislang nicht bekannt.

Das Interesse an dem zweiflügeligen Wasserschloss mit 3300 Quadratmetern Nutzfläche (70 Zimmer) mitsamt dem 50.000 Quadratmeter großen Grundstück sei intensiv gewesen, berichtet Auktionator Gabor Kaufhold (Westdeutsche Grundstücksauktionen AG) der Neuen Westfälischen Zeitung.

Mit dem Verkauf endet eine 400-jährige Geschichte adeliger Besitzer: Verkäufer war Christian von Haxthausen, ein Nachfahre von Tönnis Wolf von Haxthausen, der das Schloss 1609 hatte erbauen lassen.

Zuvor hatte Haxthausen bereits einen Teil des Schloss-Inventars in Würzburg versteigern lassen, darunter auch die Porträts seiner Ahnen.



Der noch anonyme Besitzer wird reichlich Mittel in die Sanierung investieren müssen: Das Dach sei schadhaft und in den Mauern stecke der Schwamm. „Ich konnte es nicht mehr stemmen“, sagt der Verkäufer, der hofft,

Schloss Thienhausen wurde 1609 auf dem Areal eines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet, ältere Teile finden sich noch im Nordflügel. Die Familie von Haxthausen war begütert. Sie hatte ausgedehnten Grundbesitz in den Bistümern Paderborn und Hildesheim.

Die Religiosität der Familie hat im Schloss Spuren hinterlassen. In der Fassade grüßt einen Madonnen-Statue. Und bei der Inventar-Versteigerung kamen laut Main-Post eine Kreuzigungsgruppe von Rokoko-Bildhauer Johann Peter Wagner und eine geschnitzte Skulptur der Heiligen Barbara aus dem 16. Jahrhundert unter den Hammer.

Wohnte auf Schloss Haxthausen: Autor Friedrich Wilhelm Weber, wegen seiner demokratischen Gesinnung auch "der rote Weber" genannt. Foto: gemeinfrei
Wohnte auf Schloss Haxthausen: Autor Friedrich Wilhelm Weber, wegen seiner demokratischen Gesinnung auch „der rote Weber“ genannt. Foto: gemeinfrei

Im örtlichen Adel galt die Familie als bestens vernetzt: So war die Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff eine geborene von Haxthausen.

Bekanntester Bewohner war der Dichter und Zentrums-Politiker Friedrich Wilhelm Weber, der von 1867 bis 1887 mit Frau und Kindern auf dem Schloss lebte. Er verfasste hier sein 1878 erschienenes Epos Dreizehnlinden über den „Endkampf“ zwischen Franken und Sachsen in den Jahren 822/23.

1905 wurde das Schloss durch einen Brand stark beschädigt und später im Stil der Renaissance erneuert. Dabei erhielt es sein heutiges Aussehen.

2010 hatte der heutige Besitzer die Anlage von seinem Vater Guido Freiherr von Haxthausen geerbt. Besichtigungen sind nicht möglich.




Weiterlesen:

Hier geht es zum Artikel von David Schellenberg in der Neuen Westfälischen: „Telefonbieter ersteigert Schloss Thienhausen für 270.000 Euro

Harald Iding berichtet im Westfalen-Blatt: „Familientradition endet nach 400 Jahren

Einen Bericht über die Versteigerung des Inventars hat Herbert Kriener in der Main-Post geschrieben: „Schätze aus altem Schloss unter dem Hammer