Architekt Kai Flender kauft Schloss Beuggen



Schloss Beuggen: Das Torhaus von der Westseite / Foto: Wikipedia / Taxiarchos228 / CC BY 3.0 DE
Schloss Beuggen: Das Torhaus von der Westseite / Foto oben: Luftbild / Beide Fotos: Wikipedia / Taxiarchos228 / CC BY 3.0 DE
Die Badener Protestanten haben ihr Schmuckstück Schloss Beuggen in Rheinfelden verkauft. Zum 1. Januar 2017 wird der Architekt Kai Flender das zum Teil 800 Jahre alte Anwesen des Evangelischen Tagungszentrum direkt am Oberrhein übernehmen.

Der Kaufpreis wurde nicht bekannt. Auch unter dem neuen Besitzer wird die Schlossanlage öffentlich zugänglich bleiben (eine gute Nachricht, manche Neueigentümer warten schließlich nur darauf, sich ihre Schlösser abzusperren und niemanden mehr einzulassen).

Die Schlosskirche soll nun nur noch an hohen christlichen Feiertagen für Gottesdienste genutzt werden und ansonsten zum Veranstaltungsort – z.B. für Ausstellungen – werden.

Schloss Beuggen am Rhein soll verkauft werden / Foto: Wikipedia / Wladyslaw (talk) / CC BY 3.0 DE/
Schloss Beuggen am Rhein soll verkauft werden / Foto: Wikipedia / Wladyslaw (talk) / CC BY 3.0 DE/

Zum Ausgleich sagte Flender vertraglich den Bau einer völlig neuen Kapelle im Gewölbe des alten Pfarrhauses zu. Das Evangelische Tagungszentrum mit seinem Beherbergungsbetrieb wird zum Jahresende 2016 schließen. Das Haus der Kirchenmusik wechselt nach Heidelberg.

Was genau der neue Eigentümer mit Schloss Beuggen machen will, ist noch nicht klar. Gegenüber der Presse sprach der Architekt von einem „hybriden Konzept“, das unterschiedliche Nutzungen ermögliche.



Der Freie Architekt und Generalplaner Flender (Website) verpflichtete sich gegenüber den Protestanten, dabei keine Nutzungen zu gestatten, die dem Ruf der Kirche schaden würde (etwa Spielhallen oder Bordellbetriebe).

Flender hatte 2012 bereits zusammen mit dem Unternehmer Uwe Gantert das repräsentative Schloss Tiengen in Waldshut-Tiengen erworben.

Schloss Beuggen: Fassade des Alten Schlosses / Foto: Wikipedia / Wladyslaw / CC BY 3.0 DE
Schloss Beuggen: Fassade des Alten Schlosses / Foto: Wikipedia / Wladyslaw / CC BY 3.0 DE
Schloss Beuggen wurde 1268 vom Deutschen Ritterorden fertiggestellt. Der Orden nutzte es als Verwaltungssitz seiner örtlichen Kommende und presste seine Untertanen ordentlich aus.

Das hatte zur Folge, dass das Schloss im Bauernkrieg im Mai 1525 gestürmt und geplündert wurde. Dabei vernichteten die Bauern auch gleich einen Großteil der Steuerakten. Komtur Ludwig von Reischach floh in die Schweiz nach Basel und wurde evangelisch.

Der Schreck saß den Ordensrittern tief in den Knochen. In den Folgejahren ließen sie die Befestigungen verstärken und den Burggraben aufstauen. Das Schloss bekam eine zweite Ringmauer. Zwischen 1585 und 1598 wurde das Neue Schloss gebaut.

Die Fortifikationen boten dann im Dreißigjährigen Krieg allerdings keinerlei Schutz vor erfahrenen Söldnern, die ebenfalls ausgiebig plünderten.

Zwischen 1752 bis 1757 wurde das Schloss nach Plänen von Ordensbaumeister Johann Caspar Bagnato im Barock-Stil umgebaut und durch Erweiterungsbauten mal eben in der Fläche verdoppelt.

Schloss Beuggen: Portal des Neuen Schlosses / Foto: Wikipedia / Wladyslaw / CC BY 3.0 DE
Schloss Beuggen: Portal des Neuen Schlosses / Foto: Wikipedia / Wladyslaw / CC BY 3.0 DE
Mit der Säkularisation 1806 fiel der Besitz an das Großherzogtum Baden. Kirche und Krankenstube gingen an die katholische Kirche.

In den Befreiungskriegen wurden dann ab Dezember 1813 verletzte österreichische Soldaten der Armee Schwarzenbergs in den Sälen des Schlosses versorgt. Das gesamte Schloss inklusive Nebengebäude wurde zum Lazarett.

Für Aufsehen sorgte das Schloss im ZDF, als in der Doku „Mordfall Kaspar Hauser“ ein zugemauerter Raum im Pfarrhaus geöffnet wurde. Dort befand sich auf einem Balken in 50 Zentimeter Höhe eine Rötelzeichnung eines Pferdes, was nach Ansicht der ZDF-Experten für einen Aufenthalt Kaspar Hausers spricht.

Nach den Dreharbeiten verschwand die angebliche Hauser-Zeichnung.

1820 öffnete ein evangelisches Kinderheim im Schloss, das bis 1980 bestand. Ihm folgte das Tagungszentrum. Seit 1954 gehörte das Schloss der Evangelischen Landeskirche.


Weiterlesen:
Ingrid Böhm-Jacob schreibt in der Badischen Zeitung: „Schloss Beuggen gehört Kai Flender
Juliane Schlichter berichtet im Südkurier: „Schloss Beuggen wechselt den Besitzer
Auch beim SWR hat man von der Sache Wind bekommen: „Schloss Beuggen wird zum Jahresende verkauft“ (der SWR-Beitrag ist nicht mehr online verfügbar)

Bürger von Rheinfelden demostrierten im Januar 2017 mit einem „Trauerzug“ gegen das Ende der kirchlichen Vergangenheit von Schloss Beuggen:

Die Lage von Schloss Beuggen am Oberrhein:



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