Schloss Eugensberg wird zwangsversteigert



Schloss Eugensberg um 1920 / Foto: gemeinfrei
Schloss Eugensberg um 1920 / Foto: gemeinfrei / Foto oben: Wikipedia / Pingelig / CC-BY-SA 4.0
Der Prozess um Schloss Eugensberg („Schloss Erb“) im schweizerischen Kanton Thurgau ist vorbei: Das von Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais errichtete Palais im Wert von ca. 27,7 Millionen Euro wird zwangsversteigert.

Der erzielte Erlös wird zur Deckung von Milliarden-Schulden aus dem Konkurs der Erb-Gruppe verwendet.

Das Verfahren um das Schloss in bester Bodensee-Lage sorgt in der Eidgenossenschaft für ein umfangreiches Medienecho.

Die Vorgeschichte:
Die Erb-Gruppe hatte jahzehntelang mit Holzhandel, Kaffee, Autos und Devisenhandel beste Geschäfte gemacht. Als die Unternehmen mit 5000 Mitarbeiter 2003 in Konkurs gingen, war die zweitgrößte Firmenpleite in der Geschichte der Schweiz da (die größte war Swissair).

Schloss Eugensberg um 1850: Vor dem Umbau zum Historismus-Palast / Bild: gemeinfrei
Schloss Eugensberg um 1850: Vor dem Umbau zum Historismus-Palast / Bild: gemeinfrei
Im Jahr vor der Pleite erwies sich Rolf Erb, der Präsident der Konzernleitung, als ungewöhnlich spendabel: So überschrieb er seinen gerade zehn Monate alten Zwillingssöhnen schon mal Schloss Eugensberg.

Das Inventar des Luxus-Anwesens (wertvolle Antiquitäten, Ölbilder, Porzellan etc.) erhielt seine Lebensgefährtin, die sich auch noch über 13 hochwertige Automobile freuen durfte.


Rolf Erb hatte das firmeneigene Schloss der Hugo Erb AG zuvor für ca. 24,9 Millionen Euro abgekauft, schreibt die Handelszeitung. Er lebte dort mit seiner Lebensgefährtin, deren Autos und den Kindern.

Im April 2017 sollte Erb dann eine siebenjährige Haftstrafe wegen gewerbsmässigen Betrugs, Gläubigerschädigung, etc. antreten. Er verstarb kurz zuvor an einer Herzerkrankung.

Schloss-Bauherr Eugène de Beauharnais / Bild: gemeinfrei
Schloss-Bauherr Eugène de Beauharnais / Bild: gemeinfrei
Das Schloss hätte seine Familie nun natürlich gerne behalten. Diese wehrte sich gegen die Einziehung.

Nun urteilte das schweizer Bundesgericht in Lausanne, dass es Erb mit der Schenkung weniger um die Absicherung seiner Söhne gegangen sei, als darum, angesichts der absehbaren Pleite Vermögen vor dem Zugriff der Gläubiger in Sicherheit zu bringen. Die Familie muss das Schloss nun räumen.

Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais kannte die Gegend am Bodensee von Besuchen seiner Schwester auf dem benachbarten Schloss Arenenberg.

Die Scheiz war damals schon peinlich auf ihre Neutralität bedacht und ein beliebter Rückzugsort für Ex-Potentaten mit reichlich Geld wie de Beauharnais, dem nach dem Ende des brüderlichen Siegeszuges schmälich abgesetzer Vizekönig Italiens.

1819 bis 1821 ließ er sich ein Schloss errichten, kam aber selten her – und starb bereits 1824. Das Schloss blieb noch zehn Jahre im Besitz der Familie.




Nach weiteren Eigentümerwechseln kaufte kurz vor dem Ersten Weltkrieg der Großindustrielle Anton Hippolyt Saurer das Schloss. Er ließ es im Stil des Historismus umbauen und fügte Nebengebäude hinzu. Er starb 1936.

Während des Zweiten Weltkriegs war das Schloss einige Jahre ein spärlich besuchtes Museum. 1948 eröffnete die Diakonie hier ein Pflegeheim.

1990 erwarb der Unternehmer Hugo Erb das Anwesen für die nach ihm benannte Aktiengesellschaft. Er ließ eine Tiefgarage und eine zweite Seeterrasse anlegen. Das Schloss ist durch hohe Hecken vor neugierigen Blicken geschützt.

Die Zwangsversteigerung war bereits 2014 gerichtlich beschlossen worden. Nun hat das Bundesgericht das Urteil bestätigt. Auch die Oldtimer kommen jetzt unter den Hammer…

Weiterlesen:
Das St. Galler Tagblatt berichtet: „Familie Erb muss Schloss Eugensberg verlassen
Katharina Fontana schreibt in der Neuen Zürcher Zeitung: „Schloss Eugensberg bleibt in Konkursmasse