Die alte Burg Limburg: Nachbarin des teuren Bischofssitzes


Der Limburger Dom steht auf historischem Boden / Foto: Burgerbe.de
Der Limburger Dom steht auf historischem Boden / Foto: Burgerbe.de / Foto oben: Die alte Burg Limburg unweit des neuen Bischofssitzes / Foto: Wikipedia/Oliver Abels (SBT)/ CC-SA-3.0
Der neue Limburger Bischofspalast soll nun statt 5,5 Millionen bis zu 40 Millionen Euro kosten. In den Medien und bei einem Teil der Gemeindemitglieder sind Überraschung und Protest über das Verhalten von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst groß.

Dabei hätte man durchaus auch als Laie (oder Mitarbeiter des 180 Kräfte starken Bistums-Finanz- und Baudezernats*) vorhersehen können, dass der knappe Kostenrahmen schon angesichts des historischen Standorts auf dem bröckeligen Domberg nicht eingehalten werden kann.

Man hätte nur auf die andere Seite des prächtigen Limburger Doms schauen müssen, gut 100 Meter entfernt vom Bischofspalast alias Diözesan-Zentrum.

Dort liegt nämlich, ebenfalls auf dem hoch über der Lahn aufragenden Domberg, die alte Limburger Burg: bekannt als das Limburger Schloss (auch mit eigener Kapelle).

Die Sanierung des Domberg-Schlosses gibt schon einen deutlichen Vorgeschmack auf die Probleme, die beim Bau des Diozesan-Zentrums und der Sanierung der dazugehörigen Alten Vikarie aus dem 15. Jahrhundert zu erwarten gewesen waren und dann auch eintraten. Einer der Nutznießer der Schlosssanierung ist übrigens das Bischöfliche Generalvikariat.

Die Geschichte der Limburger Burg
Der Limburger Felsen ist seit vorchristlicher Zeit besiedelt. Seit etwa 800 existierte dort oben eine Burganlage, um den für den Handel wichtigen Lahnübergang zu sichern.

Archäologische Funde unter dem benachbarten neuen Bischofssitz waren zu erwarten und tauchten dann auch auf. Sie zu sichern und in den Bau zu integrieren, kostete 2,7 Millionen Euro.

Ab dem 13. Jahrhundert nahm der Ostteil der Burganlage als Wohnung der Herren von Limburg schlossähnliche Züge an. Um 1250 entstand ein repräsentativer Burgturm, an den sich dann ein dicht gedrängtes Sammelsurium an Mittelalter- bis Renaissance-Bauten regelrechte drückt. Alle dicht am Rand des Felsens.

Blick vom Limburger Schloss Richtung Dom / Foto: Burgerbe.de
Blick vom Limburger Schloss Richtung Dom / Foto: Burgerbe.de
Beim Blick auf die Rückseite der Burg bekommt man eine Ahnung, wie so eine mittelalterliche Residenzstadt mit wenig Platz und ohne Bauvorschriften wohl ausgesehen haben mag.

Das Land Hessen konnte mit der Burg wenig anfangen. 1995 wollte es die Burg sogar an einen privaten Investor loswerden.

Dies löste Bürgerprotest aus und führte zur Gründung eines Fördervereins, der die Anlage durch eine Stiftung sanieren und sichern will. 2000 kaufte die Stadt Limburg die Anlage für „eine Mark“.

Bei den Versuchen, die Burggebäude zu sanieren, zeigte sich, dass zunächst einmal eine Sicherung des bröckligen Untergrunds erfolgen muss. Der Boden unter den Gebäuden ist nach Jahrhunderten der Bebauung und durch die Wetterunbilden instabil geworden. Vor allem unter dem Renaissancebau. Die Nordostecke der Burg rutschte langsam ab.

2009 begannen Arbeiten zur Festigung des Untergrunds der Burg, im folgenden Jahr Arbeiten an der gesamten südöstlichen Gebäudezeile. Eine Erfurter Spezialfirma begann den Boden mittels so genannter „Kleinbohrpfähle und miteinander verspannter Pfahlkopfbalken“ zu sichern.


Der Limburger Dom auf seinem Felsen
Der Limburger Dom auf dem Domberg hoch über der Lahn
Auch beim Boden unter dem Bischofspalast soll dieses voraussehbare Problem aufgetaucht sein. Weitere Extrakosten liefen auf, weil der ursprüngliche Plan (kein Keller) durch den Bischof umgeworfen wurde, der offenbar forderte, ein Untergeschoss aus dem Fels zu fräsen.

Die Stadt lässt es nun angesichts der Größe des Projekts Schlosssanierung (bis 2012 wurden eine Million Euro verbaut) langsam angehen. „Es wird eine lange und nicht billige Geschichte“, sagte Stadtbaudirektor Volkmar Gundermann dem Limburger Lokalanzeiger.

Geplant sei, Räume im Obergeschoss an das Bischöfliche Ordinariat für die Probenarbeit des Domchores zu vermieten. Der zweite große Nutzer ist das Limburger Stadtarchiv, das dringend mehr Platz braucht. Das Erdgeschoss im Renaissancebau, hauptsächlich die ehemalige Schlossküche, solle laut Gundermann an Gastronomen für diverse Veranstaltungen vermietet werden.

Diözesanes Zentrum mit Alter Vikarie (vorne) und neuer Bischofs-Kapelle. Bereits die Sanierung der Altbauten kostete 9,85 Mio Euro / Foto: Wikipedia/Cirdan/CC-BY-SA-3.0
Diözesanes Zentrum mit Alter Vikarie (vorne) und neuer Bischofs-Kapelle. Bereits die Sanierung der Altbauten kostete 9,85 Mio Euro / Foto: Wikipedia/Cirdan/CC-BY-SA-3.0

Fazit: Mit einem Bruchteil der jetzt für den Bischofspalast auf dem Alten Vikarie-Gelände eingesetzten Summe hätte man eigentlich auch die Burg Limburg sanieren können. Damit hätte man viele Räume gewonnen, in denen Bischof Tebartz-van Elst und seine Gäste äußerst repräsentativ und gleichzeitig bescheiden hätte logieren können. Und es wäre auch noch ein gutes Werk für den Denkmalschutz getan worden.

Andererseits hat das Bistum so ein Touristenziel ersten Ranges geschaffen, das sicher noch nach Jahrhunderten kopfschüttelnde Reisende auf den Domberg führen wird. Volker Zastrow in der FAS dazu: „Die neue Residenz mit ihrer großkotzig Bescheidenheit simulierenden Sparkassen-Ästhetik ist wie für die Ewigkeit in den Felsen an der Lahn gefräst


Mehr zum aktuellen Stand der Diskussion um den immer teureren Bischofssitz auf Spiegel-Online: „Architekt bringt Tebartz-van Elst noch mehr in Bedrängnis„. Ein umfassendes Bild liefert der Zastrow-Artikel in der FAS: „Lügen, Gebäude„.

Letzter Stand ist, dass die Bistumsleitung (zurzeit ohne van-Elst), laut Spiegel-Online darüber nachdenken soll, den Palast in ein Flüchtlingsheim oder Deutschlands teuerste Armenküche zu verwandeln. Skuril.

*) Dass die 180 Beschäftigten des bischöflichen Finanz- und Baudezernats die Baukosten nicht einschätzen konnten, liegt laut Süddeutscher Zeitung schlicht daran, dass der Bischöfliche Stuhl die Kontrolle des Projekts übernommen hat.
Und bei Maßnahmen dieser Stiftung zum Unterhalt des Bischofs seien Bistums-Controlling und Baudezernat nicht zuständig.
So ein Zufall aber auch.



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