Dem Ritter-Mythos auf der Spur: Ausstellung „Echte Burgen – Falsche Ritter?“



Das Ausstellungsplakat. Gestaltung: HMB Manuela Frey / Foto: HMB
Das Ausstellungsplakat. Gestaltung: HMB Manuela Frey  Foto: HMB
Ritter: Waren das nicht diese stets edlen Gesellen, die von ihren Burgen aus die braven Bauern vor Räubern und Mördern schützten und gelegentlich Ungläubige im Heiligen Lande meuchelten – zur Ehre Gottes, während das Burgfräulein zuhause im Keuschheitsgürtel der Rückkehr des gerüsteten Gatten harrte?

Ritterromane à la Prinz Eisenherz transportierten bis ins 20. Jahrhundert hinein dieses Bild und vernebelten damit viele ansonsten humanistisch geprägten Köpfe.

Kaiser Wilhelm II. zeigte sich ja besonders gern in blitzendem Harnisch und erklärte noch den Beginn des Ersten Weltkriegs in Ritter-Sprech: „Auf. Zu den Waffen. So soll das Schwert nun entscheiden“. Hat es dann ja auch…

Um dieses Thema geht es in einer Schau in der Schweiz: Das Historische Museum Basel (HMB) zeigt zusammen mit der Archäologie Baselland die Ausstellung „Echte Burgen – Falsche Ritter?“  in der ehemaligen Barfüsserkirche, die seit 1894 ein Historisches Museum beherbergt.

Die bis zum 29. Juni 2014 dauernde Schau soll „den Gründen für die ungebrochene Faszination von Burgen und Rittern nachgehen und aufzeigen, woher zahlreiche Ritter- und Burgenklischees stammen“.

Ein Blick in die Ausstellung. Foto: HMB Peter Portner und Philipp Emmel
Ein Blick in die Ausstellung. Foto: HMB Peter Portner und Philipp Emmel

Zur Ausstellung
Anhand von archäologischen und historischen Erkenntnissen werden Fantasie und Wirklichkeit, „echt und falsch“, hinterfragt und beleuchtet. Dafür bietet sich die Region Basel geradezu an.

Das Baselgebiet ist eine der burgenreichsten Landschaften Europas, und der Glanz des Basler Rittertums mit seinen Turnieren strahlte weit in das Umland aus.

Ausgewählte Burgen der Region werden durch neuartige, im 3D-Druckverfahren hergestellte Modelle und archäologische Funde vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass selbst die Wissenschaft vor falschen Burgenbildern nicht gefeit ist.

Exponate des 18. und 19. Jahrhunderts zeigen eine romantisierte Sicht auf die Burgen und belegen eindrücklich, wie in dieser Zeit nachhaltig unser Burgenbild geprägt wurde (so etwas ähnliches versucht bis Mai 2014 übrigens auch eine Ausstellung zur Rheinromantik in Königswinter (D)).


Die Barfüsserkirche - heute Teil des Historischen Museums Basel / Foto: Wikipedia / Rynacher / CC-BY-SA-3.0-migrated
Die Barfüsserkirche – heute Teil des Historischen Museums Basel / Foto: Wikipedia / Rynacher / CC-BY-SA-3.0-migrated
Beleuchtet werden „die klischierten Geschlechterrollen des schutzbedürftigen Burgfräuleins und des heldenhaften Ritters“. Ritter erfreuen sich ja noch heute eines heldischen Images, man denke nur an die Jedi-Ritter aus Star Wars.

Diese Idealisierung des Rittertums hat bereits zu Lebzeiten mittelalterlicher Ritter eingesetzt: Ritter wurden von einfachen berittenen Kämpfern zu Streitern für das Gute, in den Kreuzzügen gar zu Gotteskkriegern.

Dies beeindruckte auch das aufstrebende Bürgertum, das seinen Vorbildern nachzueifern begann – vor allem auch deshalb, weil mit dem Ritterstand gesellschaftlicher Aufstieg und politische Ämter verbunden waren. In der Ausstellung werden exemplarisch drei Basler Bürger des 13.-15. Jahrhunderts vorgestellt, die über verschiedene Wege zu Rittern geworden sind.

Blick ins KirchenschiffFoto: HMB Philipp Emmel
Blick ins Kirchenschiff
Foto: HMB Philipp Emmel
Ein letzter Ausstellungsteil widmet sich dem Niedergang der Ritter und deren Erben in der Region. In die Fusstapfen der Ritter traten reiche Basler Bürger und die Stadt Basel.

Die Stadt erwarb alte Ritterburgen und setzte Landvögte ein, welche Steuern eintrieben und Recht sprachen. An den Burgen prangte fortan das Baseler Wappen – als Symbol der städtischen Herrschaft über das Land.

Die Ausstellung setzt auf eine erlebnisreiche Szenographie. Im Schiff der Barfüsserkirche ragen drei Türme in die Höhe, von denen einer bestiegen werden kann. Im Untergeschoss gruppieren sich mittelalterliche Exponate rund um einen Turnierplatz.

Ritterhelme mit integrierten Filmen von Ritterkämpfen lassen das Publikum ein Turnier unmittelbar miterleben. Über 20 weitere Medienstationen, darunter eine interaktive Burgenkarte, lassen die Besucher mit der Ausstellung interagieren. Diese können sogar zum Ritter werden, in dem sie in die Ausrüstung eines Ritters des Johanniterordens um 1250 schlüpfen.

Ein Fotowettbewerb auf Twitter (Hashtag „#HMBRitter“) prämiert monatlich das originellste Ritterkostüm.

Auf Schloss Thun werden heute wichtige Stücke der Burgunderbeute ausgestellt
Auf Schloss Thun werden heute wichtige Stücke der Burgunderbeute ausgestellt / Foto: Burgerbe.de

Zum Begleitprogramm
Ausstellungsrundgänge in drei Sprachen geben einen Überblick über das Thema, führen das Publikum durch die wichtigsten Fragen der Ausstellung und stellen ausgewählte Exponate in ihren Zusammenhang. Die Volkshochschule beider Basel bietet in Kooperation mit dem HMB eine Vortragsreihe.

Umfangreich ist das Angebot für Kinder: Es gibt Einführungen ins Ritterfechten, offene Ritter-Nachmittage, Familienführungen, Kindergeburtstage oder einen Familiensonntag zum Thema Ritter.

Für Schulklassen ab Primarstufe sind vier verschiedene altersgerechte Veranstaltungen im Angebot. Was können wir mit dem Rittertum heute noch anfangen? Wer sind die Ritterinnen und Ritter unserer Zeit? Und ist unser Bild des Mittelalters einfach Fiktion? Das sind Fragen, die auch für höhere Klassen aktuell sind.

Details zum Begleitprogramm gab es auf der Seite des Historischen Museum Basel

Dieser Artikel zieht seine Informationen aus einer Pressemitteilung des Museums.