Landkreis Göttingen will Schloss Wollershausen kaufen



Seit zehn Jahren versucht der Dortmunder Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vergeblich, das niedersächsische Wasserschloss Wollershausen und seine Nebengebäude zu verkaufen.

Angesichts des Raumbedarfs für Flüchtlinge führt nun der Landkreis Göttingen Kaufverhandlungen mit dem SkF, die offenbar kurz vor dem Abschluss stehen.

Kauf und Umbau der Gebäude sollen wohl 1,6 Millionen Euro kosten. Im Kaufpreis enthalten ist auch das 38.000 Quadratmeter große Grundstück.


Der Finanzausschuss des Landkreises hat dem Geschäft bereits zugestimmt. Ins Schloss selbst sollen dabei keine Flüchtlinge einziehen.

Die Turnhalle am Barockschloss dient zurzeit als Notaufnahmelager für bis zu hundert Personen. Der Kreis plant offenbar, das ehemalige Mädchenheim und Wirtschaftsgebäude am Schloss für die dauerhafte Unterbringung von bis zu 200 anerkannten Asylbewerbern zu nutzen.



Wollershausen um 1655 mit dem Vorgängerbau des heutigen Schlosses / Foto: gemeinfrei / Foto oben: gemeinfrei
Wollershausen um 1655 mit dem Vorgängerbau des heutigen Schlosses / Foto: gemeinfrei / Foto oben: gemeinfrei
Die Geschichte des Ortes und des Schlosses ist eng verflochten mit der Familie von Minnigerode.

1398 erhielt Stammvater Hans, ein wackerer Ritter, vom Herzog des kleinen Fürstentums Grubenhagen das Örtchen Wollershausen zum Lehen.

Die von Minnigerode regierten über ihr kleines Reich von der Burg Allerburg aus (heute im Thüringer Eichsfeld).

Doch dann fanden sie sich plötzlich in einem Brennpunkt des deutschen Bauernkriegs wieder, und ihre Burg ging in Flammen auf.

Als bequemeren Ersatz baute Johann von Minnigerode 1603 ein repräsentatives Herrenhaus. Sicherheitshalber ließ das Haus inmitten eines Wassergrabens anlegen, den man nur mittels einer Zugbrücke überqueren konnte.

In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs hat das Gebäude schwer gelitten. Ludwig von Minnigerode ließ es abtragen und zwischen 1732 und 1735 ein opulentes Barockschlösschen in die sumpfige Landschaft setzten (in den Boden gerammte, angespitzte Eichenpfähle stabilisieren das Fundament).

Die von Minnigerode blieben bis 1932 auf dem Schloss, das ohne größere Umbauten erhalten ist.

1947 mietete der SkF das Anwesen, um dort ein Mädchenheim einzurichten. 1953 kauft der Sozialdienst das Areal. 1968 errichtete der SkF hier einen Neubau.

2006 endete die Zeit der Jugendhilfe auf Schloss Wollershausen. Seitdem steht das Schloss leer, und der SkF sucht einen Käufer…



Weiterlesen:
Kuno Mahnkopf schreibt im Göttinger Tageblatt: „Landkreis will Schloss in Wollershausen kaufen“
Matthias Heinzel berichtet in derselben Zeitung: „Millionen für Göttinger Schloss und Krankenhaus“

Die beiden hier zunächst verlinkten Artikel sind nicht mehr online verfügbar.