Schloss Hohenerxleben: Die von Krosigk sind zurück und machen Theater



Schloss Hohenerxleben © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Wegner
Foto: Schloss Hohenerxleben © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Wegner / Foto oben: ebenso

Das zu DDR-Zeiten als „volkseigenes Schulungszentrum“ genutzte Schloss Hohenerxleben in Staßfurt stand nach der Wende seit 1991 leer und drohte zu verfallen.

Rettung kam von einer Stiftung, in der ein Name wieder auftaucht, der jahrhundertelang mit dem Schloss verbunden war: Die Familie von Krosigk.

Aktuell wird das Dach des Westflügels von Schloss Hohenerxleben im Salzlandkreis saniert.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Arbeiten mit 25.000 Euro. Das Schloss zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Anlagen des Saale-Bode-Raums.

In der Mitte von Sachsen-Anhalt

Schloss Hohenerxleben liegt ziemlich genau in der Mitte des heutigen Bundeslands Sachsen-Anhalt. Es wurde 1560 von der Familie von Krosigk an der Stelle einer Burg aus dem 12/13. Jahrhundert errichtet.

Für die zweiflügelige Schlossanlage behielt man der Einfachheit halber Burggraben und Brücke bei.

Blick über die Felder auf Schloss Hohenerxleben / Foto: Wikipedia / Meleagros / CC-BY-SA 3.0
Blick über die Felder auf Schloss Hohenerxleben / Foto: Wikipedia / Meleagros / CC-BY-SA 3.0

Der Ostflügel, den eine Inschrift auf das Jahr 1560 datiert, blieb mit seinen manieristisch geprägten Giebeln, den typischen Fenstern und den beiden aufwendigen hofseitigen Portalen in seinen Renaissanceformen erhalten.

Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage zeitgenössisch umgebaut. Auch im 19. Jahrhundert erlebte das Schloss unter der Regie der von Krosigks verschiedene Umbauphasen, aus denen zwei Erker, ein Portal, ein Turm und fünf Schmuckgiebel stammen.

Auch der Südflügel, der im nordwestlichen Hofzwickel sitzende Treppenturm und der hohe Turm der Südwestecke entstand erst im späten 19. Jahrhundert.

Die Familie verfügte über diverse Schlösser (z.B. Schloss Tüngeda in Thüringen). Sie besetzte hohe Stellungen in Armee und Verwaltung in Sachsen und Anhalt und später dem Deutschen Reich.

Hitlers Finanzminister Schwerin von Krosigk

Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk saß als Finanzminister Hitlers auf der Anklagebank von Nürnberg und wurde als Kriegsverbrecher verurteilt (und zwei Jahre später wieder freigelassen).

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1945 wurden die von Krosigks durch die sowjetische Besatzungsmacht enteignet, das Schloss war jetzt „Volkseigentum“. Nach 1991 stand es jahrelang leer und wurde ausgeplündert.

Glücklicherwiese kaufte dann 1997 die „Kunst und Gesundungshaus GbR Berlin“ das völlig verwahrloste Schloss.

Seitdem Jahren wird das zeitweise im Bestand bedrohte Gebäude kontinuierlich restauriert. Es wird mittlerweile als Theaterspielstätte des Ensemble Theatrum Hohenerxleben, als Bildungsstätte der Akademie für Begegnung, Darstellung, Tanz und Musik, als Restaurant und als Herbergsbetrieb mit Pensionscharakter genutzt.

Schloss als kulturelles Zentrum

Es gehört heute – und hier schließt sich ein Kreis – der von Ingrid von Krosigk im Jahr 1997 gegründeten „Schloss Theatrum Herberge Hohenerxleben Stiftung“.

Von Krosigk war 1996 von Berlin nach Hohenerxleben gezogen, um das verfallende Schloss zu kaufen und es zum kulturellen Zentrum zu machen.

„Die Gründung der Schloss-Stiftung war das Beste, was uns passieren konnte“, sagte der Bürgermeister dann 15 Jahre später bei der Feier zum 80. Geburtstag der Gründerin.

Und die Familie ist weiter im Boot: Geleitet wird die Bühne des Ensemble Theatrum von der ausgebildeten Flamencotänzerin und Kastagnetten-Expertin Friederike von Krosigk (Jahrgang 1972).

Im Schloss kann man auch übernachten und heiraten.

Schlossführungen finden (wenn keine Veranstaltungen anstehen) sonntags um 15 Uhr oder nach Vereinbarung statt. Infos unter Telefon 0 39 25 / 98 90 20.


Weiterlesen:

René Kiel schreibt in der Zeitung Volksstimme über die Feier zum 80. Geburtstag von Ingrid von Krosigk: „Schloss Hohenerxleben: Von der Ruine zum kulturellen Kleinod

Diesem Artikel liegt eine Mitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zugrunde: „Stiftung Denkmalschutz fördert erneut Schloss Hohenerxleben