Burg Flamersheim: Palast für Preußens neureichen Industrie-Adel




In Euskirchen rechnet man ja mit vielem. Aber nicht unbedingt mit solch einem Palast: Burg, beziehungsweise Schloss Flamersheim. Ein von zwei mächtigen Türmen und Nebengebäuden flankiertes, großzügiges Herrenhaus, das sich in einem weitläufigen Teich spiegelt.

Wie kommt diese an ein Mini-Versailles erinnernde Pracht in die verschlafene Einöde am Eifelrand? Dahinter steckt eine Geschichte vom Ehrgeiz eines Clans aufstrebender Neureicher im Kaiserreich.

Bester Stoff für eine TV-Soap aus der Welt der Goldmark-Millionäre.

Adel hatte immer Vorrang

Burg Flamersheim: Seit 150 Jahren in Familienbesitz / Fotos: Burgerbe.de
Burg Flamersheim: Seit mehr als 150 Jahren in Familienbesitz / Fotos: Burgerbe.de

Wer im kaiserlichen Preußen mitreden wollte, brauchte nun einmal Adelsbrief und Offizierspatent.

Nun standen allerlei Industriellenfamilien vor dem Problem, dass sie schrecklich gern am Hofe vor seiner launigen Majestät katzbuckeln und dessen Kostümwechseln beiwohnen würden.

Dort wurde ihnen aber jeder kleine Leutnant „von Soundso“ vorgezogen.

Ein überdurchschnittliches Vermögen allein reichte im Pickelhauben-Imperium nicht, um den Weg an die Rockzipfel der Macht und zu Ehen mit Grafen und Gräfinnen zu ebnen.

Dieser Personenkreis konnte aber auf einem Umweg mit einigen Jahren Geduld höchstwahrscheinlich zum langersehnten Titel und neidischen Blicken der bürgerlichen Nachbarn kommen.

Sie mussten ein oder mehrere möglichst umfangreiche Rittergüter kaufen, dort standesgemäß repräsentieren.

Denn Großgrundbesitzer erhielten das zum Besitz gehörende Adelspatent und bestenfalls auch noch Sitz und Stimme im preußischen Herrenhaus dazu.



Burg Flamersheim für die Bembergs

Burg Flamersheim: Umgeben von Wassergräben
Burg Flamersheim: Umgeben von Wassergräben

Diesen Weg gingen die Bembergs, erfolgreiche Industrielle aus Elberfeld. 1861 hatte Witwe Caroline Bemberg die Burg Flamersheim bei Euskirchen in der Voreifel übernommen.

Das war ein stattliches Schloss und Mittelpunkt des gleichnamigen Guts mit Ursprüngen bei einer Burg aus dem 14 Jahrhundert.

Die Herren von Quadt, hatten die mittelalterliche Burg 1776 (in anderen Ländern war man da mit dem Erstellen von Unabhängigkeitserklärungen beschäftigt) in ein Barockschloss mit zwei Türmen umgebaut.

Die Witwe Bemberg übertrug die schmucke Immobilie mitsamt Park und Gutsbetrieb auf ihren Sohn Julius, der bereits Herr auf Gut Ringsheim war.

Der ersehnte Adelstitel

Zwei Familiengüter und der stete Einsatz in den Gremien der reaktionären Landbesitzer, das sollte sich auszahlen.

1884 wurde der damals 48-Jährige „auf allerhöchste Kabinetts-Ordre“ auf Schloss Brühl feierlich in den erblichen Adelsstand erhoben.

Er nannte sich fortan von Bemberg-Flamersheim. 1891 erwartete ihn ein Sitz im von Junkern dominierten preußischen Herrenhaus.


Restaurant Bembergs Häuschen, ausgezeichnet mit einem Guide-Michelin-Stern
Restaurant Bembergs Häuschen, ausgezeichnet mit einem Guide-Michelin-Stern

Seine Nachkommen besitzen das Schloss noch heute. Die Anlage dient inzwischen als Hotel „Nachtquartier“ (mit fünf Zimmern im ehemaligen Gutshof).

Burg Flamersheim beherbergt das Gasthaus Eiflers Zeiten, das mit einem Guide-Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Bembergs Häuschen und eine auch für noble Hobbyköche geeignete Kochschule.

Im ehemaligen Rinderlaufstall werden Hochzeitsgesellschaften bewirtet. Der Zugang für Nicht-Hotelgäste ist nur bis zu den Absperrungen gestattet.