Burg Reichenstein: Raubritterburg soll Hotel werden




Burg Reichenstein / Foto: Wikipedia / Sir Gawain / CC-BY-SA 3.0
Burg Reichenstein: Ein Industriellen-Schloss / Foto: Wikipedia / Sir Gawain / CC-BY-SA 3.0 / Bild oben: gemeinfrei

Einst saßen hier gefürchtete Raubritter, jetzt will eine Immobiliengesellschaft mit Burg Reichenstein Profite erwirtschaften: Die neuen Besitzer um den Verleger Lambert Lensing-Wolff („Ruhr Nachrichten“) lassen das Gemäuer gerade renovieren.

Sie haben auch schon einen Pächter für das Restaurant gefunden, das zu Ostern 2015 öffnen soll. Ein Bauantrag für die Renovierung des alten Hotels sei eingereicht.

Das sind ausgesprochen positive Nachrichten, denn das Lokal war nur noch zu besonderen Anlässen geöffnet, das Burghotel arbeitete gar nicht mehr.

Es gibt auch einen Familienbezug: Stahlbaron Nikolaus von Kirsch-Puricelli, der die Burg zur Kaiserzeit wieder aufbaute, ist ein Vorfahr des Verlegers. Noch seine Großmutter wuchs auf der Burg auf.

Das berichtet die Allgemeine Zeitung. Nur zu Kaufpreis und Investitionssumme gab der Verleger keine Auskunft.

So sah die Ruine Falkenberg 1831 aus / gemeinfrei
So sah die Ruine Falkenberg 1831 aus / gemeinfrei

1213 taucht die Burg auf einer steilen Felsklippe (auch bekannt als Falkenstein) erstmals in der Geschichte auf: Als Feste der Abtei Cornelimünster zum Schutz von deren Besitzungen. Dummerweise machten sich die Burgvögte solcher Häuser gerne mal selbstständig und terrorisierten die Umgebung.

Die Mönche von Cornelimünster mussten wegen eines solchen Falles 1214 den Erzbischof von Mainz bitten, den auf der Burg sitzenden Gerhard von Rheinbod, herauszuwerfen. Das passierte auch.

1241 saß aber schon der nächste Raubritter hinter den Mauern hoch über dem Rhein: Philipp von Bolanden-Hohenfels.

Es waren unruhige Zeiten: „Philipp lag als alter Stauferfreund mit nahezu allen Herren der Gegend in Streit und Fehde, die längst den staufischen Königen den Rücken gekehrt hatten“, heißt es bei Regionalgeschichte.net.




Burg Reichenstein: Blick von Westen / Foto: Wikipedia / Peter Weller / CC-BY-SA 3.0
Burg Reichenstein: Blick von Westen / Foto: Wikipedia / Peter Weller / CC-BY-SA 3.0

Mehr als 30 Jahre lang konnte sich der Haudegen mit seinem Krieger-Trupp behaupten. Rechtlich war er Lehnsmann der Abtei – aber was die Mönche sagten, interessierte ihn etwa soviel wie die Menschenrechte der örtlichen Bauern…

Auch ein Verkauf der Burg an Mainz und gelegentliche Angriffe der verärgerten Nachbarn änderten gar nichts. Hohenfels schwor den Lehnseid und machte weiter. Nach seinem Tod 1277 löste erst ein Eingreifen des Kaisers das Problem.

1282 ließ Rudolf von Habsburg die Raubritter-Festungen Reichenstein und Burg Sooneck wegen Landfriedensbruch „von Reichs wegen“ zerstören. Der Reichensteiner Burgherr Dietrich von Hohenfels-Reichenstein wurde gefangen und enthauptet.

Nach 1344 bauten die Mainzer die Burg mit noch besseren Verteidigungsanlagen wieder auf. Im 16. Jahrhundert begann ihr Verfall. 1689 sprengten französische Truppen die Gebäude und Mauern. Die Burg wurde zur Ruine.

Im ehemaligen Burgmuseum stehen allerlei alte Rüstungen / Foto: Wikipedia / Sir Gawain / CC-BY-SA 3.0
Im ehemaligen Burgmuseum stehen allerlei alte Rüstungen / Foto: Wikipedia / Sir Gawain / CC-BY-SA 3.0

Erst mit dem Kauf der Burg 1899 durch Baron Dr. Nicolaus Kirsch-Puricelli änderte sich das. Der Stahl-Industrielle hatte neun Jahre ältere Olga Puricelli geheiratet. Die war zufällig Alleinerbin der Rheinböllen-Stahlhütte – eines wichtigen Geschäftspartners des Barons.

Für sich, seine Gattin und 40 Hausangestellte ließ Kirsch-Puricelli die Ruine aufwendig zum neugotischen Schlösschen ausbauen. Es sollte der letzte „Schloss-Wiederaufbau“ am Mittelrhein sein. Der Industrielle wohnte dort bis 1936. Sein Sohn Baron Paul Kirsch-Puricelli führte das Anwesen als Museum weiter.

1986 kaufte eine Hotelgesellschaft die Burg, die aber wirtschaftlich nicht Fuß fassen konnte. Mit Pächtern gab es zuletzt noch juristischen Ärger.


Und jetzt der Neustart mit der Immobiliengesellschaft. „Dieser wunderschöne Ort soll wieder strahlen. Aber derzeit sind wir noch mittendrin in der Planung“, erzählte Lesnig-Wolff der Allgemeinen Zeitung.

Weiterlesen:

Der Artikel von Christine Tscherner in der Allgemeinen Zeitung: „Neuer Besitzer plant Restaurant- und Hotelbetrieb auf Burg Reichenstein“ ist nicht mehr online verfügbar.
Die mittelalterliche Geschichte der Burg wird in einem mehrseitigen Artikel auf Regionalgeschichte.net umfassend dargestellt: „Trechtingshausen: Burg Reichenstein

Nachtrag: Das Hotel auf Burg Reichenstein hat inzwischen eröffnet. Barbara Goerlich schreibt dazu in der ahgz: „Von der Ritterburg zum Burghotel