Wissenschaft zieht ins Nicolas-Cage-Schloss Neidstein



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Kein Schlossbesitzer mehr: Nicolas Cage / Foto: Wikipedia / Georges Biard / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Wikipedia / Derzno / CC-BY-SA 3.0
Hollywoodstar Nicolas Cage kauft für zwei Millionen Euro eine urbayerische Burg und pendelt fröhlich zwischen Deutschland und den USA hin und her. Es war eine tolle Geschichte für Boulevardmedien, die da 2006 auf Schloss Neidstein in der Oberpfalz Wirklichkeit wurde.

Als kleiner Schönheitsfehler erwies sich, dass die Erben des letzten adeligen Vorbesitzers das Burg-Inventar aus 291 Antiquitäten vor dem Promi-Einzug noch schnell ausschlachteten und versteigern ließen, was ihnen laut Süddeutscher Zeitung („Ausverkauf deluxe„) 450.000 Euro einbrachte.


Nicolas Cage flog per Helikopter in sein leergeräumtes Schloss ein und plante schon mal die auf zwei Jahre angelegte Sanierung des historischen Gemäuers. Der Etzelwanger Gemeinderat stimmte natürlich zu.

Das Glück der Yellowpress wärte keine drei Jahre. Dann kam die Finanzkrise, und die geplante Sanierung erwies sich als viel zu teuer. Cage kaufte sich ein Anwesen bei Bath und hatte keinen Spaß mehr an seinem „magischen Ort“ in Old Germany.

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Schloss Neidstein bei der Sanierung / Foto: Wikipedia / Derzno / CC-BY-SA 3.0
Er verkaufte 2009 an seinen Berater, den Amberger Rechtsanwalt Konrad Wilfurth. Dieser besitzt die Burg immer noch und sanierte weiter.

Heute wird das Anwesen immer mehr zum Wissenschafts-Schloss. Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik („Umsicht“) teilt gerade mit, dass es seine Veranstaltungen zu unterschiedlichen Forschungsthemen künftig auf Schloss Neidstein bündeln möchte.

Die fünf Abteilungen von „Fraunhofer Umsicht“ und das „Centrum für Energiespeicherung“ sollen nun auf Schloss Neidstein „über ihre innovativen Anwendungen und Entwicklungen zur industriellen Nutzung“ informieren.




Paprazzi-Blick auf das Schloss: Zumindest der Treppengiebel ist gut zu erkennen / Foto: Wikipedia / Klaus M. (Mikmaq) / CC-BY-SA 3.0
Paparazzi-Blick auf Schloss Neidstein: Zumindest der Treppengiebel ist gut zu erkennen / Foto: Wikipedia / Klaus M. (Mikmaq) / CC-BY-SA 3.0

Gedacht ist an mehrtägige Konferenzen und Schulungsseminare für internationale und nationale Fraunhofer-Partner aus Wirtschaft, Politik und Forschung.

Hinzu kommen Wissenschaftler-Stammtische und die Veranstaltungsreihe „UMSICHTige Dialoge auf Schloss Neidstein“ für regionale Partner. Erstes Forschungsevent soll der Workshop „Das Phosphorproblem – Neue Strategien in Sicht“ am 19. November 2015 sein.

Neben Wissenschaftlern können aber auch weiter Privatleute Räume des Schlosses wie den Rittersaal für Feiern mieten. Es gibt auch ein Trauzimmer Die Schloss-Website gibt Auskunft.

Die ursprüngliche Burg Neistein stammte aus der Zeit um 1050. Ihre Ruine liegt oberhalb des Schlosses. Seit dem 10. Februar 1466 hatte hier die Familie von Brandt/Brand das Sagen.

Nach der Zerstörung der alten Burg 1503 durch Herzog Albrecht von Bayern, errichtete ein Jobst von Brand bis 1513 das heutige Schloss.

Sein aktuelles Aussehen mit dem prägnanten Staffelgiebel erhielt das Schloss zwischen 1855 und 1860. Nach der NS-„Machtergreifung“ flüchtete Burgbesitzer Theodor von Brand zu Neidstein in die USA und setzte dort seine Karriere als Parasitologe fort.

Sein Sohn Theodor brachte es zum US-Bundesrichter. Er starb 2004. Daraufhin begannen seine Erben mit der Suche nach einem Käufer für das Schloss, holten einen Teil der Wertsachen nach Virginia und versteigerten den Rest.



Wackelige Videobilder vom Schloss:

Weiterlesen:
Die Süddeutsche Zeitung schrieb nach dem Schlossverkauf: „Nicolas Cage – der Mann ohne Schloss“ (Link zum Artikel)

Das Thema ließ sich auch Spiegel-Online nicht entgehen: „Bayern ade: Nicolas Cage muss Traumschloss verkaufen

Die Agentur DDP tickerte (via „Frankfurter Rundschau“): „Schloss verkauft: Nicolas Cage zieht nicht in die Oberpfalz