Schloss Runkelstein: Südtiroler Bilderburg




Innenhof von Burg Runkelstein - an der Wand des Arkadengangs im ersten Stock kann man schon Fresken erkennen...
Innenhof von Schloss Runkelstein – an der Wand des Arkadengangs im ersten Stock kann man schon Fresken erkennen… / Fotos: Burgerbe.de

Wenn an langen Winterabenden das Feuer in den Burgkaminen behaglich prasselte und draußen der Wind um die Türme heulte, war man drinnen froh, Unterhaltung zu haben.

Dann war die große Zeit der Troubadure, die (mehr oder weniger musikalisch) die Geschichten von König Artus, Merlin und Sir Lancelot erzählten.

Die immer weiter ausgeschmückte Erzählung von Tapferkeit, Edelmut und verschworener Helden-Gemeinschaft traf den Nerv der ritterlichen Gastgeber – und die Damen waren entzückt über die darin verwobenen romantischen Liebesgeschichten.

Auf Schloss Runkelstein (Castel Roncolo) in Südtirol war man so beeindruckt, dass Künstler die Szenen der Sage gleich an den Wänden verewigen mussten. Zurzeit beschäftigt sich dort eine Ausstellung mit Runkelstein und der Artus-Mär.

Religiöse Fresken in der Kapelle von Runkelstein (abfotografiert von der Infotafel)
Religiöse Fresken in der Kapelle von Runkelstein (abfotografiert von der Infotafel)

Es wird im Mittelalter wohl so ein bisschen wie mit den heutigen Wiederholungen im Fernsehen gewesen sein: Weil auch die spannendste Tafelrunden-Story irgendwann fade wird, musste erzählerischer Nachschub her.

In den Fresken auf Runkelstein hat sich daher ein Kaleidoskop an damaligen Unterhaltungsstoffen versammelt.

Neben Szenen aus Camelot sieht man viele biblische Bilder von Kain und Abel bis zur Kreuzigungsgruppe – nein, nicht der aus Monty Python. In der Kapelle werden vorwiegend Heiligenviten werden erzählt.

In den anderen Räumen und an den Außenwänden tauchen auch Cäsar, Alexander, Karl der Große und die Helden der Odyssee auf.



Der Eingang zum Inneren Schlossbereich von Runkelstein / Runcolo
Der Eingang zum Inneren Schlossbereich von Runkelstein / Runcolo

Die Burg weist sogar den größten nichtreligiösen Freskenzyklus des Mittelalters auf und wird deswegen auch Bilderburg genannt.

Entstanden ist die bunte Hof-Unterhaltung in den Jahren 1388 bis etwa 1410. 1385 hatten die kunstsinnigen Brüder Franz und Niklaus Vintler die zu diesem Zeitpunkt 150 Jahre alte Burg auf einem Felsen am Eingang des Sarntals gekauft.

Sie stammten aus einer reichen Bozener Kaufmannsfamilie und lechzten als frischgebackene Burgbesitzer nach Ritterromantik.

Die Brüder gaben 1388 die Renovierung und abschließende Malarbeiten in Auftrag. Aus den Fresken kann man auch allerlei über die Bekleidungsgeschichte des späten Mittelalters lernen, da die herumwuselnden Männlein und Weiblein in der Mode des 14. Jahrhunderts gekleidet sind.

Die Gebäude der Burganlage sind gut restauriert.
Die Gebäude der Burganlage sind gut restauriert.

Glücklicherweise blieb der Charakter der Burggebäude weitgehend erhalten (die Inneneinrichtung ist leider nicht mehr original).

Das lag weitgehend daran, dass die Burg ab dem 17. Jahrhundert den Erzbischöfen von Trient gehörte. Die verfügten über keinerlei eitle Gattinnen, die darauf gedrängt hätten, hier ein den Nachbarn ihren Reichtum unter die Nase reibendes Renaissance-Schlösschen hinzusetzen. Das konnte man außerdem besser im Flachland…

Gefahren drohten eher aus anderen Richtungen 1520 flog ein Gewölbe bei einer Schießpulver-Explosion in die Luft, 1672 zerstörte ein Brand den Ostpalas und 1868 stürzte ein Teil des sogenannen Sommerhauses (hier sind auch die Artus-Fresken zu finden) in die Tiefe.

1880 kaufte Erzherzog Johann Salvator von Österreich-Toskana die Anlage, um sie einige Jahre später Kaiser Franz-Joseph zu schenken.

Der seefahrende Erzherzog (mit Kapitänspatent) verschwand 1890 spurlos bei einer Umrundung von Kap Hoorn mit dem eigenen Frachtdampfer. Einer der rätselhaften Fälle des Hauses Habsburg.

Blick von der Burg Richtung Bozen
Blick von der Burg Richtung Bozen

Dauer-Kaiser Franz-Joseph sorgte freundlicherweise für eine Sanierung des Schlosses mit allerlei neugotischen Elementen durch den Wiener Dombaumeister Friedrich von Schmidt. Der ließ seinen Schüler Otto Schmidt die Pläne umsetzen, der auch das nahe gelegene Schloss Enn neugotisch umbaute.

Der Kaiser schenkte das Schloss 1893 schließlich der Gemeinde Bozen. Diese ist auch noch der heutige Besitzer.

Die Stadt hat dafür gesorgt, dass Schloss Runkelstein wirklich weiträumig ausgeschildert ist. Als Fußgänger sollte man sich die Lage allerdings vorher anschauen. Vom Hauptbahnhof Bozen aus sind es etwa 3,5 Kilometer.

Für Autofahrer gibt es am Fuß des Burgbergs einen Parkplatz. Schloss Runkelstein / Castel Roncolo ist das ganze Jahr über geöffnet (außer montags).


Weiterlesen:

Hier geht’s zur Homepage von Schloss Runkelstein.
Und hier finden sich weitere Infos zum Schloss und zu den jeweiligen Ausstellungen.