Erzbistum vermietet Schloss Fürstenried an Organisation der „Moon-Sekte“




Schloss Fürstenried / Foto: Wikipedia / GFreihalter / CC-BY-SA 3.0
Schloss Fürstenried / Foto: Wikipedia / GFreihalter / CC-BY-SA 3.0
Im Exerzitienhaus des Erzbistums München und Freising auf Schloss Fürstenried wird am Wochenende über westliche Werte gesprochen. Allerdings nicht in der katholischen Variante, sondern nach der Auslegung des selbsternannten Propheten Sun Myung Moon.

Die „Universal Peace Federation“, eine Organisation aus dem Netzwerk der sogenannten Moon-Sekte (eigene Bezeichnung: „Vereinigungskirche“), hat das Schloss im Südwesten Münchens erneut vom Erzbistum für eine Tagung gemietet. Dass die Sekte in Räumen der Kirche tagt, ist nichts Neues. Bloß ist diesmal die Presse auf die dreitägige Veranstaltung aufmerksam geworden.

Das Erzbistum hat den Mietvertrag auch nach Bekanntwerden der Verbindung mit „Moon“ nicht aufgelöst. So kurzfristig sei das nicht möglich gewesen, hieß es von Seiten des Bistums.

Als Teilnehmer an den Diskussionsrunden waren u.a. die slowakische Abgeordnete des Europaparlaments Anna Záborská (Christdemokraten), der deutsche EU-Abgeordnete Arne Gericke (Familienpartei) und der „Landesbeauftragte für Rheinland Pfalz bei der Konrad-Adenauer-Stiftung“ angekündigt (siehe das PDF zur Tagung).

Nach der Berichterstattung sagte die Adenauer-Stiftung umgehend ihre Teilnahme ab. Familienpartei-Mann Gericke betonte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, „ohne jegliche Absprache für die Fachtagung eingeplant gewesen zu sein“.

Nun müssen sich die Münchener Katholiken auch aus den eigenen Reihen allerlei Kritik gefallen lassen. Eine kurze Intenetrecherche (z.B. hier) hätte sie vor dem Fauxpas bewahren können.

Selbst der konservative Bayerische Rundfunk spricht von einer „Peinlichen Panne beim Erzbistum“.

Der Titel der Veranstaltung lautet „Verwirrung im westlichen Wertesystem und die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft“. Universal Peace sieht sich selbst als Nichtregierungsorganisation, deren Auftrag der Kampf für den Weltfrieden ist.

Das Schloss stammt übrigens aus den Jahren 1715 bis 1717. Kurfürst Max-Emanuel ließ es als Jagdschloss südwestlich der damaligen Stadtgrenze bauen. Von 1883 bis 1916 war es Sitz des geisteskrank vor sich hin dämmernden bayerischen Königs Otto I. Die Zeit als katholisches Exerzitienhaus begann dann 1925.

Das Haus bietet heute Exerzitien für Priester, Ordensleuten und Laien an. Im Angebot sind unter anderem „Besinnungswochenenden, Meditationskurse, Tage der Lebensorientierung für verschiedene Gruppen“ sowie die Fürstenrieder Bibelabende.

Hier eine kleine Übersicht der Pressestimmen:
Süddeutsche Zeitung: „Sekte im Schloss
Münchner Abendzeitung: „Moon-Sekte predigt im Schloss
Münchner Merkur: „Sekte darf in Schloss Fürstenried tagen
Und nochmal Merkur.de: „Schloss Fürstenried: Die Sekte war schon öfter hier



2 Gedanken zu „Erzbistum vermietet Schloss Fürstenried an Organisation der „Moon-Sekte““

  1. Dass ein katholisches Seminarhaus ihre Räumlichkeiten an eine nicht-kirchliche Organisationen vermietet, ist ja wohl wirklich nichts außergewöhnliches.

    Die peinliche Frage, die sich nach dem aktuellen Hype um die Moon-Bewegung ergibt, lautet: „Warum haben die Deutschen noch immer eine irrationale Angst vor der Moon-Bewegung, wenn diese sogar im erz-katholischen Österreich bereits eine staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft ist?“

    Die von Moon gegründete Universal Peace Federation (UPF) hält regelmäßig Events an der UNO in Wien und Genf, sowie in London, Oslo und Berlin. Zudem werden ihre Repräsentanten mittlerweile in den Vatikan eingeladen (anlässlich der Syrien-Krise). Das alles könnte man auch mit ein paar Maus-klicks einfach googeln. Manche Stereotypen sitzen wohl noch zu tief im kollektiven Gedächtnis.

    Der Unterschied zwischen D und Ö im Umgang mit der Moon-Bewegung: In Wien gab es eine langjährige akademische Studie zur Geschichte der lokalen Moon-Bewegung. In München eben nicht. Dort haben noch selbsternannte „Sektenexperten“ das Sagen, wenn es um religiöse Sondergruppen geht. Inhalte oder kritische Differenzierung spielen dabei keine Rolle.

    Emotionen erzeugen Hypes, nicht Wissen.

    1. Als Auslandsösterreicher kann ich diesem, o.g. Artikel nur voll und
      ganz zustimmen, denn es scheint, daß im Vergleich zum erzkath. Österreich, die dt. Katholiken immer noch um Ihre Identität ringen.
      Das sich dazu noch der bayrische Rundfunk, und in der Folge die
      Münchener Lokalpresse, zu so einer Hype hinreißen läßt, zeugt in
      keinster Weise von Souveränität. Im Gegenteil, die jeweiligen
      Redakteure bedienen, gestützt auf Äusserungen sog. ‚Pseudo – Experten für religiöse Minderheiten“, überkommene Klischees, wo
      es doch wieder nur um die Befriedigung sensationsgetriebener
      Gelüste geht, als eine sachliche Bewertung von Inhalten und Aktionen.
      Frage : warum hat kein Einziger dieser Pseudo – Schlaumeier es als wertvoll oder wichtig empfunden, und wenn es nur eine stille Beobachtung gewese wäre, wenigsten einen Tag an dieser
      ‚UPF – Fachtagung für Familienwerte ‚ teilzunehmen !?
      In diesem Sinne leistet sich die deutsche Presse wiederholt einen
      ‚Bärendienst‘, und untergraben damit weiterhin ihre eigene
      Glaubwürdigkeit einer sachlichen, fairen Betrichterstattung.

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