Versunkene Burg im Steinhuder Meer gefunden



Faszinierender Blick per Georadar auf die Reste der Kranenburg / Screenshot Niedersächisches Landesamt für Denkmalpflege
Faszinierender Blick per Georadar auf die Reste der Kranenburg / Screenshot: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Eine versunkene Burg: Das gibt’s nicht nur im sagenumwobenen Atlantis, sondern auch in der niedersächsischen Provinz, im Steinhuder Meer. Und zwar im flachen Wasser vor dem Ort Steinhude, wo im Sommer Surfer ihre Bahnen ziehen.

Wie sie heißt, weiß man auch: Eine Urkunde von 1320 erwähnt eine Kranenburg, wohl errichtet von den Mindener Bischöfen. Doch deren Überreste waren an Land nirgendwo zu finden.

2009 konnte ein Forschungsprojekt die Umrisse eines Teils der Burg mit Hilfe von Georadar-Messungen wieder sichtbar machen – und ganz nebenbei eindrucksvoll zeigen, was Archäologie heute mit Hilfe von Hightech so alles leisten kann.

Überflutete Kranenburg

Die nur etwa einen Meter tiefe Stelle, 150 Meter entfernt von der heutigen Seepromenade, stand schon seit Jahrhunderten im Verdacht, Standort der um 1600 aufgegebenen und überfluteten Kranenburg zu sein.

Strand am Steinhuder Meer. Von der Burg ist nichts zu sehen...
Strand am Steinhuder Meer. Von der Burg ist nichts zu sehen…

Alte Erzählungen berichteten von einer Burg, einer im See verlaufenden Straße und sogar einer ganzen untergegangenen Stadt.

Bereits 1766 untersuchte ein örtlicher Apotheker die für Boote hinderliche Untiefe mit dem Namen „Burg“ und stieß auf behauene Sandsteinblöcke. 1885 tauchten weitere Funde auf, darunter Keramikscherben. 1982 wurde das Gebiet von Tauchern vermessen, was weitere Anhaltspunkte lieferte.

Diese deutlichen Hinweise hinderten die Behörden allerdings nicht daran, 2003 erstmal völlig ohne schlechtes Gewissen Steine der „Untiefe Burg“ entfernen zu lassen, die ein „Schifffahrtshindernis“ darstellten, wie3 es im Beamtendeutsch heißt.



Hätte das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege nicht im Sommer 2009 eine Untersuchung der Stelle gestartet, wäre wohl auch der Rest von Niedersachsens einziger Unterwasserburg inzwischen von übereifrigen Behördenvertretern zugunsten freier Fahrt für Freizeitsegler abgebaggert worden. 

Nun rückten das Ingenieurbüro Sonder-Sonar Jena und die Firma Eastern Atlas Berlin mit ihrem Equipment an.

Die Forscher setzten vom Boot aus Sonar und Georadar ein: Hilfsmittel, um die Umrisse von kleinen Unebenheiten auch unter Wasser klar darzustellen.

Komplexe Baugeschichte

Gefunden wurde eine 120 x 90 Meter große, ovale einst bebaute Fläche. Darin zeigte sich mehrere Strukturen, die auf eine komplexe Baugeschichte hindeuten.

Das Landesamt empfiehlt nun, die „Untiefe Burg“ „von jeglichen Bau-, Ablagerungs- oder Baggerarbeiten frei zu halten. Sie ist kein Störfaktor, sondern integraler Bestandteil der Kulturlandschaft und des Naturparks Steinhuder Meer, die den Hauptwert des Naherholungs- und Tourismusraums (…) ausmachen.“

Zum Naherholungsgebiet gehört auch eine erhaltene Befestigung, vor deren Mauern das erste U-Boot Deutschlands zu Wasser gelassen wurde: Die Festung Wilhelmstein auf einer Insel im Steinhuder Meer.

Mehr zu dem Projekt schreibt Dr. Hans-Wilhelm Heine in den Berichten zur Denkmalpflege in Niedersachsen 01/2010: „Die „Kranenburg“: Eine Spurensuche im Steinhuder Meer“ (verlinkt als PDF).

Die dpa bringt dazu eine Meldung (veröffentlicht im Hamburger Abendblatt): „Schutz für versunkene Burg im Steinhuder Meer“ (dort nicht mehr online verfügbar).

Weiterlesen

Mehr zum Thema „Versunkene Burgen – und wo sie zu finden sind“ steht in einem eigenen Burgerbe-Blogartikel.

Mehr zur Schlössern und Burgen in Niedersachsen hier im Blog:
Schloss Marienburg: Letzter Gruß vom Königreich Hannover
Festung Grauerort: Preußens Kanonen an der Elbe
Schloss Bückeburg: Schaumburg-Lippes prächtige Residenz