Die Banker gehen: Schloss Krickenbeck wird verkauft



Schloss Krickenbeck: Bis 2011 Seminarzentrum der WestLB ist verkauft / Foto: Wikipedia / Fusslkopp / CC-BY-SA 3.0
Schloss Krickenbeck: Bis 2011 Seminarzentrum der WestLB, wird von der Portigon AG abgestoßen / Foto: Wikipedia / Fusslkopp / CC-BY-SA 3.0

Ende der 1980er Jahre rettete die WestLB Schloss Krickenbeck vor dem Verfall zur Ruine. Rund 85 Millionen D-Mark steckten die Banker in den Umbau des niederrheinischen Wasserschlosses zum Tagungszentrum mit 160-Zimmer-Hotel, Schwimmbad und allem Pipapo.

WestLB? War da nicht was?

Yap. Das von „Zeit“ und „Spiegel“ als „Zockerbank“ geschmähte Geldinstitut wurde ein Opfer der Finanzkrise.

Lust und Anlässe für Seminare auf dem Luxusschloss gab es für die Banker dadurch immer weniger.

Wenig verwunderlich, dass die Rechtsnachfolgerin der zerschlagenen WestLB, die Portigon AG, nun keine Verwendung mehr für die Edel-Immobilie inmitten der Krickenbecker Seen hat.

Parkseite von Schloss Krickenbeck / Foto: Wikipedia / an-d / CC-BY-SA 3.0
Parkseite von Schloss Krickenbeck / Foto: Wikipedia / an-d / CC-BY-SA 3.0
Sie meldet jetzt den Verkauf von Schloss Krickenbeck inklusive des Tagungs- und Seminarbetriebes an die Châteauform-Gruppe. Die Verträge sind bereits unterzeichnet.

Sehr gesprächig ist Portigon in der Sache nicht: „Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart“, teilt die AG mit.

Die Châteauform-Gruppe ist Anbieter eines „all inclusive“-Seminarkonzepts vor allem für internationale Unternehmen. Derzeit betreibt Châteauform EU-weit 43 Seminarzentren in Schlössern und Herrenhäusern, darunter 29 in Frankreich.

In Deutschland zählen dazu Schloss Ahrenthal bei Bonn und Schloss Löwenstein bei Frankfurt.

Portigon-Chef Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer ließ dazu 2014 mitteilen: „Die Châteauform-Gruppe sichert die Zukunft von Schloss Krickenbeck und bietet exzellente Perspektiven für den über Jahre mit einem attraktiven Kundenstamm aufgebauten Seminarbetrieb.“



So sah Schloss Krickenbeck um 1860 aus / Foto: Sammlung Duncker
So sah Schloss Krickenbeck um 1860 aus / Foto: Sammlung Duncker
Vorgängerbau des Schlosses war eine Burg aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Nach wechselnden Besitzer kam die Burg 1623 durch Heirat an die Familie von Schaesberg.

Wolfgang Wilhelm von Schaesberg baute die Burg nach dem Dreißigjährigen Krieg zum Wasserschloss um.

Das Schloss änderte sein Aussehen mehrmals grundlegend: Zunächst wurde es zu einer Anlage im Stil des Barock umgemodelt. 1857 beauftragten die von Schaesberg den Kölner Diözesanbaumeister Vincenz Statz mit dem Bau eines neugotischen Schlosses.

Dummerweise hielt die Pracht nicht lange: 1902 brannte das Schloss ab. Zum Schuldigen wurde ein Malerlehrling erklärt, weil er auf dem Dach heimlich Pfeife geraucht habe…

Graf Wilhelm Heinrich ließ daraufhin ab 1903/1904 entstand ein dreiflügeliges Schloss im Stil der Neorenaissance hochziehen. Glücklicherweise überstand die Anlage den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt.

Nach einer Nutzung als Altenheim stand das Schloss ab 1969 leer und verfiel zusehends. Erst der Kauf durch die WestLB konnte den Prozess stoppen.

Das Schloss ist außer am Tag des Offenen Denkmals nicht öffentlich zugänglich. Gelegentlich werden Führungen angeboten.



Lage von Schloss Krickenbeck: