Schloss Egg - ein beliebter Drehort / Foto: Burgerbe.de

Schloss Egg: Drehort für Bibi Blocksberg und Fünf Freunde



Schloss Egg: Heute ein Idyll / Fotos: Burgerbe.de
Schloss Egg: Heute ein Idyll / Fotos: Burgerbe.de

Die Ritter Eckher von Eck wollten vor 820 Jahren hoch hinaus. Ihre Wasserburg Egg ließen sie von einem Hungerturm genannten Bergfried mächtig und furchteinflößend überragen.

Wen das nicht beeindruckte, für den gab es darunter noch das 16 Meter tiefe, offenbar häufig genutzte Turmverlies. Insassen wurden auf ein Brett gesetzt und an einem Seilzug hinabgelassen. Oft auf Nimmerwiedersehen.

Heute ist das im 19. Jahrhundert wiederaufgebaute Schloss Egg bei Bernried im Landkreis Deggendorf eine der wenigen im Kern vollständig erhaltenen mittelalterlichen Burgen Bayerns.

Höchster Hungerturm in Bayern

Schloss Egg steht für Besichtigungen, Hochzeiten, Feiern und Dreharbeiten offen. Der Hungerturm ist mit 45 Metern der höchste Burgturm im gesamten Freistaat. 160 Stufen führen hinauf.

Im Schatten von Schloss Egg liegt ein Restaurant / Fotos: Burgerbe.de
Im Schatten von Schloss Egg liegt ein Restaurant / Fotos: Burgerbe.de
Die Burg ist seit dem Mittelalter durchgehend bewohnt. Mehrere Generationen der Ritter von Eck konnten bis zu ihrem Aussterben 1402 von ihrem Hungerturm aus in den dichten Bayerischen Wald schauen.

Danach hatte der Herzog von Bayern-Landshut hier das Sagen. Er war zwar schon ein Wittelsbacher, aber Bayern war noch in mehrere Herrschaften gespalten. Viele Besitzer folgten. Allen gemein war: Sie sorgten dafür, dass die Burg bewohnt blieb und nicht zur Ruine verfiel.

1589 kam ein Wirtschaftsgebäude mit Stallungen hinzu, das seit den 1960er Jahren das Restaurant beherbergt.

Der Dreißigjährige Krieg wäre der Anlage fast zum Verhängnis geworden. 1633 drangen schwedische Soldaten plündernd ins Schloss ein und zündeten es an. Es folgte der Wiederaufbau.



Angeblich Skelette im Verlies

Ort für Hochzeiten: Kapelle von Schloss Egg

1752 kam die Burg an Josef Ludwig Graf von Armansperg. Die Armanspergs, bzw. Armansbergs erwiesen sich als Glücksfall und erhielten das Gemäuer.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Anlage durch einen romantisierenden Umbau unter dem liberalen zeitweisen bayerischen Außenminister und Regierungschef Joseph von Armansberg in den Jahren 1838 bis 1842.

Das soll ihn 84.000 Gulden gekostet haben. Die Planung übernahm Architekt Ludwig Foltz.

Beim Aufräumen im Burgverlies sollen im Keller des Hungerturms zwei Wagenladungen menschlicher Knochen gefunden und zum Friedhof gekarrt worden sein.

Es soll sich um die Überreste von rund 200 Menschen aus der düsteren Zeit der Ritter von Eck gehandelt haben.

Mittelalter-Kern erhalten

Von Armansperg sorgte bei seinem Umbau durch Architekt Foltz für viele neogotische Verzierungen, erhielt aber den mittelalterlichen Kern aus Bergfried und Befestigungen. Die noch erhaltene Holzbrücke musste allerdings weichen.

Statt dessen wurde die heute noch stehende Steinbrücke mit ihren Rundbögen errichtet.

Der bayerische König Maximilian II. (Vater von „Märchenkönig“ Ludwig II.) übernachtete 1849 zwei Mal auf Schloss Egg.

Dabei soll der Monarch vom Ergebnis des Umbaus so angetan gewesen sein, dass er den Architekten gleich für die Planung einer neuen Sommerresidenz, der königlichen Villa in Regensburg engagiert habe. Die schlossartige Villa am Donauufer steht heute noch.

Blick vom Bergfried in den Innenhof von Schloss Egg / Foto: Wikipedia / Aconcagua / CC-BY-SA 3.0

Er baute der Optik wegen auch noch zinnenbekränzte Mauern an und verzichtete darauf, den trocken gefallenen Wassergraben zuzuschütten (das wäre auch blöd gewesen, denn dort befindet sich heute der Parkplatz).

Zum Schlosskomplex gehört auch eine Kapelle, die zum Teil noch aus dem 14. Jahrhundert stammt. Sie ist an einen der Türme angebaut. Einer der Ritter von Eck hat sie gestiftet.

Vielleicht hatte er ja auch ein dezent schlechtes Gewissen wegen der vielen unbeerdigten Toten im Untergeschoss.

Das Innere des kleinen Gotteshauses ließ Joseph von Armansperg entsprechend seiner neogotischen Vorlieben umdekorieren.

Schlosskapelle mit Gruft

Unter der Kapelle liegt natürlich eine Gruft, in der einige Angehörige aus den diversen Eigentümerfamilien des Schlosses ihre letzte Ruhe gefunden haben.

1931 kam es zur zwangsweisen Versteigerung des Besitzes. Den Zuschlag erhielt die Benediktiner-Abtei im nahen Metten. Eine Zukunft als Kloster war der Burg jedoch nicht beschieden: 1939 kaufte der Fabrikant (und Konsul von China) Josef Maximilian Hartl das Schloss.

Heutiger Eigentümer ist sein Nachfahre in der dritten Generation, Georg-Luitpold Hartl. Ebenfalls ein ehrenamtlicher Konsul.

Er betreibt nicht nur das Restaurant und bietet Trauungen an, sondern macht das Schloss auch äußerst erfolgreich Filmfirmen als Drehort schmackhaft.

So entstanden hier Szenen für „Bibi Blocksberg“ von 2001. 2016 war Kult-Regisseur Bully Herbig hier, um diverse Szenen für „Bullyparade – Der Film“ in den Innenräumen von Schloss Egg zu drehen.

Fünf Freunde und das grüne Katzenauge

Im Juli 2012 rückte ein 80-köpfiges Filmteam auf Schloss Egg an, um Szenen für „Fünf Freunde 2“ zu drehen. Das Schloss wird im Film als Burg Eulennest vorgestellt. Es war einer der Hauptdrehorte und ist immer wieder gut zu sehen.

Szene aus „Fünf Freunde 2“ auf Schloss Egg / Bild: Screenshot

Als Inspiration für das Drehbuch diente der Roman mit dem heute etwas altbacken wirkenden Titel „Fünf Freunde geraten in Schwierigkeiten“ von Erfolgsautorin Enid Blyton.

Zur Handlung: Julian, Dick, Anne, George und Timmy der Hund (machen zum ersten Mal alleine ohne Eltern Ferien. Es geht in den Bayerischen Wald. Wobei einige der sehenswerten Landschaftsszenen auch in Norddeutschland gedreht wurden.

Dabei machen die Kinderdetektive eine Radtour durch das unheimliche „Katzenmoor“. Ganz nebenbei erfahren sie unterwegs von der Legende um den größten Smaragden der Welt, das „grüne Katzenauge“.

Der edle Stein soll seit Jahrhunderten im gruseligen Moor versteckt sein. Und dazu gibt es eine alte Schatzkarte.

Natürlich sind ein paar finstere Gestalten um Rookey Burns (Peter Lohmeyer – bekannt aus „Das Wunder von Bern“) und Fil Foley (Oliver Korittke – „Die Musterknaben“) hinter dem wahnsinnig wertvollen Stein her. Diese schrecken auch vor einer Entführung nicht zurück, um ihn in die Finger zu bekommen. Sie haben auch schon die Schatzkarte.

Diesen Fall müssen die fünf Freunde zeitweise zu viert lösen, da die Ganoven Dick geschnappt haben. Aber immerhin werden die Junior-Ermittler dabei von dem verzogenen Millionärssöhnchen Hardy (Kristo Ferkic) und seinem Hunde-Roboter unterstützt.

Timmy beäugt und beschnüffelt den Roboter jedoch eher kritisch – und setzt ihn letztlich per Pfotendruck außer Gefecht.

Filmteam suchte „verlassenes Schloss“

Produzent Andreas Ulmke-Smeaton hat auch schon „Die Wilden Kerle“ produziert. Er berichtete im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse, dass das Filmteam für den Fünf-Freunde-Dreh „nach einem verlassenen, dunklen Schloss“ gesucht habe, das dennoch mit moderner Technik ausgestattet sei.

Mit diesen Wünschen sei man auf Schloss Egg fündig geworden.

Sie mieteten sich gleich für mehrere Wochen im Schloss ein, wobei das Team sich Unterkünfte im Umkreis suchte. Schloss Egg ist schließlich nicht auf die Unterbringung einer so großen Crew ausgelegt.

Die Regie führte Mike Marzuk, wie auch schon beim vorhergehenden ersten Teil – und bei den folgenden Episoder Fünf Freunde 3 und 4 und bei „Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier“.

