Traitors Gate: Wer kam durchs Verrätertor in den Tower?



Tower Haupteingang: Leute, die nicht zum Tode verurteilt waren, bevorzugten diesen Weg / Foto: Burgerbe.de
Tower Haupteingang: Leute, die nicht zum Tode verurteilt waren, bevorzugten diesen Weg / Fotos: Burgerbe.de
Um in den Londoner Tower zu kommen, gab es früher zwei Möglichkeiten: Durch das hochherrschaftliche Haupttor, wo jeder Besucher gleich gesehen wurde – oder per Boot über die Themse durch das Traitors Gate („Verrätertor“).

Wie schon der Name sagt, stand dieses Tor neben der königlichen Familie eher den in Ungnade gefallenen Zeitgenossen offen, die als Staatsgefangene in die Kerker des Towers kamen. Das setzte meist Hochverrat oder – im Fall von Heinrich VIII. – eine neue Liebschaft des Königs voraus.

Errichtet wurde das Traitors Gate als Teil des St. Thomas’s-Towers unter König Edward I. um das Jahr 1300 als „Waters Gate“ oder „St. Thomas’s Gate“. Es war durch ein Fallgatter vor unerwünschten Besuchern gesichert.


Zugemauerte Durchfahrt: Aufschrift an der Themse-Seite des Tower / Foto: Wikipedia / Tyler Brenot / CC Attribution 3.0 Unported
Zugemauerte Durchfahrt: Aufschrift an der Themse-Seite des Tower / Foto: Wikipedia / Tyler Brenot / CC Attribution 3.0 Unported
Heute ist der Durchlass vom Fluß zum Traitors Gate zugemauert, die Umrisse der Einfahrt sind aber noch gut zu erkennen.

Das Holztor durch den inneren Mauerring selbst steht heute je nach Gezeitenstand abwechselnd im Trockenen und wieder im brackigen Themsewasser. Zeitweise bekommt man eine Ahnung davon, wie es ausgesehen haben mag, als hier die Gefangenen der Tudors eingeliefert wurden.

Zurück ging’s oft nur ohne Kopf

Für viele Durchreisende erwies sich das Passieren des Tores als One-Way-Trip. Zurück ging es oft nur noch ohne Kopf. Beispielsweise nahmen Anne Boleyn und Sir Thomas More (Thomas Morus) diesen Weg, beides Opfer der „Justiz“ von König Heinrich VIII..


Das Wasserbecken wurde als Trinkwasser-Reservoire für den ganzen Tower genutzt. Von hier transportierte eine von Pferden betriebene Pumpe das Wasser in eine Zisterne auf dem Dach des Weißen Towers.

Kanonen-Fabrik im Tower

1724 kam eine kleine Fabrik hinzu, in der Kanone aufgebohrt wurden. Im 19. Jahrhundert übernahm eine ratternde Dampfmaschine gleichzeitig die Wasserversorgung und die Arbeit an den Kanonenrohren.




Die von der Maschine verursachten Erschütterungen sollen allerdings so schwerwiegend gewesen sein, dass schließlich der östliche St Thomas’s Tower einstürzte. Die Industrialisierung forderte auch im Tower ihre Opfer.

Unter Queen Victoria wurde das fauchende Monster am Traitors-Gate-Becken schließlich im Jahr 1860 abgebaut und das Bassin trocken gelegt. Seit 1970 kann man es jetzt wieder mit Wasser sehen.

„Das Verrätertor“ ist übrigens auch der Name eines Edgar-Wallace-Krimis von 1964. Dabei brechen skrupellose Schurken in den Tower ein, um (natürlich) die Kronjuwelen zu stehlen. Ein Film mit Klaus Kinski und Eddi Arent. Hier mal ein Trailer:

Historisch betrachtet handelt es sich bei dem Tor um Londons mittlerweile drittes Verrätertor. Die beiden Vorgängerbauten waren Teil der Bebauung auf der alten London Brigde. Dort wurden noch die aufgespießten Köpfe von „Verrätern“ präsentiert.

Weiterlesen:

Mehr zum Tower hier im Blog: „Im Londoner Tower: Jahrhundertelange Propaganda mit “Armada-Beutestücken”