Thurn und Taxis verkaufen marodes Schloss Pürkelgut



Die neuen Besitzer vor der stark sanierungsbedürftigen Fassade / Foto: IZ
Die neuen Besitzer mit Fürstin Gloria vor der stark sanierungsbedürftigen Fassade / Foto: IZ / Foto oben: Wikipedia / Johanning / CC-BY-SA 3.0
Jahrzehntelang erledigte das Haus Thurn und Taxis an seinem einstiges Jagdschloss Pürkelgut in Regensburg nur Notreparaturen. Nun stoßen Fürstin Gloria & Co. die barocke Denkmalimmobilie ab, die fast zum Sterbeort von Napoleon geworden wäre. Und das offenbar für einen Millionenbetrag.

Käufer des Schlosses und des 49.000 Quadratmeter-Grundstücks ist die „Immobilien Zentrum Gruppe“ (IZ). Der Preis bleibt vertraulich.

Was die IZ mit dem Denkmal von 1728 anfangen will, ist noch nicht bekannt. Möglich wären etwa Luxuswohnungen oder gediegene Büros mit Parkblick.

Nun muss das Schloss aber erstmal umfassend saniert werden. Die Denkmalschützer sind im Boot. Auf die neuen Besitzer wartet eine Riesen-Aufgabe. Das Dach wird zurzeit beispielsweise nur noch durch provisorische Stützen am Einsturz gehindert.

Insofern ist der Kauf wohl das Beste, was der historischen Immobilie passieren kann und ein mutiger Schritt durch die IZ.

Im Januar 2016 war die Stadt mit dem Versuch das Schloss zu kaufen gescheitert – sie wollte Schloss und Parkanlage in die Langesgartenschau 2026 integrieren.

Laut Medienberichten hatte Regensburg zwischenzeitlich 8,6 Millionen Euro geboten.

In Regensburg wurde gemutmaßt, dies sei den einstigen Inhabern des Postmonopols immer noch zu wenig gewesen.



Schloss Puerkelgut
Die Nordseite von Schloss Pürkelgut / Foto: Wikipedia / sfischer / CC-BY-SA 3.0
Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs zeigte sich nun über den Verkauf an einen privaten Investor höchst erfreut. Der Stadtrat möchte den Schlosspark gern für die Bürger öffnen und zum Naherholungsgebiet machen.

Mal sehen, was der neue Eigentümer dazu sagt…

„Das Sanssouci der Reichstagsgesandten von Regensburg, wie es zur Zeit des Immerwährenden Reichtages hieß, bietet enormes Entwicklungspotenzial für den Stadtosten“, lässt sich IZ-Vorstandsvorsitzender Thomas Dietlmeier in einer Pressemitteilung zitieren.

Das Schloss entstand 1728 auf dem Gelände eines im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Anwesens als Wasserschloss. Auftraggeber war der Regensburger Kaufmann Johann Jakob Pürkel.

1749 ging der Besitz an Johann August von Greifenstein über, den Gesandten von Schwedisch-Vorpommern beim Regensburger Reichstag. Zwischen den eher seltenen Sitzungstagen vertrieb sich der Herr von Greifenstein die Zeit mit opulenten Festen auf seinem Schloss.

Daher rührt auch die Bezeichnung „Sanssouci der Reichstagsgesandten von Regensburg“.




Am 23. April 1809 wurde im Schloss ein prominenter Patient behandelt: Napoleon Bonaparte hatte vor Regensburg durch einen Querschläger eine Schussverletzung erlitten. Auf Schloss Pürkelgut wurde der Kaiser verbunden.

Hätte die Kugel etwas mehr Energie gehabt: Gut möglich, dass Schloss Pürkelgut zum Sterbeort Napoleons geworden wäre. Aber so zog der kleine Korse bald weiter. Im Schloss erinnert seitdem ein Napoleonzimmer an den Vorfall.

1844 kaufte Fürst Maximilian Carl von Thurn und Taxis das Schloss, das inzwischen eine Brauerei beherbergte. Er nutzte es aber lieber als Jagdschloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Flüchtlinge untergebracht.

Seit 1979 stand das Schloss leer. 2001 musste die Fürstliche Bauverwaltung Notreparaturen vornehmen.

Vor dem Schloss findet bislang das jährliche Mittelalterfest „Hexentanz und Feenzauber“ statt.

Weiterlesen:

Der Bayerische Rundfunk berichtet über den Immobilien-Deal: „Thurn und Taxis verkauft das Regensburger Pürkelgut“ (nicht mehr online verfügbar)
In der Mittebayerische Zeitung schreibt Marion Koller: „Wohnprojekt? Gloria verkauft Pürkelgut