Herrenhaus Hoyerswort und der teuflische Tanz



Das Herrenhaus Hoyerswort 1864 / Bild: gemeinfrei / Bild oben KI (erstellt mit Stable Diffusion)

Übermütige Mädchen werden in Nordfriesland seit Generationen mit einer gruseligen Sage gepiesackt, deren Ursprung man recht genau verorten kann: An der weißen Wand eines Saals des „Eiderstedter Schlosses“ (eigentlich Herrenhaus Hoyerswort) prangt ein angeblicher Blutfleck.

Ziemlich zerlaufen, aber noch durchaus kräftig. Er ist normalerweise durch einen Wandbehang abgedeckt.

Der Fleck inspirierte die Erzählung vom „Teufel und der Tänzerin„: Darin wird von einer auf der Tanzfläche nicht mehr zu bändigenden jungen Frau erzählt. Diese sei vor 200 Jahren bei einem Fest im Herrenhaus so tanzwütig gewesen, dass sie sogar erklärte, auch einen Tanz mit dem Teufel nicht abschlagen zu wollen.

Gruselige Sage um einen Tanzabend

Um den "Blutfleck" rankt sich eine gruselige Sage
Um den „Blutfleck“ rankt sich eine gruselige Sage
Der Satan ging natürlich wie üblich darauf ein. Er materialisierte sich als eleganter Tänzer mitten in der Festgesellschaft und vollführte mit der Frau einen wilden Reigen, der ihr auf blutige Weise das Leben kostete. Und der Fleck an der Wand sei eben der Beweis dafür…

Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die örtliche Elternschaft die pädagogische Wirkung dieser Geschichte auf pubertierende junge Damen derart hoch einschätzte, dass sie den Fleck gelegentlich aufgefrischt hat. Er sieht zumindest danach aus.

Zur erzieherischen Wirkung von makabren Schauergeschichten siehe auch „Die Mumienhand von Schloss Hohenlimburg„.

Das Herrenhaus ist ein zweiflügeliger Renaissancebau mit einem Treppenturm, umgeben von einem doppelten Wassergraben. Es stammt aus den Jahren bis 1594, als hier noch die Dänen das Sagen hatte. Der königlich dänische Aufseher Caspar Hoyer war der Bauherr.

1713 nahm hier der dänische König Friedrich IV. die Kapitulation der in der Festung Tönning stationierten schwedischen Truppen im Großen Nordischen Krieg entgegen, was diesen Krieg praktisch entschied.

Das geschichtsträchtige, inzwischen renovierte Herrenhaus beherbergt seit 2011 die Töpferei von Alfred Jordy. In der ehemaligen Kapelle stellt er bemalte Wandfliesen in Fayence-Qualität nach holländischer Tradition her. sie werden dann in der Vorhalle ausgestellt.

Im Café in der ehemaligen Vorstube serviert Brigitte Jürgensen mit ihrem Team Tee- und Kaffeespezialitäten und selbstgebackene Torten aus vollwertigen Lebensmitteln.
Im daneben stehenden Haubarg befindet sich die Brasserie Hoyerswort. Ein Haubarg ist das typische, reetgedeckte Bauernhaus auf der Halbinsel Eiderstedt. Dort bietet Hermann Bothe mit seinem Team regionale Küche mit französischem Einschlag an.

Es gibt seit Ende 2013 auch einen Förderverein.

Eigentümer Jordy hat das Ziel, Hoyerswort zu einem touristischen Anziehungspunkt für ein überregionales Publikum zu machen. Er ist dabei auf einem guten Weg (es gibt hier übrigens auch Ferienwohnungen).

Weiterlesen:

Einen ausführlicher Artikel hat Dr. Katrin Schäfer im 2011 in ihrem Blog über das Herrenhaus geschrieben: „„Herrenhaus Hoyerswort“ – Museum, Cafe, Keramik
Über die Gründung des Fördervereins berichten die Husumer Nachrichten: „Herrenhaus braucht Unterstützer
Mehr Infos auf der Homepage des Herrenhaus Hoyerswort

Mehr zu „frevelhaften Tänzen“ findet man bei Wikisource.

Über „Blutflecken in Burgen“ steht mehr hier im Burgerbe-Artikel: „Über Mythen und Mordsgeschichten