Schloss Stolberg im Harz soll endlich Hotel werden




Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist auch Schlossherrin. Und das im Harz: 2002 übernahm die Stiftung das völlig heruntergekommene, geschichtsträchtige Schloss Stolberg, das auf dem Zwisselberg über dem Fachwerk-Städtchen Stolberg thront.

Stiftung, Spender, Land Sachsen-Anhalt und EU investierten massiv in die Sanierung, insgesamt flossen 22 Millionen Euro, darunter erhebliche Lotto-Mittel.

Nun möchte der künftige Schloss-Pächter Dr. Clemens Ritter von Kempski hier bis 2017 ein Vier-Sterne-Hotel mit rund 50 bis 60 Zimmern in einem bislang ungenutzten Teil des Schlosses einrichten. Voraussetzung: Die Sanierung geht planmäßig weiter.

Aussicht vom Schloss auf den Ort Stolberg / Foto: Burgerbe.de
Aussicht vom Schloss auf den Ort Stolberg / Foto: Burgerbe.de

Von Kempski betreibt bereits zwei weitere Hotels im beschaulichen Stolberg. Er setzt darauf, dass sich der Südharz weiter zur Tourismusregion entwickelt. Der Harz ist zwar ein beliebtes Urlaubsziel mit 6,5 Millionen Übernachtungen im Jahr. Den südlichen Harz steuern davon aber nur 300.000 Übernachtungsgäste an.

Ein attraktives Schlosshotel wäre für die Region enorm wichtig. Kein Wundern, dass auch Ministerpräsident Rainer Haseloff zur Vorstellung des Hotelplans auf dem Schloss erschien.

Sitz der Fürsten von Stolberg-Stolberg

Es ist schon der zweite Versuch, im einstigen Sitz der Fürsten zu Stolberg-Stolberg ein Hotel zu errichten. 1993 hatte ein Investor das Schloss von der Treuhand gekauft, das Dach aber derart unfachmännisch saniert, dass es zu massiven Feuchtigkeitsschäden kam und der Plan scheiterte.



Schloss Stolberg soll weiter saniert werden
Schloss Stolberg soll weiter saniert werden / Foto von Juni 2014: Burgerbe.de

Das Schloss stand danach jahrelang leer und verkam. Die Stiftung Denkmalschutz hat diesen unschönen Punkt in ihrer an die Presse gegebenen Schlossgeschichte übrigens ausgespart.

Eine Burg, von der noch der heutige Rundturm zeugt, entstand hier um das Jahr 1200. Sie wurde zwischen 1539 und 1547 während der Renaissance zu einer mächtigen Dreiflügelanlage mit Nebengebäuden ausgebaut.

Im 18. Jahrhundert folgte der Umbau im schlichteren Stil des Barock, wobei man den Bergfried der Burg kurzerhand abriss.

Überregional bekannt ist das Stolberger Schloss als Sitz eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands, aus dem mit Juliana zu Stolberg (1506-1580) die Stammmutter des Hauses Oranien hervorging. Die Fürsten zu Stolberg-Stolberg wurden 1945 enteignet. Die DDR nutzte das Schloss als FDGB-Ferienheim.

Die Größe der Dreiflügelanlage erkennt man erst aus der Entfernung / Foto: Wikipedia / Ralf Lotys (Sicherlich) / CC-BY-SA 2.5
Die Größe der Dreiflügelanlage erkennt man erst aus der Entfernung / Foto: Wikipedia / Ralf Lotys (Sicherlich) / CC-BY-SA 2.5
Schloss Stolberg: Die sanierte Fassade.
Schloss Stolberg: Die sanierte Fassade Foto: © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Matthias Wagner

Nach dem desaströsen ersten Hotel-Plan retteten das Engagement der Stiftung und die EU- und Glücksspirale-Millionen die Bausubstanz. Seitdem geht es stetig aufwärts.

2008 wurde der Fürstenflügel als sogenanntes „Haus des Gastes“ eröffnet. Das Ende der Restaurierung der Kapelle feierten die Denkmalstiftung und die kleine Gemeinde im Jahr darauf.

2011 konnte die wiederhergestellte Südterrasse eröffnet werden. Nach der Sanierung des barocken Pavillons, der Wiederherstellung eines Wasserbeckens sowie der anspruchsvollen Treppen- und Maueranlagen und der repräsentativen Neupflanzung von Hecken und Stauden wurde der Garten als Station in das Netzwerk „Gartenträume Sachsen-Anhalt“ aufgenommen.

Straße im Fachwerk-Städchen Stolberg / Foto: Burgerbe.de
Straße im Fachwerk-Städtchen Stolberg / Foto: Burgerbe.de

Zuletzt führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Eigentümerin von Mai bis Juli 2013 auf einer Fläche von rund 40 mal 30 Metern in der Vorburg archäologische Ausgrabungen durch.

Dabei konnten unter den Fundamenten des Marstalls zur Überraschung der Experten in 1,60 Meter Tiefe die Überreste des alten Bergfrieds nachgewiesen werden, der während der barocken Umgestaltung im 18. Jahrhundert geschliffen worden war.

Weiterlesen:

Hier geht es zu einem Artikel von Alexander Schierholz in der Mitteldeutschen Zeitung: „Schloss Stolberg: Die zweite Rettung“ (Artikel ist nicht mehr online verfügbar)
Bei der Darstellung der Burggeschichte habe ich mich in der Pressemitteilung der Stiftung Denkmalschutz bedient: „Auf dem Zwisselberg geht‘s voran“ (Artikel ist nicht mehr online verfügbar)
Die Stiftung Denkmalschutz berichtete über eine europaweite Ausschreibung, um einen Betreiber für das Hotel zu finden (Link zum Artikel)

Ein Video-Beitrag zu Schloss Stolberg im Harz:

Lage des Schlosses via Google Maps: