Schloss Neuenburg: Stolz der Thüringer Landgrafen und Märchen-Drehort




Schloss Neuenburg: Der Dicke Wilhelm / Fotos: Burgerbe.de
Schloss Neuenburg: Der Dicke Wilhelm / Fotos: Burgerbe.de
Erstmal Burgen bauen: Das muss sich Graf Ludwig „der Springer“ gedacht haben, als er seine Herrschaft im heutigen Thüringen und Sachsen-Anhalt erbte.

Aus Sicht des jungen Ludowingers war das eine ziemlich vernünftige Entscheidung mit dauerhaften Folgen (von denen heute noch das ZDF mit seinen Märchenfilmen profitiert, siehe Link unten).

Am westlichen Rand seines Herrschaftsbereichs, auf einer Höhe im Thüringer Wald, legte er im Jahr 1067 den Grundstein für die Wartburg.

Nun brauchte er aber auch noch eine Befestigung auf der östlichen Seite seines Reichs. Auf einem Hochplateau an der Unstrut nahe Naumburg fand er einen geeigneten Platz und ließ ein passendes „Gegenstück“ bauen: Schloss Neuenburg bei Freyburg.

Ausgedehnter als die Wartburg

Da das Plateau reichlich Platz hergab, fiel die Neuenburg deutlich größer aus als die Wartburg (insgesamt 31.500 Quadratmeter). Optisch haben beide Burgen keinerlei Ähnlichkeit.

Schloss Neuenburg an der Unstrut: Einst die größte Burg der Landgrafen von Thüringen

Die Ringmauern aus Ludwigs Zeiten erwiesen sich als derart stabil, dass längere, acht Meter hohe Teile davon heute noch stehen.

Prägnantes Bauwerk ist der „Dicke Wilhelm“: Ein 14 Meter breiter Rundturm aus dem 12. Jahrhundert, der etwas abseits der restlichen Burg auf einem Grashügel steht und Teil des Burgmuseums ist.

Die Auswahl der Exponate im Turm ist etwas gruselig-gruftig zusammengewürfelt, u.a. ein Richtschwert, schwere Handfesseln, Grabkreuze und ein schwarz-metallischer Kindersarkophag zum Aufstellen in finsteren Gruften.

Ein weiterer, ebenso alter Bergfried war nach einem Brand 1662 abgebrochen worden.



Schloss Neuenburg: Im Schlosshof
Schloss Neuenburg: Im Schlosshof
Die Anlage war später die größte Burg, über die Ludwigs Nachfahren, die Landgrafen von Thüringen, verfügten.

Kaiser Barbarossa war hier ebenso zu Gast wie die später heilig gesprochene Elisabeth von Thüringen (kein Wunder, ihrem Mann gehörte die Neuenburg schließlich). Architektonisch bedeutsam ist die Doppelkapelle – also eine zweistöckige Kapelle – aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Nach dem Tod des letzten Ludowinger-Landgrafen Heinrich Raspe 1247 fiel die Neuenburg an die Wettiner in Form der Markgrafen von Meißen und späteren sächsischen Kurfürsten.

August von Sachsen ließ die Burg um 1550 zum Jagdschloss umbauen. Also solches wurde sie dann auch die nächsten 200 Jahre von den Kurfürsten und den Herzögen von Sachsen-Weißenfels eifrig genutzt.

Skulpturen von Jagdhunden bewachen die Schlossgebäude. Die Ohren fehlen...
Skulpturen von Jagdhunden bewachen die Schlossgebäude. Die Ohren fehlen…
Erst nach 1756 war sie keine offizielle Residenz mehr und verfiel zusehends.

Im Jahr 1815 übernahmen die Preußen das Kommando. Mit dem heruntergekommenen Schloss und den Resten der Burg wussten sie aber auch nicht so viel anzufangen. Man wunderte sich nur über die Touristenströme, die die Anlage anzog.

Restaurierungen setzen schon in den 1840er-Jahren ein. Ab 1842 wurde die Doppelkapelle unter Ferdinand von Quast und Friedrich August Ritter gesichert und wieder hergestellt.

Zur Nazizeit beherbergte das Schloss eine „Obergauführerinnenschule“.

DDR ließ Schloss verfallen

Den DDR-Behörden war die ganze Geschichte suspekt. Sie ließen das Schloss verfallen. 1970 wurde es nach der Entdeckung von Hausschwamm im Gebälk verrammelt und verfiel. Einziger Lichtblick aus dieser Zeit: Der „Dicke Wilhelm“ wurde in den 1980er-Jahren saniert.




Die Sanierungen laufen seit 1990...
Die Sanierungen laufen seit 1990…

Noch 1989 gründete sich eine Bürgerinitiative zur Rettung der Neuenburg. Die Bürger erzwangen sich Zutritt zum Schloss, dessen beklagenswerter Zustand von den Behörden geheim gehalten worden war.

Seit 1990 wird Schloss Neuenburg jetzt wieder saniert – das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Schloss und im Dicken Wilhelm ist ein sehenswertes Museum eingerichtet. Das Mittelalterfest zu Pfingsten mit großem Ritterturnier hat überregionale Bedeutung.

Drehort für „Die sechs Schwäne“

Die Neuenburg war 2023 übrigens Drehort des ZDF-Weihnachtsmärchens „Die sechs Schwäne“ in der Reihe Märchenperlen.

Hier geht es zu einem Film-Bericht von ZDF-TiVi über die Dreharbeiten auf der Burg. Die fanden bei ziemlicher Kälte statt, da half auch der im Hof aufgetürmte Scheiterhaufen nicht viel.

Das ganze Märchen kann man sich 2024 einige Wochen(?) lang auf der ZDF-Seite im kostenlosen Stream anschauen.

Weiterlesen:

Hier geht’s zur Homepage von Schloss Neuenburg
Eine Übersicht über Ausstellungen und Veranstaltungen auf dem Schloss findet sich hier

Hier einige sehr schöne Luftaufnahmen der Burg bei Freyburg. Eine Co-Produktion von Copterlive.de und der Artist Media Project GmbH: