Fort de Copacabana: Krupps Kanonen zielen auf Rio



Krupps Panzerkuppeln mit Blick auf Rio de Janeiro / Foto (und Foto oben): Burgerbe.de
Krupps Panzerkuppeln mit Blick auf Rio de Janeiro / Foto (und Foto oben): Burgerbe.de

Der kilometerlange Traumstrand der Copacabana freut seit jeher Touristen, Jogger und Taschendiebe. Für die brasilianischen Militärs sah der Küstenstreifen mit der direkt dahinter liegenden Metropole um 1900 eher wie eine Einladung an finstere Mächte aus, doch ohne große Umwege eine Invasion ins Herz des Landes zu starten.

Im mit allerlei größenwahnsinnigen Juntas gesegneten Südamerika war der Gedanke nicht ganz so paranoid, wie er zunächst klingt.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts dachten sich die schlauen Defensiv-Strategen, dass ein Fort vor der wichtigsten Stadt des Landes sicher nicht schaden kann. Die Kanonen konnte man notfalls ja auch Richtung Stadt drehen…).

Und wo bekommt man Kanonen mit möglichst abschreckend starkem Kaliber her? Na, aus der Rüstungsschmiede Krupp, die damals mit Volldampf des Kaisers Flotte ausrüstete.

Also orderten die Brasilianer in Essen zwei drehbare Panzerkuppeln mit jeweils zwei 30,5 Zentimeter- und 19 cm-Kanonen für ihr neues Fort Copacabana (auf einer Landzunge zwischen den Stränden von Ipanema und Copacabana). Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Küstengeschütze montiert.




Ein anderer Blick auf die Geschütz-Plattform / Foto: Wikipedia / Edurcastro28 / Public Domain
Ein anderer Blick auf die Geschütz-Plattform / Foto: Wikipedia / Edurcastro28 / Public Domain

Die Rohre der schweren Batterie nannten die Erbauer respektvoll „Barroso“ and „Osório“. Sie konnten Geschosse von 445 Kilogramm Gewicht 23 Kilometer weit verschießen. Das kleinere Kaliber kam noch 18,2 Kilometer weit: Genug, um Rios Strände und den Hafen zu sichern – oder zu beschießen.

Das 1914 fertiggestellte Fort de Copacabana war somit die damals modernste Befestigung in ganz Südamerika.

Heute ist das Fort stillgelegt und beherbergt ein Militärmuseum – sicher auch ein interessantes Ziel für den einen oder anderen WM-Touristen.

Zu den Exponaten gehören einige Feldgeschütze, allerlei Uniformen und ein paar rostige deutsche Stahlhelme. Auf Schautafeln wird erklärt, wo deutsche Unterseeboote während des Zweiten Weltkriegs vor Brasilien auftauchten. Das U-Boot U-513 wurde im Juli 1943 östlich der Stadt Florianópolis durch Fliegerbomben versenkt.

Die Kanonen des Forts eröffneten übrigens nur einmal das Feuer – und zwar in Richtung Rio: Bei einem Aufstand junger Offiziere nahm das Fort am 5. Juli 1922 nahe gelegene Militärbasen unter Feuer.

Die Regierung ließ das Fort daraufhin durch einen Kreuzer unter Feuer nehmen. Der größte Teil der Besatzung flüchtete, und der Aufstand brach wenig später blutig zusammen.

Den Kruppschen Panzerkuppeln hat das Bombardement nichts ausgemacht. Sie taten sogar noch bis 1987 ihren Dienst.

Bei der historischen 7:1-Niederlage der Seleção gegen die deutsche Elf am 8. Juli 2014 („#BRAGER“) schwiegen die Kanonen glücklicherweise…

Die Homepage des Militärmuseums „Fortedecopacabana.com“ ist aktuell offline.

Und so sieht das aus der Luft aus:




Ein Gedanke zu „Fort de Copacabana: Krupps Kanonen zielen auf Rio“

  1. Sehr Interessant,nach dem ersten Weltkrieg war mit Krupp auch nicht mehr viel los.Aber so kann man auch mal sehen das Waffen aus Deutschland doch seiner Zeit schon sehr begehrt waren.
    LG Ingo

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