Stettiner Schloss: Nordflügel ist saniert




Stettiner Schloss: Innenhof mit Arkadengang / Foto: Wikipedia / silu / CC-BY-SA 3.0 pl.
Stettiner Schloss: Innenhof mit Arkadengang / Foto: Wikipedia / silu / CC-BY-SA 3.0 pl. / Foto oben: Wikipedia / Ralf Roletschek / GFDL 1.2

Zwei Jahre lang war der Nordflügel des Stettiner Schlosses (heute: Zamek Książąt Pomorskich, „Schloss der Pommerschen Herzöge“) eine Baustelle.

Nun ist er wieder für Besucher zugänglich. In die Krypta der Schlosskirche kehrten die Särge der Greifenfürsten und ihrer Gattinen zurück.

Vom Stettiner Schloss ist nach einem schweren Bombenangriff 1944 nicht mehr viel übrig geblieben. Dass das Schloss heute wieder wie die einstige Renaissance-Residenz aussieht, ist dem polnischen Wiederaufbau zwischen 1958 und 1980 zu verdanken.


Die Geschichte des Schlosses begann jedenfalls mit massivem Ärger. Die mittelalterlichen Stettiner wollten nämlich keinesfalls dulden, dass der Herzog sein beschauliches Haus mitten in ihrer schönen Stadt zu einer Festung ausbaut.

Als er es 1345 dennoch versuchte, vertrieben wütende Bürger die Bauarbeiter. Erst 1428 gelang es Herzog Kasimir, sein Schloss mit einer Mauer zu befestigen.

Der Uhrenturm am Südflügel / Foto: gemeinfrei
Der Uhrenturm am Südflügel. Die Uhr ist ein Geschenk der Schweden / Foto: gemeinfrei

Der Ursprung des heutigen Schlosses geht auf einen Bau von 1490 zurück: Herzog Bogeslav feierte damit die Hochzeit mit der 14-jährigen Anna von Polen.

Den Stettinern passten auch diese Pläne des Herzogs nicht, da sie zum Abriss von Bürgerhäusern geführt hätten. Sie gaben die vom Herzog gewünschten Erweiterungsflächen nicht frei, und das Schloss stand erstmal halbfertig in der Gegeng herum.

Gut zwölf Jahre lang dauerte der Streit, dann bekam der Herzog Grundstücke zur Schlosserweiterung. Das heutige Schloss wurde in dem Zustand wiederaufgebaut, in dem es sich nach dem Renaissance-Umbau unter Herzog Johann Friedrich nach 1577 befand.

Die alte Ottenkirche des Schlosses ließ Johann Friedrich abreißen und durch die heutige Schlosskirche ersetzen, in deren Keller sich die Krypta befindet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte die Gegend zunächst zu Schweden („Schwedisch-Pommern). Im Schloss saß der königliche Stadthalter. Die benachbarten Brandenburger hätten sich das Land gern selbst einverleibt. 1659 belagerten sie Stettin erfolglos.

Die schwedische Regierung schenkte den tapferen Stettinern zum Dank die astronomische Uhr, die heute noch den Bogislawbau genannten Südflügel ziert.


Die Krypta unter der Schlosskirche / Foto: Wikipedia / Chron-Paul / CC-BY-SA 3.0
Die Krypta unter der Schlosskirche / Foto: Wikipedia / Chron-Paul / CC-BY-SA 3.0

1677 gelang die Eroberung, die Stadt ging im folgenden Frieden aber wieder verloren. 1713 brachte ein russisches Bombardement (siehe den Wikipedia-Artikel „Die Belagerung von Stettin„) Stadt und Schloss an den Rand der Vernichtung. Mit dem Ergebnis, dass Stettin 1720 endgültig preußisch wurde.

Als einer der ersten Kommandanten der Garnison zog 1729 Christian-August von Anhalt-Zerbst ins Schloss: Vater von Zarin Katharina der Großen. Gelegentlich wohnten hier auch die preußischen Kronprinzen, die den Titel „Statthalter von Pommern“ trugen.

Den Preußen passte der Renaissance-„Schnickschnack“ allerdings nicht. Sie bemühten sich um „nüchternere“ Fassaden und bauten das Schloss zur Aufnahme möglichst vieler Beamter um.

Der Romantik-Fan König Friedrich Wilhelm IV. verschönerte das Schloss immerhin noch mit einem neuen Turm und stockte den Nordflügel um eine Etage auf.


Noch in den 1940er Jahren war das Schloss eines der am besten erhaltenen Gebäude aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg – bis zur Bombennacht 1944.

Heute, nach dem Wiederaufbau, ist das Stettiner Schloss eines der größten Kulturzentren der Region. Hier finden Ausstellungen und Konzerte (auch Open-Air-Konzerte auf dem großen Schlosshof) statt. Mehr dazu auf der auch in deutsch verfügbaren Schloss-Website.

Im Schloss wird eine zur Geschichte des Schlosses unter den Herzögen von Pommern gezeigt (in den „Gemächern von Herzog Georg I.“). Eine eher gruselige Attraktion ist die „Hexenzelle“.

Dort erfährt man die Geschichte der selbstbewussten Sidonie von Bork (Sidonia von Borcke), die in einem Kloster der Hexerei beschuldigt wurde. Auf der Folter gestand sie, für alle 72 Anklagepunkte verantwortlich zu sein, auch für den Tode des zwei Jahre zuvor verstorbenen Herzogs. Sie wurde 1620 hingerichtet.

Weiterlesen:
Hier geht es zu einem Artikel bei „Polen Travel“ (eine 1:1 abgedruckte Pressemitteilung) zum Thema: „Nordflügel im Stettiner Schloss erneuert

Und hier einige Drohnen-Bilder des Schlosses: