Die Mildenburg: Keimzelle Miltenbergs




Blick von der Miltenberger Altstadt auf die Mildenburg / Foto: Burgerbe.de
Blick von der Miltenberger Altstadt auf die Mildenburg / Fotos: Burgerbe.de

Über dem Fachwerkstädtchen Miltenberg am Main thront, wie könnte es anders sein, eine Burg.

Und wie sich das für diese weinseelig-malerische Ecke zwischen Odenwald und Spessart gehört, ist die Mildenburg eher farbenfroh und einladend statt düster und trutzig – als hätte sie der örtliche Tourismusverein auf ihren Berg setzten lassen.

Das war freilich nicht immer so: Der Erzbischof von Mainz ließ den Felsen über dem Main um das Jahr 1200 befestigen, um die östliche Grenze seines Territoriums zu sichern. Vom 27 Meter hohen Bergfried konnte man den Feind von weitem sehen.

Das Wohnhaus mit seinem charakteristischen Treppengiebel entstand in den Jahren 1390 bis 1396. Dummerweise hatten die bereits damals in Bauangelegenheiten recht freigiebigen Erzbischöfe ein Imageproblem bei „ihren“ Bauern.

Das führte 1525 zur Eroberung durch das Bauernheer „Neckar-Odenwälder Haufen“ unter Führung von niemand Geringerem als Götz von Berlichingen.

Burghof der Mildenburg mit Palas und Kemenate / Foto: Wikipedia / Pascal Reusch / CC-BY-SA 3.0
Burghof der Mildenburg mit Palas und Kemenate / Foto: Wikipedia / Pascal Reusch / CC-BY-SA 3.0

Zwar gewann die geistliche Obrigkeit wieder gewaltsam die Oberhand, aber 27 Jahre später standen wieder feindliche Truppen unterhalb der Burg: Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde die Burg durch den Grafen von Oldenburg zerstört und später nur teilweise wieder aufgebaut.

Im Dreißigjährigen Krieg richteten schwedische und hessische Besatzer einigen Schaden an.

Mit der Auflösung der geistlichen Territorien kam die Burg 1803 an die Fürsten zu Leiningen und in der Folge an diverse private Eigentümer. Einer von ihnen war der Archäologe und Limes-Forscher Wilhelm Conrady (1829-1903). Er hatte es nicht weit zu seinem Forschungsgebiet: Der Limes stieß bei Miltenberg an den Main.



Die sanierte Mildenburg / Foto: Burgerbe.de
Die sanierte Mildenburg / Foto: Burgerbe.de

Auch der Terror des NS-Regimes warf seine Schatten auf die Mildenburg: Einer der letzten privaten Eigentümer war der Jurist und Generalleutnant Ferdinand Bock von Wülfingen, Mitglied von Roland Freislers Tribunal „Volksgerichtshof“.

Von Wülfingen wurde (wie so gut wie alle Richter und Staatsanwälte des NS-„Sondergerichts“) nach dem Krieg für die Unrechtsurteile nicht zur Rechenschaft gezogen. Er starb hochgeehrt 1956 auf der Burg.

1979 verkaufte Annunziata Edle von Oetinger die Anlage schließlich an die Stadt Miltenberg. Die Kommune sanierte und eröffnete 2011 ein Museum für „alte und neue Ikonen der Ostkirche und zeitgenössische Kunst aus Beständen der Diözese Würzburg“. Es hat allerdings fünf Monate im Jahr geschlossen (November bis Ende März).


Ebenso sehenswert ist aber auch der Blick vom Bergfried über Stadt und Main.

Blick vom Bergfried der Mildenburg auf Miltenberg / Foto; Wikipedia / Pascal Reusch / CC-BY-SA 3.0
Blick vom Bergfried der Mildenburg auf Miltenberg / Foto: Wikipedia / Pascal Reusch / CC-BY-SA 3.0