Investoren lassen Schloss Crossen verfallen. Wer will es kaufen?



Bergfried von Schloss Crossen / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC BY-SA 3.0
Bergfried von Schloss Crossen 2007 / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
In den Nachwendejahren wurden allerlei historische Immobilien in den Neuen Bundesländern an Privatinvestoren verkauft. Hauptsache, jemand anders übernimmt die Verantwortung, mag sich mancher Landesbeamter gedacht haben.

Häufig ging alles gut, doch ein Teil der Baudenkmäler verfällt nun leider um so schneller.

Ein solcher Fall ist das thüringische Schloss Crossen bei Zeitz, dessen strahlend weißer Bergfried wie ein Leuchtturm ausschaut. Es gehört irischen Investoren. Die kümmern sich allerdings nicht um die denkmalgeschützte Bausubstanz.

Das ist sehr schade:
Eine Burg entstand hier schon im 10. Jahrhundert zum Schutz der Handelswege. Die heutige Burg datiert zurück ins 13. Jahrhundert. Davon steht allerdings nur noch der Bergfried. Das barocke Schlossgebäude und die beiden symmetrischen Kavaliershäuser sind Bauten vom Anfang des 18. Jahrhunderts.

Eines der beiden symetrischen Kavaliershäuser / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC BY-SA 3.0
Eines der beiden symetrischen Kavaliershäuser / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0
200 Jahre lang war es im Besitz der Familie von Flemming, die es im barocken Zustand erhielt und Turmuhren anbrachte.

1937 bis 1945 gehörte das Ensemble nach einer Zwangsversteigerung dem Inhaber der Schwarzbier-Brauerei Köstritzer (deren exzellente Produkte heute wieder deutschlandweit zu kaufen sind). Nach Kriegsende wurden erstmal Vertriebene einquartiert.

Die DDR-Funktionäre hatten nichts besseres zu tun, als laut über den Abriss nachzudenken. Der Zeitzer Professor Jefimow konnte das verhindern. Er sorgte dafür, dass eine Lehrer-Bildungsstätte ins Schloss zog, die bis 1993 aktiv blieb.

Nach der Wende steckte die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen 2,5 Millionen Euro öffentliche Mittel in das Schloss – und ließ es dann zu, dass irische Investoren das Ensemble 2006 bei einer Versteigerung für den Schnäppchenpreis von nur 205.000 Euro erwarben.

Innenhof von Schloss Crossen
Innenhof von Schloss Crossen / Foto: Wikipedia / Michael Sander / CC BY-SA 3.0

Die Gemeinde machte trotz des Spottpreises „aus Geldmangel“ von ihrem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch (nunja, sie hat auch nur 1400 Einwohner).

Die Investoren zahlten, sperrten die Öfentlichkeit aus und versuchen nun nach Angaben des Fördervereins, das Schloss zu einem deutlich höheren Preis (630.000 Euro) zu verkaufen.

Die Eigentümer sehen derweil dem Verfall der Gebäude zu, ohne dass irgendwelche Sanierungsaktionen bekannt geworden wären. „Der Verfall der Substanz schreitet zusehends fort und hat schon sehr sichtbar Innenwand und Illusionsmalerei im Festsaal erreicht“, heißt es auf der Seite des Vereins der Freunde und Förderer von Schloss Crossen.

Diesen Verein hatte der Crossener Dr. Wolfgang Maruschky schließlich im Frühjahr 2012 gegründet. Er will dabei helfen, einen neuen Investor zu finden, der sich nun aber wirklich mal um das Schloss kümmert.

Hier geht’s zur Homepage des Vereins.

Susann Grunert schreibt dazu in der Ostthüringer Zeitung (ohne die Besitzverhältnisse auch nur zu erwähnen): „Neuer Verein setzt sich für Schloss Crossen ein

Update Januar 2017: Die irischen Eigentümer wollten Schloss Crossen nun am 4. März 2017 versteigern lassen, was in letzter Minute abgesagt wurde. Die Stadt Bad Köstritz kündigte an, das Schloss für 360.500 Euro zu kaufen.