Wie kamen römische Münzen auf Burg Katsuren nach Japan?



Das römische Reich zur Zeit Konstantins / Bild: Tataryn / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Burgruine Katsuren / Foto: kanegen / CC-BY-SA 2.0 / Foto Münze: Uruma Board of Education
Das römische Reich zur Zeit Kaiser Konstantins / Bild: Tataryn CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Burgruine Katsuren / Foto: kanegen / CC-BY-SA 2.0 / Foto Münze: Uruma Board of Education
Innerhalb einer Woche bringen zwei archäologische Funde interessante Hinweise auf die Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und Südostasien.

Auf der japanischen Burgruine Katsuren in der Präfektur Okinawa sind vier stark korrodierte römische Münzen aus der Zeit Kaiser Konstantins (306 bis 337 n.Chr.) gefunden worden.

Wenige Tage zuvor hatte die Londoner Times von der Ausgrabung eines römischen Friedhofs im Londoner Stadtteil Southwark aus den Jahren zwischen 200 und 400 n.Chr. berichtet.

Zwei der gut erhaltenen Skelette scheinen von Menschen aus Südostasien zu stammen, wahrscheinlich aus China.

Münzen zwischen Rüstungen

Sein Bild kam auf Münzen bis Südostasien: Kaiser Konstantin / Foto: Jean-Pol GRANDMONT / CC-BY-SA 3.0
Sein Bild kam auf Münzen bis Südostasien: Kaiser Konstantin / Foto: Jean-Pol GRANDMONT / CC-BY-SA 3.0

Forscher Toshio Tsukamoto hatte sich auf der Burgruine Katsuren – einer UNESCO-Welterbestätte – eigentlich Samurai-Rüstungen ansehen wollen. Dazwischen lagen alte Münzen.

Dank seiner Erfahrung mit Ausgrabungen in Italien und Ägypten konnte er die Geldstücke als römisch identifizieren. Eine weitere Untersuchung per Röntgenanalyse bestätigte die Vermutung.

Danach handelt es sich um Münzen aus Konstantinischer Zeit. Die Burg selbst ist allerdings erst im 12. Jahrhundert erbaut worden. Wie konnte das sein? Wie die römischen Zahlungsmittel auf die Festung kamen, erscheint erstmal völlig rätselhaft.

Bekannt ist allerdings, dass die Burgherren im 14. und 15. Jahrhundert enge Beziehungen zum asiatischen Festland hatten. Möglich, dass die Münzen nach langer Zeit im Gebrauch (darauf deuten die Abnutzungsspuren) irgendwie während der Blütezeit der Burg aus Asien nach Japan gelangten.

Auch eine Münze aus dem osmanischen Reich fand sich auf der Burg.

Von römisch-japanischen Beziehungen ist nichts bekannt. Die einzigen römischen Relikte, die bislang im 10.000 Kilometer entfernten Japan gefunden wurden, waren wenige Millimeter große Glasperlen, die in einem Grab aus dem fünften Jahrhundert auftauchten.

Im römischen Reich wusste man von China und der Seidenstraße. Seidenstoffe waren im Imperium höchst begehrt. Beim Handel winkten Traum-Renditen.

Import-Seide im Millionenwert

Plinius schimpfte über 100 Millionen Sesterzen, die jährlich für Seide aus dem Römerreich abflössen (die Römer exportierten im Gegenzug kunstvolles Glas und Teppiche). 

Römische Münzen wurden daher an den Handelsrouten gefunden, zum Beispiel in den 1940er Jahren hunderte Exemplare im Mekong-Delta. Gehandelt wurde über diverse Zwischenhändler.

Begegnungen zwischen Römern und Chinesen sind kaum überliefert. Der römische Geschichtsschreiber Florus berichtet, eine Gesandtschaft der Serer – es könnte sich um Chinesen gehandelt haben – habe Kaiser Augustus besucht.



Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang der Fund von zwei Skeletten mit wahrscheinlich „chinesischem Migrationshintergrund“ auf einem römischen Friedhof – ausgerechnet in London, das damals ziemlich am Rand des Reiches lag.

Bei der Ausgrabung wurden 22 Skelette aus der Zeit zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert untersucht. Einige gehörten Immigranten. Die beiden gut erhaltenen „chinesischen“ Gerippe unterschieden sich von allen anderen und deuteten in ihrer Morphologie auf eine Herkunft aus dem südöstlichen Asien.

Ob jetzt die „römisch-chinesische Geschichte neu geschrieben werden muss“, wie die Times meint? Zunächst stehen weitere Untersuchungen an.

Ein spannendes Thema. Die antiken Großreiche gaben Abenteurern allerlei Möglichkeiten, entlang von Handelsrouten tausende von Kilometern zu reisen.

Warum sollten nicht Chinesen bis ins Römerreich und Römer bis nach China gekommen sein?

Weiterlesen:

Emiko Jozuka bringt die Geschichte auf CNN: „Ancient Roman coins found in ruined Japanese Castle
Spiegel Online fragt: „Wie kommen römische Münzen nach Japan?
Zu Katsuren Castle gibt es auch einen englischsprachigen Wikipedia-Eintrag.

Tom Whipple schreibt in der Londoner Times: „Chinese bones rewrite Roman history
Richard Grey berichtet für die Mail Online: „How did two Chinese skeletons find their way into a Roman cemetery in London?



Ein Gedanke zu „Wie kamen römische Münzen auf Burg Katsuren nach Japan?“

  1. Hallo in Runde 🙂

    Ein wunderbarer und spannender Artikel!
    Das ist ja erstaunlich, wie weit die Handelsverbindungen der alten Römer gingen…eine Frühform Globalisierung 😉
    Die alten Römer und das Römische Reich ist schon eine sehr spannende Zeit. Vieles ist Basis der heutigen europäischen Gesellschaft und hat Spuren hinterlassen.

    Viele Grüße
    Marius Müller

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