Schloss Reinbek: Audioguide vom Tatortreiniger



Bjarne Mädel als Tatortreiniger Schotty / Foto: Wikipedia / Sandra Hoever / CC-BY-SA 3.0
Bjarne Mädel (hier als Tatortreiniger Schotty) sprach den Audioguide für Schloss Reinbek / Foto: Wikipedia / Sandra Hoever / CC-BY-SA 3.0
Neuer Einsatz für Tatortreiniger Schotty, alias Bjarne Mädel, in der hochherrschaftlichen Umgebung von Schloss Reinbek vor den Toren von Hamburg.

Diesmal muss er allerdings nicht die blutigen Folgen eines Mords beseitigen. Er bekommt auch keine unvorhergesehenen Probleme durch gierige Erben oder partout nicht weichen wollende Verflossene, wie es sonst in der kultigen NDR-Serie schon mal passiert.

Nein, Bjarne Mädel (bekannt geworden durch seine Rolle als „Ernie“ in „Stromberg“), ist jetzt Schlossführer auf Reinbek. Zumindest virtuell.


Schloss Reinbek mit seinem Park / Foto: Burgerbe.de
Schloss Reinbek mit seinem Park / Foto: Burgerbe.de

Der 47-Jährige hat auf Wunsch der Reinbeker Schlossfreunde die Texte des Audioguides besprochen, den sich historisch Interessierte ausleihen können.

2015 wurde das Schloss in Schleswig-Hostein immerhin von 43.000 Besuchern angesteuert.

Die Umsetzung des Projekts Audioguide durch die Firma Linon kostete 22.000 Euro, ein Betrag den die Schlossfreunde über Spenden finanzierten. Mädel spendete sein Honorar.

15 Audioguides liegen zum Ausleihen bereit. Kosten, inklusive Eintritt: erschwingliche fünf Euro.

Schloss Reinbek: Würdige Unterkunft für Herzöge / Foto: Burgerbe.de
Schloss Reinbek: Würdige Unterkunft für Herzöge / Foto: Burgerbe.de
Zur Geschichte des Schlosses
Ein Herzog musste standesgemäß unterkommen, wenn er in seinem Reich unterwegs war. Und wenn in der Nähe ein Jagdrevier lag – wie in diesem Fall der Sachsenwald – war eine repräsentable bleibe aus Sicht der Adeligen umso dringender nötig.

Das ist letztlich der Grund, warum Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf das Reinbeker Schloss in den 1570er Jahren auf einem alten Klostergelände errichten ließ.

Nach seinem Tod wurde es zur Residenz der Herzogs-Witwen (die erhebliche Distanz zur herzoglichen Residenz auf Schloss Gottorf mag eine Rolle gespielt haben). Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss nicht zerstört.

Der Arkadengang im Schlosshof / Foto: Burgerbe.de
Der Arkadengang im Schlosshof / Foto: Burgerbe.de
Zu den Besitzerinnen zählte auch Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf, die Mutter von Zarin Katharina der Großen. In Russland war sie als Gräfin von Reinbek unterwegs – und geriet prompt unter Spionageverdacht.

Denselben Verdacht hegte Preußens räuberischer König Friedrich II. und besetzte flugs ihr mitteldeutsches Fürstentum Anhalt-Zerbst (Frauen auf dem Thron konnte Friedrich ohnehin nie leiden).

Statt ihren Lebensabend in Ruhe auf Schloss Reinbek verbringen zu können, starb Johanna Elisabeth mit 48 Jahren zutiefst verärgert im Pariser Exil.

Treppenturm mit Uhr
Treppenturm mit Uhr
1773 fiel Schloss Reinbek an Dänemark und wurde erstmal umfassend renoviert. Als 1866 die Preußen im Herzogtum Holstein ans Ruder kamen, wussten sie so recht nichts mit dem Schloss anzufangen (vermutlich, weil es sich nicht als Kaserne eignete). Also ließen sie es versteigern.

Das Schloss war in der Folgezeit Hotel, christliches Erholungsheim und Institut für Forstwirtschaft. Den Zweiten Weltkrieg überstand es unbeschadet.

1972 kauften der Kreis Stormarn und die Stadt Reinbek das Schloss und machten es zum Kulturzentrum.

Das Schloss steht mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr für Besucher offen.





Weiterlesen:
In der Bergedorfer Zeitung schreibt Anne Müller: „Der Tatortreiniger führt durch das Reinbeker Schloss
René Soukup berichtet im Hamburger Abendblatt: „Tatortreiniger führt per Audio-Guide durchs Schloss

Ein paar wackelige Videobilder von Schloss Reinbek: