Wieder Streit um Schloss Kossenblatt




Schloss Kossenblatt / Foto: Wikipedia / Clemensfranz / CC-BY-SA-3.0
Schloss Kossenblatt / Foto: Wikipedia / Clemensfranz / CC-BY-SA-3.0
Düstere Geschichten ranken sich um Schloss Kossenblatt südöstlich von Berlin, um das es auch heute mal wieder Streit gibt.

Theodor Fontane erzählt, der Schlossbesitzer Generalfeldmarschall Hans Albrecht von Barfus, ein massiger brandenburgisch-preußischer Haudegen der Türkenkriege, habe wegen seiner Kriegsverletzung nur sitzend schlafen konnte.

Doch seine fast 40 Jahre jüngere Frau Eleonore, eine geborene Gräfin Dönhoff, habe seinen Tod durch Beseitigung der Kissen beschleunigt. Die Gräfin war es, die den Bau des dreiflügeligen Schlosses 1705 bis 1712 schließlich fertigstellen ließ.

An ihrem Todestag soll sie der Sage nach das gesamte Mobiliar auf einem Scheiterhaufen im Schlosshof auftürmen und verbrennen lassen haben, damit es nicht ihrem Sohn in die Hände fiele.

Jahrzehnte später soll ein Barfus-Nachkomme bei einem Gewitter den Geist der Greisin im Rollstuhl auf dem Hof vor lodernden Flammen gesehen haben… (der alte Fontane liebte solche Geschichten)


Es ist eine selbst für preußische Verhältnisse ziemlich eigentümliche Anlage: Brandenburg-Experte Fontante meinte dazu:
Es ist ein imposantes Nichts, eine würdevolle Leere – die Dimensionen eines Schlosses und die Nüchternheit einer Kaserne. Aber erst in den Zimmern der Beletage erreicht die Trübseligkeit ihren höchsten Grad.“

Frontseite von Schloss Kossenblatt / Foto: Wikipedia / Overberg / CC BY-SA 3
Frontseite von Schloss Kossenblatt / Foto: Wikipedia / Overberg / CC BY-SA 3
Kein Wunder, dass der Bau dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ausnehmend gut gefiel, der das nahe Schloss Königs Wusterhausen als Startpunkt für Jagdausflüge nutzte. Der Hohenzoller meldete Kaufinteresse an.

Als der Barfus/Dönhoff-Erbe aber partout nicht verkaufen wollte und einen astronomisch überhöhten Preis nannte, ließ der König das auf wegen des sumpfigen Landes auf angespitzten Baumstämmen stehende Anwesen kurzerhand schätzen.

Ergebnis des Gutachters: Es sollte 125.000 Taler wert sein. Den Betrag zahlte der sparsame Monarch denn auch anstandslos.

Friedrich-Wilhelm übergab das Schloss seinem elften Sohn August-Wilhelm, einem Bruder des „Großen Fritzen“. Der König blieb zu seinem Lebensende mehrere Monate lang hier, um seine Gicht zu kurieren.

Schlossbesitzer: Soldatenkönig Friedrich-Wilhelm I. / Bild: Wikipedia / Public Domain
Schlossbesitzer: Soldatenkönig Friedrich-Wilhelm I. / Bild: Wikipedia / Public Domain
Zu DDR-Zeiten wäre das 1947 enteignete Schloss fast gesprengt worden. Es beherbergte schließlich die einstige Zentralstelle für Reprographie des DDR-Filmarchivs.

Inzwischen gehört das marode Schloss der Schloss Kossenblatt GmbH, die das Barockensemble der Gemeinde Tauche (Landkreis Oder-Spree) für 240.000 Euro abgekauft hatte, schreibt RBB-Online. Doch jetzt möchte die GmbH, dass die Gemeinde das Schloss wieder zurücknimmt – und klagt deshalb nach RBB-Informationen vor dem Landgericht Frankfurt (Oder).

Grund: Ein angemessener Zugang zu dem Grundstück sei nicht gesichert. Die Zufahrt erfolge über ein Nachbargrundstück – und da gebe es ein  großes Tor, das gelegentlich geschlossen sei. „Dabei sei im Kaufvertrag festgelegt, dass eine öffentliche Zufahrt zum Schloss gesichert werde. Nichts sei passiert“, zitiert der RBB die GmbH-Geschäftsführerin. Die Gemeinde lehnt die Rückabwicklung allerdings ab. Man darf gespannt sein, wie’s weitergeht.

Fontanes gruselige Geschichte zu seinem Besuch auf Schloss Kossenblatt kann man bei Textlog.de nachlesen.

Der Artikel bei RBB-Online: „Wie weiter mit Schloss Kossenblatt?“ ist inzwischen nicht mehr online.