Schloss Gottorf: Wirbel um futuristischen Glasquader-Anbau



Das Nydamboot auf Schloss Gottorf / Foto: Wikipedia/Erik Christensen
Bekanntestes Ausstellungsstück auf Schloss Gottorf: Das Nydamboot / Foto: Wikipedia/Erik Christensen/CC-BY.SA 3.0 / Foto oben: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen / Architekturbüro Holzer Kobler
Für 30 Millionen Euro soll Schloss Gottorf bei Schleswig modernisiert und um einen futuristischen Glasquader mit Veranstaltungssaal ergänzt werden.

Die Meinungen über den Anbau an der Rückseite des Schlosses gehen stark auseinander.

Mit Anbauten an Burgen und Schlössern ist das ja generell so eine Sache: Versucht man es historisierend, schreien die Historiker auf. Daher haben sich in den vergangenen Jahren eher ambitionierte Glas-Stahl-Konstruktionen durchgesetzt.

Diese modernen „Fremdkörper“ neben historischen Fassaden ziehen allerdings in der Regel schnell Kritik aus der Bevölkerung auf sich, was man gerade bei Schloss Gottorf beobachten kann.


Schloss Gottorf / Foto: Wikipedia/Arne List
Das Schloss / Foto: Wikipedia/Arne List/CC-BY-SA 3.0
Die Diskussion um das geplante gläserne Veranstaltungsgebäude füllt die Leserbriefspalten der Lokalzeitung: Die Meinungen reichen von „insgesamt gelungen“ bis „an Hässlichkeit kaum zu übervieten“. Inzwischen haben Gegner des Umbaus eine Unterschriftensammlung bei „Open Petition“ gestartet und bislang 700 Unterstützer gesammelt.

Hintergrund: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am 10. November 15,6 Millionen Euro Fördergeld für „einen spektakulären Anbau und eine Sanierung von Schloss Gottorf“ freigegeben. Das sind 50 Prozent der anfallenden Kosten. Die andere Hälfte trägt das Land.

Das Schloss beherbert das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und das Archäologische Landesmuseum, hier findet sich zum Beispiel das bekannte Nydamboot.

Die schleswig-holsteinischen Bundestagsabgeordneten Norbert Brackmann (CDU) und Bettina Hagedorn (SPD) sind begeistert. Sie sprechen von einem „Paukenschlag für die Kulturlandschaft im Norden“.

Auf unsere Initiative hin wurde der Weg durch den Haushaltsausschuss freigemacht, um Schloss Gottorf ab 2017 mit einem Anbau in modernem Design als neuem – barrierefreien – Eingangs- und Veranstaltungsgebäude baulich zukunftsweisend zu ergänzen und danach die international bedeutenden Ausstellungen konzeptionell grundlegend neu aufzustellen„, heißt es in einer Pressemitteilung der Abgeordneten.


Gartenfassade des Nordflügels von Schloss Gottorf (rechts der Schlachtertum) / Foto: Wikipedia / PodracerHH / CC-BY-SA 3.0
Gartenfassade des Nordflügels von Schloss Gottorf (rechts der Schlachtertum) / Foto: Wikipedia / PodracerHH / CC-BY-SA 3.0
Nun soll der sogenannte Masterplan Gottorf umgesetzt werden, der seit 2014 mit Besucherbefragungen und einem Ideenwettbewerb sowie 14 Workshops von der Kieler Landesregierung vorbereitet worden war.

Die Planer haben es sich nicht eben leicht gemacht, um zum heutigen Entwurfsstadium zu kommen.

Der Anbau soll in der bislang freien Nordostecke des Schlosses entstehen. Er soll neben kleineren Ausstellungsräumen vor allem Gastronomie, den Museumsshop, die Kasse und einen großen, hellen Veranstaltungsraum beherbergen.

Das Schloss selbst gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke im nördlichen Bundesland. Seine Geschichte reicht zurück von einer mittelalterlichen Burg über eine Renaissancefestung bis hin zu einem Barockschloss. Und es ist ein prima Fotomotiv.

Weiterlesen:
Das NDR-Magazin berichtete unter dem irreführenden Titel: „Neue Glasfassade für Schloss Gottorf“ (nicht mehr online)
Die SHZ lässt ihre Leser zu Wort kommen: „Das denken unsere Leser über die Umbaupläne am Schloss Gottorf
In der SHZ-Redaktion gibt es Befürworter und Gegner des Projekts: „Passt ein moderner Anbau zu Schloss Gottorf? Zwei Meinungen
Alf Clasen schreibt informativ in den Schleswiger Nachrichten: „Schlossherren werben für ihr Projekt
Die Unterschriftensammlung gegen den Umbau ist online bei „Open Petition“: „Das historische Schloss Gottorf in Schleswig ohne modernen Glas- und Metallanbau