Schloss Garath: Wo Strombergs Capitol Orgien feierte



Auch die Gartenseite von Schloss Garath kann sich sehen lassen / Fotos: Burgerbe.de

Es gibt da eine Szene im neuen Stromberg-Kinofilm (der noch besser und böser ist, als ich erwartet hatte) – also es gibt da eine Szene, in der die Führung der Capitol-Versicherung so richtig turbokapitalistisch die Sau rauslässt.

Während die Belegschaft zum 50-jährigen Firmenjubiläum im gesichtslosen Tagungshotel mit fettlastigem Buffet, billigem Fusel und Retortenmusik abgefüttert wird, hat sich die (ausschließlich männliche) Führungsriege auf ein Schloss zurückgezogen, den Champagner entkorkt und Krawatten und Gedanken an die Gattinnen zuhause gelassen.

Ärger im Direktoren-Paradies

Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) vor dem Portal von Schloss Garath / Bild: Trailer-Screenshot ( Bild oben: Burgerbe.de

Für die Unterhaltung der Leistungsträger sorgen eigens engagierte Damen, die den angeheiterten Direktoren proaktiv JEDEN Wunsch von Augen und Gemächt ablesen.

Für den erstmals persönlich eingeladenen Stromberg eigentlich das Paradies.

Aber dann geht natürlich wieder einiges phänomenal schief, und es gibt so richtig Ärger…

Das Ganze ist natürlich eine Persiflage auf die Ereignisse in Budapest, wo die Hamburg-Mannheimer im Juni 2007 die traditionsreiche Gellert–Therme mietete und in ein Freiluftbordell für ihre erfolgreichsten Verkäufer verwandelte (Quelle z.B. n-tv.de).

Großbürgerliche Atmosphäre

Kaminsaal in Schloss Garath: Das richtige Ambiente für die Orgie einer Vorstandsetage.

Das Anwesen, in dem die Capitol-Führung im Film ihre Orgie zelebrierte, existiert wirklich. Auch wenn es hier normalerweise nüchterner zugeht. Gedreht wurde auf Schloss Garath im Süden von Düsseldorf.

Das großbürgerliche Ambiente mit Marmor, Lüstern und roten Seidentapeten (erinnert ein bisschen an den Brutalo-Protz von Albert Speers Neuer Reichskanzlei) kommt nicht von ungefähr.

Bauherr des Schlosses war 1912/13 Albert von Burgsdorff, der wiederum zuvor eine gute Partie gemacht hatte. Er hatte Lucie Poensgen geehelicht, Tochter des schwerreichen Düsseldorfer Stahlbarons Gustav Poensgen.

Ein paar tausend Poensgen’sche Goldmark werden schon in den Abriss des Vorgängerschlosses und den anschließenden Neubau geflossen sein.


Vom Schloss blieb nur der Turm

Hauptsache edel: Treppen auf Schloss Garath

Vom Schloss aus dem 16./17./18. Jahrhundert blieb nur der Torturm übrig. Zu Kaisers Zeiten konnte man so etwas noch einfach abreißen, ohne Ärger mit irgendwelchen Denkmalschützern zu bekommen…

Den Schlosspark schuf übrigens im 18. Jahrhundert der Architekt Nicolas de Pigage, der auch die Pläne für das nahe Rokoko-Juwel Schloss Benrath entwarf.

Die Forschung geht davon aus, dass es hier bereits im neunten Jahrhundert einen Rittersitz gegeben hat.

Nach dem Krieg sicherte sich erstmal die britische Besatzungsmacht die repräsentative Immobilie.

Seit dem Jahr 1978 gehört das Schloss der Stadt Düsseldorf, die es der damaligen Bundespost damals für 1,3 Millionen Mark abkaufte.

Das erwies sich als gutes Geschäft für die NRW-Landeshauptstadt, denn ganze Zimmerfluchten sind heute an Beratungsfirmen vermietet.

Das Schloss ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich, außer einmal im Jahr beim Tag des offenen Denkmals Mitte September.

Die Gelegenheit habe ich mal für ein paar Fotos genutzt.

Am Denkmaltag kann man gemächlich durch die luxuriösen Räume streifen und die opulente Treppe hinaufsteigen (sie wäre eine Zierde für jedes preußische Oberlandesgerichts würdig) – durch den riesigen Garten flanieren gehen.

Das Stromberg-Team hat für den Dreh der Capitol-Orgie die Erdgeschoss-Räume genutzt. Bei den diversen Außenaufnahmen ist später auch die Fassade gut zu erkennen.

Und hier der Trailer zum Stromberg-Kinofilm: