Burg Stolpen: Gefängnis der Gräfin Cosel



Burg Stolpen mit dem Coselturm / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th / CC BY-SA 2.0 DE
Burg Stolpen mit dem Coselturm / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th / CC BY-SA 2.0 DE

Auf der sächsischen Burg Stolpen steht der runde Coselturm. Ein seltsamer Name mit eigenwilliger Geschichte aus der Zeit, als gebildete Frauen Seltenheitswert hatten und von der überforderten Männerwelt als Bedrohung wahrgenommen wurden…

Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel muss eine sehr resolute Adelige gewesen sein, die ihrem Geliebten – August dem Starken – am Ende schrecklich auf die Nerven gegangen ist. Um 1705 hatte der sächsische Kurfürst und König von Polen die frisch getrennte Holsteinerin kennengelernt und an den Dresdner Hof beordert.

Innerhalb weniger Wochen machte der etwas prunksüchtig veranlagte Sachse die geistreiche Frau von Cosel zu seiner offiziellen Mätresse und überhäufte sie mit Ehren.

Anna Constantia von Cosel: Bild auf Burg Stolpen / gemeinfrei
Zu schlau für Sachsens August: Anna Constantia von Cosel. Das Bild hängt auf Burg Stolpen / gemeinfrei

Dummerweise beließ es Madame nicht dabei, nur an der Seite des Monarchen zu sitzen oder auf ihrem Rittergut Pillnitz (ein Geschenk von August) zu entspannen.

August hatte derweil im Großen Nordischen Krieg seine mit teuren Bestechungsgeldern erkaufte polnische Königswürde verloren, was ihn sehr wurmte. Nun setzte August alles daran, sie wiederzugewinnen – auch, um dadurch Sachsen als starkes Gegengewicht gegen das aufstrebende Preußen zu erhalten.

Gräfin Cosel waren die Intrigen der stets eifersüchtig ihre Unabhängigkeit achtenden polnischen Adeligen immer suspekt. Sie warnte August, sich nicht auf die Ränke dieser Leute einzulassen, um wieder an die Macht zu kommen.

August hörte nicht auf sie und erlebte das von der Gräfin vorhergesagte Debakel: Der wiedergewonnene Titel erwies sich angesichts der Zugeständnisse an die polnische Aristokratie als bedeutungslos.

Der Coselturm auf Burg Stolpen / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th / CC-BY-SA 3.0
Der Coselturm auf Burg Stolpen / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th / CC-BY-SA 3.0
Nebenbei konspirierte die Cosel auch noch mit dem Kaiser in Wien, der ihr die Würde einer Reichsfürstin von Görlitz in Aussicht stellte. Dafür betrieb sie auch ein bisschen Spionage und gab Abschriften aus dem sächischen Geheimen Kabinett an den kaiserlichen Gesandten weiter.

Schließlich verbannte August seine selbstbewusste Mätresse 1713 ins nahe Schloss Pillnitz. Da wollte die Cosel allerdings keinesfalls bleiben und floh nach Berlin.

Doch die Preußen waren in erster Linie an der Aufrechterhaltung von guten Beziehungen zu Sachsen interessiert. Sie schickten die Cosel umgehend zurück.

Daraufhin stellte der König seine einstige Geliebte am Heiligen Abend 1716 auf der sächsischen Festung Burg Stolpen unter Arrest – 27 Kilometer östlich von Dresden und gut bewacht durch die Burgbesatzung. Die Cosel zog ins Zeughaus und wartete. Und wartete.

Burg Stolpen 1792: Auch 30 Jahre nach der Haft der Cosel noch ein trister Ort / Bild: gemeinfrei
Burg Stolpen 1792: Auch 30 Jahre nach der Haft der Cosel noch ein trister Ort / Bild: gemeinfrei



Portal zur Hauptburg und Schösserturm / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th
Portal zur Hauptburg und Schösserturm / Foto: Wikipedia / Thomas Henkel Hen.th / CC BY-SA 2.0 DE
1733 starb August, aber der Arrest der Cosel dauerte an. Erst 1743 hob der Hof den Bann auf. Das Zeughaus war inzwischen durch einen Blitzschlag abgebrannt, und die tragische Ex-Geliebte zog in den später nach ihr benannten Johannisturm.

Gräfin Cosel kehrte allerdings nicht nach Dresden zurück – warum weiß man nicht – sondern sie blieb bis zu ihrem Tod 1765 im Alter von 84 Jahren auf Burg Stolpen. Insgesamt also 49 Jahre lang.

Gruselig. Auf der Burg liegt sie auch begraben.

Der Gräfin von Cosel-Likör
Der Gräfin von Cosel-Likör
Die letzten Jahre „der Cosel“ waren durch militärische Ereignisse geprägt. Die einmarschierenden Preußen übernahmen 1756 das Regiment, 1758 konnte Sachsen die Burg zurückerobern. Ein Jahr vor dem Tod der Gräfin zog die sächsische Garnison ab. Die Burg begann zu verfallen.

Napoleons Truppen befestigten die Anlagen dann noch einmal. Als nach dem chaotischen Ende des Russlandfeldzugs absehbar war, dass Sachsen für Napoleon nicht mehr zu halten war, sprengten die abziehenden Franzosen die Verteidigungsanlagen.

Heute gehört die Burg Stolpen mitsamt ihrem Coselturm dem Freistaat Sachsen, der hier ein Museum zur Geschichte der einstigen Bischofsburg und der Gräfin Cosel betreibt. Die Burg liegt übrigens auf einem erloschenen Vulkanschlot aus Basalt. Zum Teil sind noch eckige Basaltsäulen sichtbar.



Gräfin Cosel während ihrer Haftzeit / Bild: gemeinfrei
Gräfin Cosel während ihrer Haftzeit / Bild: gemeinfrei
Ein ganz ähnliches Phänomen findet man unter der Veste Otzberg in Hessen.

An die Gräfin Cosel wird heute vor allem im Buchhandel erinnert. Es gibt eine Unzahl von Romanen und Historienschinken, die sich mit ihrem Schicksal zwischen August dem Starken und den Mauern von Stolpen beschäftigten. Es war ja auch ein spannendes Leben, zumindest in der ersten Hälfte.

Die Cosel-Welle lässt sich aber auch ganz anders nutzen, sagten sich die schlauen Sachen und haben daher auch den Gräfin von Cosel-Likör und den „Gräfin Cosel – Rosé Sekt“
(die Flasche für 24,90 Euro) erfunden.

Na dann „Wohl bekomm’s!“.

Link:

Homepage von Burg Stolpen

Und so sieht Burg Stolpen im Werbevideo aus:



Ein Gedanke zu „Burg Stolpen: Gefängnis der Gräfin Cosel“

  1. Danke für die schöne Zusammenfassung – ich lese gerade Elisabeth Dommers Roman „Traum und Zeit – der andere Gräfin-Cosel-Roman“,der das Thema aufgreift.

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