Schloss Ebelsbach: Notsicherung nach Brandstiftung



Renaissance-Schmuckstück: Schloss Ebelsbach vor dem Brand / Foto: Wikipedia / Ermell / CC-BY-SA 3.0 / Oben ein Bild nach dem Feuer / Foto: Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Renaissance-Schmuckstück: Schloss Ebelsbach vor dem Brand / Foto: Wikipedia / Ermell / CC-BY-SA 3.0 / Oben ein Bild nach dem Feuer / Foto: Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Dank einer Ausnahmeregelung konnte ein amtlich bestellter Anwalt die Kontrolle über das verfallende Schloss Ebelsbach übernehmen. Nun laufen dringend nötige Notsicherungen an.

Rückblende: In der Nacht zum 10. September 2009 legten ein oder mehrere Täter im Hauptgebäude des gut erhaltenen Renaissanceschlosses Ebelsbach Feuer. Die Flammen fraßen sich durch das trockene Holz des Dachstuhls, der weitgehend ausbrannte.

Die Feuerwehr konnten zwar den Südflügel retten, der Hauptbau aus den 1560er Jahren blieb nur noch als Ruine zurück. Die Brandstifter wurden nie gefasst.

Der private Eigentümer wollte nun die Versicherungssumme von 3,5 Millionen Euro kassieren, was die Versicherung allerdings verweigerte. Er plante zwar den Wiederaufbau, bekam dann allerdings nicht mehr hin als ein Notdach und Flickwerk. Seine Betreiberfirma ging in die Insolvenz.

Vor dem Brand: Der östliche Fachwerkgiebel des Haupthauses / Foto: Wikipedia / presse03 / CC-BY-SA 3.0
Vor dem Brand: Der östliche Fachwerkgiebel des Haupthauses / Foto: Wikipedia / presse03 / CC-BY-SA 3.0
Mehrfach wechselte die Denkmalimmobilie danach den Besitzer – und verfiel zusehends. Dass die Decken des Hauptgebäudes nicht einstürzen, haben sie provisorischen Stützen zu verdanken.

Keine Stützen waren in den Stallungen vorhanden, deren Dach dann im Juni 2015 nach einem Gewitterregen einbrach.

Der Landkreis forderte angesichts des sich beschleunigenden Verfalls Notreparaturen, stand aber vor verwirrenden Eigentumsverhältnissen. Im Grundbuch war noch die alte Verwaltungs-GmbH als Besitzer eingetragen, die aber längst aus dem Handelsregister gelöscht worden war.

Dieser „veraltete“ Grundbucheintrag gibt dem Landkreis nun eine Handhabe, das Schicksal des Schlosses neu zu ordnen. Der Landrat hat beim örtlichen Amtsgericht eine „Nachtragsliquidation“ eingeleitet (das geht nur über Eigentum gelöschter Firmen).




Das Dach der Stallungen. Der Einsturz im Juni 2015 war absehbar / Foto: Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Das Dach der Stallungen. Der Einsturz im Juni 2015 war absehbar / Foto: Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Der amtlich bestellte Rechtsanwalt Daniel Herzog aus Würzburg ist nun als allein Verfügungsberechtigter über das Anwesen eingesetzt – mit der Befugnis, es zu verkaufen, wenn sich ein kapitalkräftiger Investor (mit passendem Nutzungs- und Sanierungskonzept) finden sollte. Das berichtet „InFranken.de“.

Parallel muss geklärt werden, ob einer der Vorbesitzer für die Kosten der Notsicherungen herangezogen werden kann.

Aktuell läuft eine 50.000 Euro teure Notsicherung, bezahlt aus öffentlichen Mitteln, die vor dem Wintereinbruch abgeschlossen sein soll: Sowohl das Dach des Südflügels als auch das inzwischen sechs Jahre alte Notdach müssen repariert werden.

Das Schloss ließ sich zwischen 1564 und 1569 Matthäus III. von Rotenhan zu Ebelsbach bauen. Zuvor hatte die Familie in einem heute überbauten, mittelalterlichen Wohnturm gelebt.

Torhaus von Schloss Ebelsbach / Foto: Wikipedia / Presse03 / CC-BY-SA 3.0
Torhaus von Schloss Ebelsbach / Foto: Wikipedia / Presse03 / CC-BY-SA 3.0
Das Gebäude bot zwar allerlei Annehmlichkeiten, hatte aber auch eine wehrhafte Seite wie diverse Schießscharten und einen Graben, der durch das Öffnen einer Schleuse geflutet werden konnte.

Die Familie wohnte bis ins Jahr 2000 auf dem Schloss, als sie an einen Investor verkaufte. Der wollte hier ein großes „Business-Center“ aufbauen, schlitterte aber bald in die Pleite.

Der Besitzer zum Zeitpunkt des Brands hatte das Schloss einige Jahre zuvor
für – wie man hört – zwei Millionen Euro gekauft. Er plante, Ferienwohnungen in den Nebengebäuden einzurichten.

Er soll noch angeboten haben, das Schloss dem Landkreis zu übertragen, wenn dieser ihn im Gegenzug „auszahlt“ und die Feuerversicherung verklagt.




Weiterlesen:
Klaus Vogt hatte im Oktober 2015 einen ausführlichen Artikel mit Fotos für die Main-Post verfasst: „Ebelsbach: Hilfe für die Schlossruine“ (leider nicht mehr online vrfügbar)
Hier geht es zu einem Artikel von inFranken.de: „Rettung für Schloss Ebelsbach?
Ein weiterer interessanter Artikel von inFranken.de: „Schloss Ebelsbach: Nicht einmal Geld für das Insolvenzverfahren