Burg Boetzelaer: Von der Ruine zum Burghotel



Der Verlauf des Südflügels ist architektonisch nur angedeutet.
Der Verlauf des Südflügels ist architektonisch nur angedeutet. Fotos: Burgerbe.de

Ich mag ja diese Vorher-Nachher-Bilder von gelungenen Burg-Sanierungen. Ein Paradebeispiel dafür ist Burg Boetzelaer in Kalkar-Appeldoorn am Niederrhein – und zwar gerade weil hier nicht versucht wurde, irgendein Möchtegern-Mittelalter nachzubilden.

Diese Burg hat buchstäblich zwei Seiten. Zum sogenannten Boetzelaerer Meer hin (es handelt sich um einen größeren Teich) präsentiert sie sich als sehenswertes klassizistisches Schloss, das seine früheren Zeiten als wehrhafte Burg durchaus noch ahnen lässt.

Auf der Südseite, hin zum Innenhof, beginnt die gewöhnungsbedürftige Moderne: Der Südflügel fehlt – sein Verlauf ist nur durch eine Mauer angedeutet. Der Westflügel schließt mit einer Glasfront ab.

Von den mächtigen, sechs Meter breiten, runden Ecktürmen ist nur einer geblieben. Er beherbergt die Kapelle. Vom zweiten „seeseitigen“ Turm stehen nur noch Mauern im Erdgeschossbereich.

Die Burg ist heute Hotel und Café mit sehr leckerer Kuchen-Auswahl.

Burg Boetzelaer 1997 vor der Sanierung und heute (Bild links von  Lex vB, CC-BY-SA 3.0/Bild rechts: Burgerbe.de)
Burg Boetzelaer 1997 vor der Sanierung und heute (Bild links von Lex vB, CC-BY-SA 3.0/Bild rechts: Burgerbe.de)



Dass es sie überhaupt gibt, hat mit der legendären Widerborstigkeit des niederrheinischen Rittergeschlechts der von Boetzelaers zu tun. Deren Burg aus dem 13. Jahrhundert lag zwar mitten im Gebiet des Grafen von Geldern, von dem die niederrheinischen Haudegen sich aber nichts sagen ließen. Sie befestigten lieber ihre Burg: Der Bergfried hatte am Ende sieben Geschosse.

Burg Boetzelaer: Die Fassade strahlt wieder Weiß
Burg Boetzelaer: Die Fassade strahlt wieder Weiß

Als ihnen der Graf doch zu sehr auf die Pelle rückte, unterstellten sich die Schlagetots einfach dem Kölner Erzbischof. Dummerweise waren die Kirchenfürsten ebenfalls ziemlich rauflustige Herrscher, die ihre Gefolgsleute natürlich mit in ihre Händel hineinzogen.

Rutger III. von Boetzelaer musste schließlich 1395/96 mitansehen, wie seine Burg durch Adolf von Wylich belagert und eingenommen wurde. Eine Schmach, an der die Familie noch jahrzehntelang zu knabbern hatte.

Um 1560 galten solche Burgen als gnadenlos altmodisch: Boetzelaer wurde zum Renaissanceschloss. Gut 100 Jahre später kamen dann Umbauten im Barock-Stil hinzu. Um 1830 erhielt die Burg schließlich ihre heutige Größe. Der baufällige Bergfried wurde abgerissen.

Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg begann ein rasanter Verfall. Nur die Vorburg war noch bewohnt. Der heutige Besitzer Maximilian Freiherr von Wendt-Papenhausen fand 1978 eine Ruine vor. 1997 begann er mit der Sanierung, die 2003 abgeschlossen werden konnte.

Burg Boetzelaer ist für den Besuch vieler weiterer Generationen gesichert.

Link: Seite von Burg Boetzelaer mit Eventkalender (z.B. Sonntagsfrühstück in den Mauern, Ausstellungen…)