Der Dinosaurier-Teil ist übrigens keine direkte Fortsetzung der Teile 1,2,3 und 4, sondern eine eigenständige Geschichte, bei der auch die Kinder neu besetzt wurden. Jungschauspieler wachsen schließlich schnell aus ihren Rollen.

Der fünf Millionen Euro teure „Fünf Freunde 2“-Film mit den diversen Schloss Egg-Szenen wurde ab Ende Januar 2013 in den deutschen Kinos gezeigt.

Er lockte fast 1,1 Millionen Zuschauer an. Vielleicht wird er ja auch mal im frei empfangbaren Fernsehen übertragen. Schloss Egg kann so ein bisschen Werbung bestimmt gut vertragen..

Ein Video zur Entstehung der „Fünf Freunde 2“ ist hier zu sehen – dabei tauchen auch ein paar Bilder des Schlosses auf:

Was gibt es im Raum Deggendorf noch?

Die Gegend um Deggendorf ist – abgesehen von Schloss Egg – übrigens reich an Burgen und Schlössern.

In der Nähe liegen noch Schloss Offenberg (Privatbesitz), Schloss Himmelberg und die öffentlich zugängliche Burgruine Natternberg.

Deggendorf verfügt außerdem über das sogenannte Palais im Stadtpark. Der Name des Backsteinkomplexes legt eine Noblesse nahe, die so von den Erbauern in den 1860er Jahren eher nicht beabsichtigt war.

Die Gebäude beherbergten nämlich zunächst die „Kreisirrenanstalt“.

Heute sind in dem Baudenkmal unter anderem eine Klinik, Wohnungen, eine Kita und ein Café untergebracht.

Dunkle Geschichte: Die „Deggendorfer Gnad“

Und wer schon einmal in der Donaustadt ist und sich für Geschichte interessiert, kann auch einen Blick ins Stadtmuseum Deggendorf werfen. Dort gibt es diverse interessante Dauerausstellungen zur Stadthistorie durch die Jahrhunderte.

Die Vernichtung der Deggendorfer Juden 1338. Dargestellt in der Schedel’schen Weltchronik von 1493 / Bild: gemeinfrei

Unter anderem werden die Hintergründe der „Deggendorfer Gnad“ erläutert: Eine Wallfahrt, die auf eine „Hostienfrevel“-Legende zur Rechtfertigung eines Pogroms in Deggendorf von 1338 zurückgeht. Dabei wurden die jüdischen Bürger ermordet und ihre Häuser ausgeraubt und angezündet. Herzog Heinrich II. von Niederbayern ließ die Täter straffrei.

Die „Gnad“-Hostien-Wallfahrt wurde bis 1992(!) abgehalten (Link zum Stadtmuseum und zur Deggendorf-Seite bei Jüdische-Gemeinde.de).

Schloss Egg besichtigen

Standesamtliche Trauungen im Spiegelsaal sind möglich. Laut Schloss Egg-Homepage werden auch Besichtigungen angeboten, inklusive Blick in die Folterkammer;-).

Wer eine Feierlichkeit plant, kann sich die entsprechenden Räumlichkeiten jederzeit ansehen. Informationen gibt es unter der Mailadresse: info@schloss-egg.de

Weiterlesen:

Einen reich bebilderten Bericht über Schloss Egg als Drehort für „Fünf Freunde“ bietet Wolfgang Mletzko auf seiner Homepage.
Der hier bislang verlinkte Artikel zu Burg Egg als Tipp bei „Freizeit im Bayerischen Wald“ unter dem Titel „Führung auf Bibi Blocksbergs Spuren“ ist leider offline
Mehr zu den Fünf-Freunde-Dreharbeiten von 2012 schreibt Andreas Meyer in der Passauer Neuen Presse: „Fünf-Freunde-Film wird auf Schloss Egg gedreht“ (nicht mehr online verfügbar)





Ein Gedanke zu „Schloss Egg: Drehort für Bibi Blocksberg und Fünf Freunde“

  1. Zauberhafte kleine Ritterburg mit der idealen Größe und sehr sehr gut erhalten. Mit der Festung Rosenberg vor der Haustür und einem passenden Studium beurteile ich auch die Details und den Zustand und muß sagen, dass ich bei diesem Alter von dem Zustand sehr begeistert war. Schloss Egg ist nicht so bekannt wie die großen Burgen und Schlösser, hat aber meines Erachtens eine wesentlich reichere und längere Geschichte hinter sich und ist weniger auf Massentourismus ausgelegt. Sehr schön, sehr gut erhalten und gibt einen sehr sehr schönen Einblick in die Zeit aus der die Burg stammt. Absolut zurecht die Kulisse für 2 Märchenkinderfilme. Fazit: Von allen Ritterburgen die ich bisher besucht habe, mit Sicherheit eine der unbekannteren aber sehenswertesten. Grüße aus Kronach – Gustav

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