Schloss Schönhausen: Wo die DDR Onkel Ho hofierte




Das Plakat zur Ausstellung / © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Das Plakat zur Ausstellung / © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Foto oben: Wikipedia / A.Savin / CC-BY-SA 3.0

Die DDR-Führung träumte bis zum Schluss von Weltniveau und internationaler Anerkennung. Um das zu symbolisieren waren Staatsbesuche eminent wichtig, von denen dann die Aktuelle Kamera in Bandwurmsätzen hofberichterstattete.

Da das Berliner Schloss doch zu preußisch und zu kaputt war, wurde das gut erhaltene Schloss Schönhausen zum beliebten Ort für Staatsbankette. Hier traf Präsident Wilhelm Pieck die Größen des sozialistischen Machtblocks: Von Chruschtschow bis Ho Chi Minh.

Dem Thema „Schlösser für den Staatsgast – Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ ist vom 1. April bis 3. Juli 2016 einer Ausstellung auf Schloss Schönhausen.

Wilhem Pieck begrüßt Ho Chi Minh 1957 auf Schloss Schönhausen / Foto: Bundesarchiv, Bild 183-48539-0002 / CC-BY-SA 3.0
Wilhem Pieck begrüßt Ho Chi Minh 1957 auf Schloss Schönhausen / Foto: Bundesarchiv, Bild 183-48539-0002 / CC-BY-SA 3.0

Erarbeitet hat die Schau die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) gemeinsam mit der UNESCO-Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl. Auf Schloss Augustusburg die Ausstellung dann vom 30. Juli bis 1. November 2016 zu sehen sein.

Rückblende (weitestgehend zitiert nach einer Pressemitteilung der SPSG):
Nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und seiner fürstlichen Verwandten und Bekannten im November 1918 erhielten viele Schlösser eine neue Funktion. Sie wurden meist als Museum oder Verwaltungssitz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Schlösser symbolisch aufgewertet. Sie sollten – in beiden deutschen Staaten – als repräsentativer Sitz der höchsten Staatsautorität oder als repräsentativer Ort für Staatsempfänge dienen.

Schloss Schönhausen: Oberer Saal während der Renovierung / Foto: gemeinfrei
Schloss Schönhausen: Oberer Saal während der Renovierung / Foto: gemeinfrei

Die DDR nutzte Schloss Schönhausen zuerst als Sitz des ersten und einzigen Staatspräsidenten Wilhelm Pieck, dann ab 1966 als Gästehaus des Ministerrats. Erster Staatsgast im Schloss war 1966 der ungarische KP-Chef János Kádár.

In der Bundesrepublik fand bereits 1949 mit der Amtseinführung von Bundespräsident Theodor Heuss der erste repräsentative Staatsakt auf Schloss Augustusburg statt. Ab 1954 folgten weitere zahlreiche Staatsbankette.

Beide Schlösser wurden so zum Zentrum außenpolitischer Selbstdarstellung. Sie sollten als herausgehobene, traditionsbehaftete, zeremonielle Orte dem jeweiligen Staat einen repräsentativen Rahmen verleihen.



Die Ausstellung
Die Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“ thematisiert die Staatsbesuche in der DDR und in der Bundesrepublik als Mittel der außenpolitischen Anerkennung und Selbstdarstellung beider Staaten ab 1949.

In einem Rundgang werden beide Repräsentationsorte mit ihren gegensätzlichen politischen Systemen verglichen. In Schloss Schönhausen stehen dafür 16 Räume mit 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Gezeigt werden Fotografien, Film- und Tondokumente sowie zahlreiche authentische Objekte.

Zum ersten Mal wird auch die Bedeutung des von der Stasi abgesperrten „Sondergebiets Niederschönhausen“ mit dem Schloss und seinen zahlreichen Nebengebäuden ausführlich vorgestellt.

Hier hat der ausländische Gast nicht nur gewohnt, hier haben auch Ordensverleihungen, Empfänge und Pressekonferenzen stattgefunden.

Schloss Schönhausen
Das Schloss war von 1740 bis 1797 die Sommerresidenz der preußischen Königin Elisabeth Christine. Die ungeliebte Gemahlin Friedrichs II. „des Großen“ prägte den Ort maßgeblich, den sie mehr als 50 Jahre lang bewohnte.

Herausragend sind die in weiten Teilen noch erhaltenen Raumausstattungen des späten 17. und 18. Jahrhunderts. Neben dem prächtigen Festsaal und dem eleganten Treppenhaus sind in den Wohn- und Repräsentationsräumen der Monarchin wertvolle Tapeten und kostbare Einrichtungsgegenstände erhalten.

Der reich stuckierte Festsaal im ersten Obergeschoss ist die in Berlin einzige im Original erhaltene Raumschöpfung des späten Rokoko.

In der NS-Zeit wurde Schönhausen als zentrales Depot für die sogenannte „Entartete Kunst“ genutzt. Hier lagerten mehrere tausend Kunstwerke, die zuvor von den Nazis beschlagnahmt worden waren. Von hier aus wurden die Kunstwerke devisenbringend ins Ausland verkauft.

Nach umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten konnte die SPSG im Dezember 2009 die ehemalige königliche Residenz nach Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Dieser Text basiert weitgehend auf einer Pressemitteilung der SPSG mit dem etwas länflichen Titel: „Eine Ausstellung erinnert im kommenden Jahr an die Funktion des Rokoko-Schlosses als Gästehaus der DDR-Regierung zwischen 1966 und 1990“.