Burg Friedberg mit Adolfsturm, finanziert durch Geiselnahme



Nordtor der Burg Friedberg und der Adolfsturm / Foto: Wikipedia / Haselburg-Müller / CC-BY-SA 3.0
Nordtor der Burg Friedberg und der Adolfsturm / Foto: Wikipedia / Haselburg-Müller / CC-BY-SA 3.0

Tor zur Burg Friedberg / Foto: Wikipedia / Chris Dolezalek / CC-BY-SA 2.0
Tor zur Burg Friedberg / Foto: Wikipedia / Chris Dolezalek / CC-BY-SA 2.0
Efeu an alten Burgmauern ist eine pittoreske Sache. Dumm nur, wenn das Mauerwerk darunter unbemerkt durch aggressive Flechten angegriffen wird. Und poröse Mauern, in die Wasser eingedringt, sind ein gefundenes Fressen für beissende Nachtfröste. Da hilft dann auch das schönste Efeu nichts.

Von diesem Problem ist auch Burg Friedberg in Friedberg nördlich von Frankfurt betroffen. Das Land Hessen investiert jetzt 500.000 Euro in die Sanierung der Burgmauern. Es ist höchte Zeit: Der Mörtel ist teilweise abgeplatzt, durch Fugen sickert Wasser. Das meldet die Bad Vilbeler Neue Presse.

Die wohl älteste Burganlage Hessens beherbergt heute ein Oberstufengymnasium. Im Burggymnasium Friedberg werden etwa 600 Schüler der Klassen 11 bis 13 unterrichtet.


Schon die Römer hatten auf dem Basaltfelsen zwischen etwa 70 n.Chr. und 260 ein Kastell betrieben, um die damaligen Hessen im Auge zu behalten. Vermutlich wurde die mittealterliche Burg an der Stelle auf Befehl von Kaiser Friedrich Barbarossa zwischen 1171 und 1180 errichtet.


Das Burgareal ist durch viele Burgmannenhäuser geprägt / Foto: Wikipedia / Dguendel / CC-BY-SA 3,.0
Das Burgareal ist durch viele Burgmannenhäuser geprägt / Foto: Wikipedia / Dguendel / CC-BY-SA 3.0
Der Burggraf und seine etwa 100 adeligen Burgmannen herrschten reichsunmittelbar im Mini-Ländle. Man war stolz, als einzige Burg mit Sitz und Stimme und Stimme auf den Reichstagen vertreten zu sein.

Um die Adels-Mischpoke dauerhaft auf dem Burggelände unterzubringen, mussten allerlei Gebäude errichtet werden, was die Größe des Areals erklärt.

1604 bis 1610 setzte sich der Burggraf mit dem Kronberger Hof ein veritables Renaissanceschloss in die Anlage. Nach 1817 kamen die hessischen Großherzöge gerne her und kurten im nahen Bad Nauheim.

Der Adolfsturm / Foto: Wikipedia / Sven Teschke, Büdingen / CC-BY-SA 3.0
Der Adolfsturm / Foto: Wikipedia / Sven Teschke, Büdingen / CC-BY-SA 3.0
Zur Stauferzeit war auch ein stolzer Bergfried aufgemauert worden, der 1684 dummerweise einstürzte. Aber es gibt noch einen, deutlich eindrucksvolleren Ausguck: Den Adolfsturm aus dem 14. Jahrhundert, Typ Butterfassturm: Mit 54,42 Meter Höhe (mit Wetterfahne 58,22 m) ist er einer der größten Bergfriede Deutschlands und natürlich Wahrzeichen der Stadt Friedberg.

Finanziert wurde er durch Geiselnahme. 1347 hatten die kriegerischen Burgmannen ihren Nachbarn, den wohlhabenden Grafen Adolf von Nassau, gefangen genommen. Das reichliche Lösegeld investierten sie in einen neuen Bergfried, den sie zuvorkommenderweise nach ihrer Ex-Geisel benannten: Adolfsturm.

Ursprünglich lag sein Eingang in 13 Meter Höhe. Heute kommt man durchs Erdgeschoss rein. Sein Zuckerbäcker-Aussehen mit den zur Zierde angebrachten Ecktürmchen und der spitzen Dachhaube bekam er in den Jahren 1893/96. 2010 knickte Orkan Xynthia dann das spitze Dach ab.

Von der Ausichtsplattform kann man bis zur Frankfurter Skyline schauen – oder in den Rest der grünen Wetterau…



Weiterlesen:

Hier geht es zum Artikel von Jürgen W. Niehoff in der Bad Vilbeler Neuen Presse: „Friedberger Burg soll wetterfest werden